Fusion Immofinanz/Immoeast auf Zielgerade

Die Aktionäre der börsenotierten Immoeast AG haben den Verschmelzungsantrag mit dem Mutterkonzern Immofinanz mit großer Mehrheit angenommen und damit die letzte inhaltliche Hürde für die Fusion aus dem Weg geräumt. Das Votum am Donnerstag (21. Jänner) fiel mit 96 Prozent ähnlich hoch aus wie die Abstimmung der Immofinanz-Aktionäre am Vortag. Mehrere Aktionäre haben freilich am Schluss der außerordentlichen Hauptversammlung (HV) Widerspruch angemeldet, auch Anfechtungen können in den nächsten Wochen noch eingebracht werden.

Der zweite Teil des Aktionärsvotums im Austria Center Vienna wurde mit einer Mehrheit von 99,3 Prozent angenommen. Es handelt sich dabei um die Abspaltung der IMBEA Immoeast Beteiligungsverwaltung, die künftig als Dachholding für das bisherige Geschäft der Immoeast fungieren soll. Die Immoeast selbst wird nach der Fusion verschwinden.

Wie bekannt wird die Immoeast in den Mutterkonzern hineinverschmolzen, wobei in der bisherigen Immoeast 90 Prozent des Geschäfts der ganzen Gruppe gebündelt sind. Die Immoeast-(Minderheits-)Aktionäre werden daher für zwei ihrer Aktien drei Immofinanz-Aktien erhalten und stellen damit zusammengenommen die Mehrheit an dem neuen Unternehmen. Das Geschäft der Immoeast wird als Sacheinlage in die neue „Immofinanz Group“ eingebracht, die Immofinanz bestreitet die neuen Aktien aus einer Kapitalaufstockung um 567,3 Millionen Jungaktien. Die Verschmelzung soll rückwirkend zum 30.4.2009 stattfinden.

Kosteneinsparungen von 5 Mio. Euro pro Jahr

Ziel der Zusammenführung ist es, die Liquidität der Aktien zu erhöhen, konzerninterne Verbindlichkeiten aufzulösen, die Transparenz zu erhöhen und Kosten einzusparen, wie Konzernchef Eduard Zehetner den Aktionären erläuterte. Die internen Kosteneinsparungen sollen bei rund 5 Mio. Euro pro Jahr liegen, hauptsächlich aus verringertem Verwaltungsaufwand. Die bisherige „doppelstöckige Struktur“ werde aber von den Anlegern nicht gutgeheißen und habe in der Bewertung einen Abschlag zur Folge: „Auf 20 bis 30 Prozent mehr (Höherbewertung durch die einfachere Struktur, Anm.) hofft der Vorstand.“

Seit der Gründung der Immoeast beherrscht die Mutter Immofinanz ihre Ost-Tochter – derzeit mit mehr als 54 Prozent der Aktien. Aus diesem Grund stand die Annahme der Fusion durch die außerordentliche Hauptversammlung am Donnerstag auch nie wirklich in Frage: Die Immofinanz war mit 455,6 Millionen stimmberechtigten Aktien vertreten und verfügte damit über mehr als 88 Prozent aller zur Hauptversammlung angemeldeten Aktien/Stimmrechte.

Kritische Fragen

Am Vortag hatten die Immofinanz-Aktionäre mit 99,9 Prozent der Verschmelzung zugestimmt. Anders als am Mittwoch dominierten zahlreiche kritische Fragen den Ablauf der Veranstaltung. Anlegervertreter wollten Details aus dem Verschmelzungsbericht in Erfahrung bringen und stellten kritische Fragen zu Bewertung bzw. zum Tauschverhältnis.

Ein Vorgehen gegen das durch mehrere Gutachten untermauerte Austauschverhältnis von drei (Immofinanz) zu zwei (Immoeast) ist erst nach der Eintragung der Transaktion ins Firmenbuch möglich, wie Immoeast-Rechtsberater Hanns Hügel erläuterte. Sollte dagegen vorgegangen werden, könne gegebenenfalls ein Gericht nachträglich eine Entschädigung in bar oder in Aktien für die benachteiligte Aktionäre festsetzen.

Obwohl durch das Austauschverhältnis die Minderheitsaktionäre der Immoeast zu Mehrheitseigentümern der „Immofinanz Group“ werden, werden aller Voraussicht nach die Immofinanz-Anteilseigner Rudolf Fries und Walter Scherb (Spitz) größte Aktionäre bleiben. Der auf der Immoeast-Hauptversammlung erkennbare (zweit)größte Aktionär der alten Immoeast ist ein polnischer Pensionsfonds, der nach der Fusion über nicht mehr als 2,6 Prozent der Stimmrechte verfügen dürfte.

Rascher Vollzug erwartet

Die Immofinanz rechnet mit einem raschen Vollzug der diese Woche von den Aktionären beschlossenen Verschmelzung von Immofinanz und Immoeast. „Wir hoffen, dass das Ende Februar durch ist – das ist realistisch, wenn es keine Anfechtungen gibt“, sagte Immofinanz-Chef Eduard Zehetner am Donnerstagabend nach einer außerordentlichen Hauptversammlung auch der Immoeast. Zehetner hält Anfechtungen für unwahrscheinlich, stellt sich aber auf eine gerichtliche Überprüfung des Austauschverhältnisses von Immofinanz- und Immoeast-Aktien ein.

Im Rahmen der Verschmelzung der Immoeast in die Immofinanz sollen Immoeast-Aktionäre für zwei ihrer Aktien drei Immofinan-Papiere bekommen. Eine gerichtliche Überprüfung des Austauschverhältnisses durch das Firmenbuchgericht kann die Fusion nicht verzögern, wie auf der Hauptversammlung der Immoeast erläutert worden war. Die Anträge können erst nach der Eintragung der Verschmelzung erfolgen. Sollte das Gericht zum Schluss kommen, dass eine Seite zu wenig Geld bekommen hat, kann es eine Entschädigung in bar oder in Aktien festsetzen.

Zehetner bemühte sich auch, Sorgen über möglicherweise bevorstehende Verkäufe von Immoeast-Aktien zu beschwichtigen. Wie berichtet, will der Konzern 36,4 Millionen Immoeast-Aktien, die er im Rahmen eines Vergleichs voraussichtlich im ersten Quartal mit der Constantia Packaging BV bekommen soll, auf den Markt werfen. Dazu kommen bis zu 40 Millionen Anteilsscheine, die in Warschau gelistet sind. Die Immoeast wird nach der Fusion vom Kurszettel verschwinden, eine Nachfolge-Notierung der Immofinanz neu wird es in Polen nicht geben. Großaktionäre wie polnische Pensionsfonds sind aber verpflichtet, in im Inland notierte Aktien zu investieren. Zusammengenommen machen die beiden Posten mehr als neun Prozent der Immoeast-Aktien aus.

„Das ist die leichteste Übung, mittlerweile interessieren sich drei Banken für die Durchführung“, sagte der Immofinanzmanager vor Journalisten. Die Aktien aus dem Vergleich könnten „kursschonend“ außerhalb der Börse verkauft werden, meinte er.

Kapitalerhöhung möglich

Eine Kapitalerhöhung wie im vergangenen Herbst eine gescheitert ist, schließt Zehetner nicht aus aus. Gegenwärtig gibt es in der Immofinanz noch ein genehmigtes Kapital in Höhe von 230 Millionen Aktien. Wenn die Kapitalerhöhung bald erfolgt und Investmentbanken mit an Bord sind, die die Fairness-Opinion für die Verschmelzung erstellt haben, soll es auf das Gutachten einen „Rabatt“ geben. Zehetner will den genehmigten Rahmen aber nur dann abrufen, wenn die Märkte dies zulassen und sich in Osteuropa die wirtschaftliche Wende abzeichnet: „Für den Rückkauf von Anleihen würden wir das Geld sicher nicht verwenden.“

Den Aktionären versprach Zehetner, dass bei einer Aufstockung die Anteile nicht über Gebühr verwässert würden. „Unter 50 Prozent des Net Asset Value (innerer Wert, Anm.) ist eine Kapitalerhöhung sicher nicht attraktiv“, sagte er bei der Immofinanz-Hauptversammlung am Mittwoch. Derzeit steht die Aktie knapp vor dem von Zehetner genannten Schwellenwert: Das Papier notiert aktuell bei 2,51 Euro, der aktuelle Net Asset Value (NAV) liegt nach jüngsten Angaben bei 5,09 Euro.

(APA)

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