Erst Sex, dann Gold? Frage lässt Forscher rätseln

Sollen sie oder sollen sie nicht? Die alte Frage: Ist Sex vor dem Wettkampf gut oder nicht? Kommt drauf an, sagen australische Experten.

Australiens Schwimmdamen sind bei Olympia mit dem erotischen Roman „Geheimes Verlangen“ ins Bett gegangen, wie Goldfrau Alicia Coutts ausplauderte. Ihr Landsmann, der Schütze Russell Mark, beschwerte sich, dass er mit einem Kollegen und nicht mit Mannschaftskameradin – und Ehefrau – Lauryn Mark das Zimmer teilen sollte. Auch das deutsche Schwimm-Traumpaar Britta Steffen und Paul Biedermann schlief in London in getrennten Unterkünften. Die ewige Frage bleibt: Ist Sex vor dem Wettkampf gut oder nicht?

„Wenn Sex für Sportler zur normalen Vorbereitung gehört, würde ich keine Abstinenz verordnen“, sagt Physiotherapeut Mark Brown vom Sportmedizinrat in Australien, der an drei Olympischen Spielen teilgenommen hat. „Viele Athleten folgen in der Vorbereitung festen Ritualen. Die sollte man nicht stören.“ So manche Trainer meinen, dass eine Sexsperre Spieler aggressiver und damit besser macht. Andere glauben dagegen, dass Sportler bei zu viel Aggression den Blick fürs Wesentliche verlieren und schlechter werden.

Glaubt man Stars wie US-Schwimmer Ryan Lochte, gibt die Mehrheit der Olympioniken nur wenig auf die Meinung von Experten. „70 bis 75 Prozent“ der Bewohner des olympisches Dorfes würden auch während der Spiele keineswegs enthaltsam sein, ließ Lochte wissen. Andere berichten sogar von einem wahren Lotterleben vieler Athleten.

Aus Sicht von Sportwissenschaftler David Bishop von der Victoria University schmälert das die Medaillenchancen aber nicht zwangsläufig. „Sex und dann ein guter Schlaf – das kann sich sicher positiv auswirken“, sagt er. „Wenn Sportler das nicht so gewohnt sind, sollten sie es natürlich in der Wettkampfvorbereitung auch lassen.“

Eine wissenschaftliche Antwort sei schwierig, sagen beide Experten. Einfach, weil eine kontrollierte Studie unmöglich sei. Kaum einer mache ehrliche Angaben zu seinem Sexleben, sagt er. Vier Studien, in denen ausschließlich Männer befragt wurden, fand Bishop in der Literatur und keine davon kam zu einem eindeutig positiven oder negativen Ergebnis.

Viel hänge davon ab, was die Athleten selbst vor dem Start für wichtig halten, meint Brown. Manche folgen bizarren Ritualen, stehen etwa mit demselben Bein auf wie beim letzten Triumph, oder bandagieren sich ein Körperteil, weil sie damit mal siegten und dies seitdem als Talisman betrachten. „Man darf sie nicht psychisch belasten, indem man ihnen sagt: Junge, dass ist doch alles Quatsch.“ Mit der Frage nach Sex oder Abstinenz sei es ähnlich. Die Sache sei bei jedem vermutlich anders. „So, wie lange Flüge oder Schlafen in fremden Betten und das Leben im Olympia-Dorf jeden anders belasten“, sagt Bishop.

(APA/dpa)

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