SKG 2024: Katerfrühstück in Bad Ischl und eine zufriedene Intendantin

"Weltsalon" und "Großer Welt-Raum-Weg" für die geistige Nahrung – Frühschoppen im Pfarrsaal – Nächtliche Aufräumarbeiten

Nach der offiziellen Eröffnung ist die frisch gebackene Europäische Kulturhauptstadt Bad Ischl – Salzkammergut 2024 Sonntagvormittag mit einem Katerfrühstück in den Tag gestartet: Frühschoppen im Pfarrsaal, geistige Nahrung beim „Weltsalon“ in den Stallungen der Kaiservilla. Intendantin Elisabeth Schweeger zeigte sich mit der Eröffnung, zu der 10.000 bis 15.000 Gäste gekommen waren, sehr zufrieden: „Es war wirklich ein Fest.“

Dieses ging am Sonntag weiter, wenn auch etwas leiser und im Fall des Weltsalons weniger ausgelassen: Dort diskutierten Herfried Münkler, Nava Ebrahimi und Aleida Assmann zum Thema „Europa im Umbruch“. Der deutsche Politikwissenschafter Münkler fand es in seiner Keynote „gar nicht leicht, die Feierlaune der Kulturhauptstadt zu stören mit einer schlechten Nachricht: Europa ist in der Krise.“ Die zentrifugalen Kräfte hätten zugenommen. Mit Blick auf den russischen Überfall auf die Ukraine sagte er: „Wenn Putin den Krieg gewinnt, dann haben wir eine Migrationsbewegung, bei der sich fünf Millionen, eher zehn Millionen Menschen sich in Bewegung setzen werden.“ Münklers Fazit: „Es gibt große Herausforderungen, die die Europäer bestehen müssen – oder es wird keine EU mehr geben.“

Nachdem im Anschluss an den Weltsalon Fiston Mwanza Mujila, Patrick Dunst und Grilli Pollheimer mit einer „Konzert_Performance“ aufgewartet hatten, wurde in den ehemaligen Kaiserlichen Stallungen der „Große Welt-Raum-Weg“, vorgestellt. Er führt nicht zu fernen Sternen, sondern in den eigenen Kopf. Hinter dem Projekt der Stadtpfarre Bad Ischl stehen Christoph Viscorsum, der unter anderem auch für den Audioweg am Gelände des ehemaligen KZ Gusen verantwortlich zeichnete, und der Audio-Experte Andreas Hagelüken.

Der Weg ist eine Reise – geistig und gleichzeitig als mehrtägiger Fußmarsch – durch vierzehn Hör- und Erfahrungsräume. Man beginnt im Badezimmer, kommt dann zur Pfarrkirche Bad Ischl und steigert sich bis zur Steinwüste des Toten Gebirges. Als Wegmarken fungieren Audiotracks, denen man an festgelegten Stationen via Smartphone lauscht. Zu hören sind die Stimmen von Kirchenbesuchern ebenso wie von Landwirten oder von Experten aus den unterschiedlichsten Bereichen. Die Stimmen wollen nicht belehren, so Viscorsum, es geht bei dem Projekt eher darum, zu sich selbst und den eigenen Wurzeln zu finden.

Laut Veranstaltern waren am Samstag 10.000 bis 15.000 Leute in die Kaiserstadt gekommen. Das ist eine vorläufige Zahl, die den Erwartungen entsprach, eine genaue Auswertung werde noch etwas dauern, hieß es. 5.500 – mehr waren aus Sicherheitsgründen nicht zugelassen – verfolgten die Eröffnungszeremonie im Kurpark mit einer eindrucksvollen Jodel-Chor-Performace unter der Leitung von Hubert von Goisern, einem Auftritt von Tom Neuwirth aka Conchita und dem „Pudertanz“ von Doris Uhlich. Anschließend wurde in den Straßen der Stadt bis in die Nacht gefeiert, zahlreiche Konzertbühnen indoor und Open-Air wurden bespielt.

Im Gespräch mit der APA zeigte sich Intendantin Elisabeth Schweeger überaus zufrieden mit dem gestrigen Eröffnungstag, der ein Fest gewesen sei. „Die ganze Stadt ist flaniert und hat hochkarätige künstlerische Positionen entdecken können.“ Das Programm auf der Hauptbühne habe einen schönen Bogen gebildet, das Kaiserwetter am gesamten Wochenende „ist uns geschenkt worden“. Jetzt gehe es daran, die nächsten Produktionen und Ausstellungen, etwa im Gedenkstollen in Ebensee oder in den Dachsteinhöhlen, umzusetzen. „Das wird uns als Nächstes beschäftigen.“

Am Tag nach der großen Sause zeigte sich die Kulturhauptstadt dank nächtlicher Extraschichten des städtischen Wirtschaftsdienstes übrigens sauber und aufgeräumt. Auf den Straßen waren kaum Spuren der großen Eröffnungsparty, die bis in die Nacht gedauert hatte, zu sehen. Im Kurpark wurde abgebaut, die Stadt wirkte – bei nach wie vor herrschendem Kaiserwetter – wieder beschaulich.

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