Der Volvo V40 probt den Neuanfang

Bisher hat Volvo in der Kompaktklasse so recht keine Rolle gespielt: Das Coupé C30 zu klein, die Limousine S40 zu spießig und der Kombi V50 eine halbe Nummer zu groß – doch jetzt räumen die Schweden auf und proben mit dem V40 einen Neuanfang.

Mit dem V40 will Volvo ganz neu durchstarten – er zielt auf das obere Ende der Kompaktklasse und tritt ab September zu Preisen ab 29.162 Euro gegen Autos wie den Audi A3 oder den BMW 1er an. Drei ältere Modelle – die Limousine S40, der Kombi V50 und das Coupé C30 – müssen dafür aus dem Portfolio der Schweden weichen.

Innenraumdesign wie bei einem Smartphone

Dabei setzt er vor allem auf ein nobles Ambiente: Nicht nur die Karosserie ist deshalb sehr kräftig und elegant gezeichnet; auch der Innenraum überzeugt mit Noblesse. Die Materialauswahl ist vornehm, die Konsolen erinnern an moderne Smartphones, die Grafiken sind aufwendig animiert. Und gegen Aufpreis gibt es nicht nur eine LED-Beleuchtung in sieben Farben. Erstmals in dieser Klasse baut Volvo auf Wunsch virtuelle Instrumente ein: Statt klassischer Uhren prangt im Cockpit dann ein Monitor, dessen Darstellung man verändern kann. Doch gibt es den nur gegen Aufpreis. Der antiquierte Handbremshebel jedoch will nicht so recht in die schöne neue Volvo-Welt passen.

Für einen Kombi zu klein, aber der sparsamste seiner Art

Dazu gibt es vorne viel und hinten ausreichend Platz sowie zahlreiche teils recht clevere Ablagen. Trotzdem darf man sich vom Namen und dem steilen Heck des 4,37 Meter langen Fünftürers nicht in die Irre führen lassen: Für einen Kombi ist der Kofferraum des V40 mit 335 Litern Volumen zu klein, wenngleich geschickt aufgeteilt. Die Ladekante ist zu hoch und die Klappe nicht breit genug. Aber Volvo zielt ja auch nicht auf Autos wie den VW Golf Variant oder den Ford Focus Turnier, sondern eher den A3 Sportback, der selbst nicht viel praktischer ist.

In Fahrt bringen den V40 zunächst je fünf Motoren. Es gibt drei Diesel mit 84 kW/115 PS bis 130 kW/177 PS und zwei Benziner, die 110 kW/150 PS und 132 kW/180 PS leisten. Später folgt als sportliches Spitzenmodell noch ein Fünfzylinder-Turbo mit 187 kW/254 PS.  Besonders stolz sind die Schweden auf ihren kleinen Diesel, der auf dem Prüfstand nur 3,6 Liter verbraucht (CO2-Ausstoß: 94 g/km) und damit zu den sparsamsten Vertretern seiner Klasse zählt.

Für den Spaß braucht man Leistung

Wer nicht sparen, sondern Spaß haben will, ist mit V40 T4 am besten bedient. Er hat einem 1,6-Liter-Benziner, der den schmucken Schweden mit 132 kW/180 PS flott in Fahrt bringt: Der Motor klingt kernig und reagiert spontan. Bei Vollgas im Overboost-Modus beschleunigt er den V40 in 7,7 Sekunden auf Tempo 100 und erreicht maximal 225 km/h.

Bei dieser Variante lohnt sich die Investition ins strammere Sportfahrwerk mit härteren Dämpfern und reduzierter Bodenfreiheit. Außerdem sollte man sich dann auch mal durch die verschachtelten Menüs klicken – bis zur Einstellung der Lenkung: Die Soft-Version taugt allenfalls fürs Rangieren im Parkhaus. Aber wer etwas sportlicher fahren und scharf durch die Kurven schneiden möchte, freut sich über die direktere Sport-Einstellung.

In Sachen Sicherheit ganz der Alte

Elegant gezeichnet, modern eingerichtet und leidenschaftlich abgestimmt – das macht den V40 zu einem Avantgardisten unter den Autos der Marke. Doch bei einem Thema bleiben die Schweden den alten Idealen treu: Sicherheit wird weiter groß geschrieben. Sorgten dafür früher schwere Stähle, ist es jetzt die Elektronik, die den V40 zum sichersten Auto seiner Klasse machen soll. Dafür bekommt er mehr Assistenzsysteme als manche Luxuslimousine.

Einige von ihnen, etwa die Abstandsregelung oder die Kontrolle des Toten Winkels, wurden nur verbessert. Aber manche sind völlig neu. So warnt der V40 beim Rangieren im Rückwärtsgang vor Querverkehr. Er liest Verkehrsschilder und macht sich ums Gemeinwohl verdient. Denn erstmals schützt ein Airbag unter der Motorhaube Fußgänger bei einer Kollision. Damit es erst gar nicht soweit kommt, können die Sensoren des automatischen Notbremssystems City Safety jetzt bis Tempo 50 nicht nur vorausfahrende Autos erkennen. Sie schlagen auch Alarm und steigen in die Eisen, wenn Passanten auf die Straße laufen.

Fazit: Volvo zieht mit der Nobel-Konkurrenz gleich

Mit dem V40 ist den Schweden ein großer Wurf gelungen. Sie haben endlich ein Auto, das in die Kompaktklasse passt, und ziehen bei Ausstattung und Ambiente mit den Nobelmarken gleich. Der Fünftürer heißt die Kundschaft in einer schönen, neuen Volvo-Welt willkommen. Allerdings hat der Fortschritt seinen Preis. Mit A3 und Co. liegt der V40 halbwegs gleichauf. Aber ein VW Golf ist rund ein Fünftel billiger.

(APA/dpa)

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