Große Nachfrage nach Schmalz: Zwei Premieren in Österreich

„Es kann gar nicht genug Schmalz-Erbauung geben“, schrieb die „Süddeutsche Zeitung“ kürzlich anlässlich der Uraufführung von Ferdinand Schmalz‘ „Erbauungsstück“ „der tempelherr“ am Deutschen Theater Berlin. Diese Bitte wird nun erfüllt: Am Donnerstag hat „schlammland gewalt“ am Grazer Schauspielhaus Premiere, zwei Tage später folgt „jedermann (stirbt)“ am Schauspielhaus Salzburg.

Um den 1985 geborenen Steirer Ferdinand Schmalz herrscht auf dem Theater nicht erst seit seinem Bachmann-Preis 2017 ein rechtes G ́riss. Schon „am beispiel der butter“ (2014) und „dosenfleisch“ (2015) waren Herausforderungen, die Theater gerne angenommen haben.

„Theater oder wie ich es nenne: Sauna fürs Gehirn“, heißt es in der als Fischer Taschenbuch herausgekommenen Sammlung seiner „leibstücke“ – und ins Schwitzen kommt jeder Regisseur, der sich der Herausforderung stellt, der eigenwilligen, metaphernreichen Sprache auf der Bühne ebenso kräftige Bilder beizugeben.

„schlammland gewalt“ ist ein relativ kurzer Monolog, der ins Dörfliche führt. Dauerregen verwandelt eine Festwiese in eine Morastlandschaft, in der Mensch und Natur kein Halten mehr kennen und alles ins Rutschen kommt. Bei der Uraufführung 2017 am Deutschen Theater Berlin versammelte Josua Rösing drei Schauspieler und einen Musiker in hautfarbenen Ganzkörperanzügen zu einem „Konzert der Stimmen“. Im Haus Drei des Grazer Schauspielhauses hat die 1988 geborene österreichische Regisseurin Christina Tscharyiski für die Österreichische Erstaufführung nun zwei Darsteller (Eva Mayer und Clemens Maria Riegler) aufgeboten, die als Überlebende berichten, was ihnen und dem übrigen „festgemeinschaftskörper“ widerfahren ist.

Der 1983 in Salzburg geborene Regisseur Rudolf Frey hat es dagegen übernommen, Schmalz‘ Jedermann-Überschreibung zum ersten Mal in der Mozartstadt zu zeigen. Das vor einem Jahr durch Stefan Bachmann am Burgtheater uraufgeführte und beim Nestroy-Preis als bestes Stück ausgezeichnete Werk hat deutliche Akzentverschiebungen in die Gegenwart gebracht. An der Salzach, wo Generationen von Festspiel-Intendanten am Vorhaben gescheitert sind, das Domplatz-Spektakel rund um das Hofmannsthal’sche Original radikal zu erneuern, erhält die neue Version naturgemäß einen besonderen Reiz.

Noch keinen Österreich-Termin gibt es dagegen für „der tempelherr“. In dieser Auftragsarbeit für das Deutsche Theater Berlin, die nicht, wie man annehmen könnte, eine Fortschreibung von Lessings „Nathan der Weise“ ist, treibt der Traum vom Eigenheim ganz eigene Blüten. „Eine vergnügt abgründige Persiflage auf die Irrungen und Wirrungen des Häuslebauens“, sah die „F.A.Z.“ in der Uraufführung durch Philipp Arnold, die am 3. März Premiere hatte. „Ferdinand Schmalz erweist sich einmal mehr als Meister des großen Gesellschaftssymbols“, urteilte der „Tagesspiegel“, und die „Süddeutsche Zeitung“ ortete viel komisches Potenzial und wünschte dem Stück „etwas wagemutigere Nachinszenierungen an anderen Theatern“. Man darf gespannt sein, wer im Land von „Hinterholz 8“ das Rennen um die Erstaufführung machen wird.

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