Frankreichs Süden lockt mit Top-Ausstellungen

Vallauris, Antibes, Saint-Paul de Vene, Nizza und Cannes: Die Städte liegen wenige Kilometer voneinander entfernt, sind aber an Museumsdichte in Südfrankreich kaum zu übertreffen. Wie viele Museen die Kunstmeile an der Cote d’Azur noch vertragen kann? Zumindest noch eines: 2011 eröffnete Musee Bonnard – das erste, das weltweit dem Nabi-Künstler und Postimpressionisten Pierre Bonnard gewidmet ist.

„Mit einem derartigen Erfolg hat niemand gerechnet“, sagt die Direktorin Veronique Serrano. Statt der erhofften 50.000 Besucher sind nach den ersten zwölf Monaten 80.000 gekommen. Das Museum liegt in Cannet, gleich hinter Cannes. Es liegt auf den Höhen und dominiert die Bucht. Von den Fenstern des Museums aus hat man einen herrlichen Blick auf die Lerins-Inseln und das Cap Esterel. „Das Beste an den Museen sind die Fenster“, sagte Bonnard einst. Das war nicht spöttisch gemeint. Der Künstler dachte dabei an die flache Oberfläche, die sie einrahmen, denn in seiner Malerei war das eigentliche Sujet die Oberfläche mit ihren Farben und Gesetzen.

Die Villa Saint-Vianney, in der sich das mehrstöckige Museum befindet, stammt aus dem Jahr 1908. Ein herrliches weißes Belle Epoque-Gebäude, das um einen modernen Empfangsbereich auf rund 1000 Quadratmeter erweitert wurde. Die Villa wurde 1998 von der Stadt Cannet gekauft, in der Bonnard am 23. Januar 1947 im Alter von 79 Jahren gestorben ist. Cannet war für Bonnard das, was Giverny für Monet war, Nizza für Matisse und Aix-en-Provence für Cezanne.

Dafür, dass der Besucherstrom nicht abbricht, soll auch die diesjährige, bis zum 16. September dauernde Werkschau sorgen. Unter dem Titel „Bonnard, unter Freunden“ (Bonnard, entre amis) werden rund 50 Werke von Matisse, Monet, Vuillard und anderen bedeutenden Künstlern gezeigt, die die Malerei des 20. Jahrhunderts nachhaltig beeinflusst haben. „Ich mag den Menschen, ich bewundere den Maler“, sagte der Impressionist Auguste Renoir. Der Symbolist Maurice Denis stimmte zu: „Er wird von den Verrückten und Weisen geliebt. Man wird nicht müde, Bonnards zu sehen.“ Die Ausstellung illustriert die engen freundschaftlichen Beziehungen, die der Künstler zu seinen zeitgenössischen Malerkollegen pflegte.

Für die Qualität der Bilder sprechen die Leihgeber: internationale und nationale Museen, Galerien und Privatsammler, darunter auch das Puschkin-Museum in Moskau und das Pariser Orsay-Museum. Ein Zeichen dafür, dass das Bonnard-Museum nach nur einem Jahr zu den „großen“ in der Region gehört. Die französische Mittelmeerküste ist eines der beliebtesten Sommerreiseziele weltweit. Ein Pluspunkt, um die Besucher als Abwechslung vom Strand in gut klimatisierte Museen und qualitativ hochwertige Ausstellungen zu locken.

Nur drei Kilometer von Cannet entfernt liegt Cannes und das „Centre d’art La Malmaison“, das zusammen mit dem Magnelli-Museum in Vallauris gemeinsam: „Picasso, die Wege in den Süden“ (Picasso, les chemins du Sud) zeigt – rund 50 Gemälde und Skulpturen des Malers, dem die Sonne und die Landschaften Südfrankreichs 27 Jahre lang als Inspirationsquelle dienten.

Mit dem Auto sind es von Cannes nach Monaco nur 25 Minuten Fahrzeit. Das Ausstellungsprogramm ist in dem Fürstenstaat in diesem Sommer besonders dicht und anspruchsvoll. Neben „Extra Large“ – 50 überdimensionale Skulpturen und Installationen des Centre Pompidou Paris – im Grimaldi-Forum und Marc Quinn im Ozeanographischen Museum zeigt die vor zwei Jahren eröffnete Villa Paloma den deutschen Künstler Thomas Schütte.

Unter dem Titel „Houses“ sind die jüngsten Rauminstallationen des in Oldenburg geborenen Bildhauers und Zeichners zu sehen. Der zweite Teil der Schütte-Ausstellung findet im Museum Castello di Rivoli in der Nähe von Turin mit der Skulpturenreihe „Frauen“ statt: 18 monumentale weibliche Körper in Bronze, Aluminium oder Stahl. Ein kleiner Abstecher nach Italien, der sich lohnt.

(APA/dpa)

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