Fiat 500L: Ein Kleiner für die ganze Familie

Der Fiat 500 war bisher vor allem ein Auto für Großstadt-Singles. In der Maxi-Version 500L wird er zu einem Familienauto mit überraschend viel Platz. Der Wagen kommt in Österreich ab 20. Oktober zu Preisen ab 16.400 Euro in den Handel.

Für einen Preisaufschlag von nicht einmal 1.000 Euro zum normalen, vergleichbar motorisierten Cinquecento gibt es mit dem Fiat 500L in jeder Hinsicht mehr Auto: Er ist mit seinen 4,15 Metern fast 60 Zentimeter länger als das Grundmodell, innen hochwertiger ausgeschlagen, hat zwei zusätzliche Türen und bietet deutlich mehr Platz. Muss man beim Zweitürer mühsam auf den Rücksitz klettern und dort die Knie anziehen, passen in den Viertürer bequem vier und notfalls auch fünf Erwachsene.

Schon in der ersten Reihe ist der Platzgewinn spürbar, auch weil das Auto ein wenig in die Breite und deutlich in die Höhe gewachsen ist. Am meisten profitieren die Hinterbänkler, die schon bei normaler Bestuhlung viel Platz haben. Ein Griff genügt, dann rattert die Sitzbank noch einmal bis zu 15 Zentimeter nach hinten. Auch beim Gepäckraum ist der 500L seinem kleinen Bruder haushoch überlegen: Selbst bei maximaler Beinfreiheit für die Passagiere im Fond beträgt das Kofferraumvolumen 400 Liter. Legt man die Rückbank um, passt mehr als dreimal so viel hinein.

Neues Format mit alten Formen

Der 500L hat zwar ein neues Format, aber die Formen sind die alten. Auch der große Cinquecento bedient das Kindchenschema und soll einfach nur niedlich sein. Allerdings sieht er mit dem höheren Dach und der großen Heckklappe nicht mehr ganz so knuffig aus. Und innen wirkt das Auto trotz der modischen Plastikkonsolen ein wenig ernsthafter, was auch an der vornehmeren Materialauswahl liegen dürfte. Dennoch haben die Italiener sich viele und teils ziemlich verrückte Extras für den 500L einfallen lassen. So können Kunden den Wagen wie den gewöhnlichen 500 umfangreich personalisieren und eine Espressomaschine nachrüsten.

Spaß macht der 500L vor allem in der Stadt

So pfiffig das Auto, so unspektakulär die Antriebstechnik. Zur Wahl stehen zwei Benziner und ein Diesel, deren Leistungsdaten viel zu eng beieinander liegen: Der kleine Benziner hat 70 kW/95 PS, der größere 77 kW/105 PS. Dazu gibt es einen Diesel mit 1,3 Litern Hubraum und 63 kW/85 PS, der zumindest in der Stadt viel Spaß macht. Dort tritt er mit einem maximalen Drehmoment von 200 Newtonmetern kräftig an und passt gut zum wendigen Auto, das man mühelos in jede Parklücke zirkeln kann.

Am Ortsausgang wirkt der Selbstzünder allerdings ein wenig zäh. Bis der 500L aus dem Stand Tempo 100 erreicht, dauert es geschlagene 14,9 Sekunden. Nur langsam steigt der Tacho danach weiter auf maximal 165 km/h. Immerhin ist der Diesel sparsam: Auf dem Prüfstand begnügt er sich mit 4,2 Litern, was einem CO2-Ausstoß von 110 g/km entspricht.

Komfortables Fahrwerk

Das Fahrwerk macht ebenfalls vor allem in der Stadt eine gute Figur. Dort freut man sich über die leichtgängige Lenkung, deren Servounterstützung sich auf Knopfdruck noch einmal steigern lässt. Die komfortable Federung dämpft problemlos Unebenheiten wie Kopfsteinpflaster oder Schlaglöcher ab. Das ist angenehm für alle Mitfahrer. Außerhalb der Stadt stünde dem Wagen mehr Lenkpräzision gut.

Der 500L ist nach dem konventionellen Cinquecento und dem Cabrio das dritte Modell in der Familie. Für das nächste Jahr hat Fiat zwei weitere 500er-Varianten angekündigt: eine Crossover-Version mit Offroad-Look und Allradoption sowie eine XL-Version. Diese soll noch ein Stückchen länger werden als der 500L und Platz für eine dritte Sitzreihe bieten.

Fazit: Durch und durch ein Fiat

Der 500L ist ein Auto, wie man es von Fiat erwartet: Er sieht pfiffig aus, ist praktisch geschnitten, preisbewusst kalkuliert und technisch eben nicht ganz perfekt. Sonst käme der Wagen nicht aus Italien, sondern aus Bayern, Niedersachsen oder Schwaben – und wäre wohl deutlich teurer.

(APA/dpa)

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