Boeing plant Nurflügler für die zivile Luftfahrt

Das Fliegen folgt Naturgesetzen, doch keines davon besagt, dass Flugzeuge aussehen müssen wie geflügelte Zigarren. Genauso wenig ist mit dieser Form das Optimum an Sparsamkeit und Effizienz erreicht. Das hat auch Boeing erkannt und bastelt seit geraumer Zeit zusammen mit der NASA und der US Air Force unter anfangs größter Geheimhaltung an der X-48, einem sogenannten „Blended Wing body“. Was die Amerikaner als „Blended Wing Body“ bezeichnen, benennt man im deutschsprachigen Raum „Nurflügelflugzeug“. Dieses zeichnet sich im Vergleich zur klassischen Flugzeugkonstruktion dadurch aus, dass die Tragflächen und der Rumpf nicht unterschieden werden. Es kommt ohne Höhenruder sowie in den neuesten Entwicklungen sogar ohne Seitenruder aus und erlangt die nötige Stabilität ausschließlich durch den Flug. Der bis heute bekannteste Vertreter ist der Stealth-Bomber Northrop B-2, welcher für die US-Luftwaffe im Irakkrieg zu Einsatz kam. Auf Grund der Tatsache, dass Nurflügler effizienter sind als ihre bisher konventionelle Konkurrenz, versucht Boeing, das Konzept in der zivilen Luftfahrt zu etablieren. Von der Arbeit am ersten Projekt im Jahr 2004 drang nicht viel an die Außenwelt, doch über die zweite Version, die X-48B, ließen die Forscher mehr verlauten. So gelang es am 20. Juli 2007, ein 230kg-schweres Modell im Maßstab 1:8,5 für 31 Minuten fliegen zu lassen. Der unbenannte Prototyp mit einer Spannweite von 6,4 Metern erreichte dabei eine Höhe von fast 3.000m und eine Geschwindigkeit von 222km/h. Sparsamkeit im Verbrauch und eine deutlich höhere Reichweite sprechen klar für die Bemühungen des US-Konzerns. So vielversprechend die Entwicklungen aus den USA hinsichtlich einer höheren Umweltfreundlichkeit in der zivilen Luftfahrt auch sind – die Serienreife wird wohl auf sich warten lassen müssen. Probleme bereiten beispielsweise der breitere Rumpf, in welchem Passagiere deutlich weniger Fensterplätze zur Verfügung haben und sich eingeengter fühlen werden. Auch die vorgeschriebene Evakuierungszeit von 90 Sekunden dürfte nur schwer einzuhalten sein. Es liegt also viel Arbeit vor den Ingenieuren, um die schnellste Art der Fortbewegung auch endgültig zur nachhaltigsten zu machen.

(GILLOUT)

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