Gemütlicher Vorlesungsauftakt im Audimax

An die Proteste erinnerten nur mehr die nach wie vor präsenten Sicherheitsleute sowie ein Studenten-Aktivist, der Flugblätter mit dem Titel „Die Bewegung lebt“ verteilte. Mit Wilhelm Brauneder eröffnete ausgerechnet jener Professor wieder den Vorlesungsreigen, den die Besetzer aufgrund seiner Vergangenheit als FPÖ-Nationalratspräsident eigentlich aus dem Audimax verbannen wollten.

Fenstertags-bedingt vor eher familiärer Kulisse widmete er sich der „Rechts- und Verfassungsgeschichte der neueren Zeit“. Zuvor übte er auch Kritik – allerdings weniger an den Besetzern als an der Uni. Wenn es stimme, dass die Besetzung rund 1,5 Mio. Euro gekostet habe, sei es „schade um das Geld“, mit dem man viel wichtigere Dinge finanzieren könne. Sein Institut sei mit einer „permanenten Kürzung von Dienstposten“ konfrontiert, die auch die Studenten über kurz oder lang zu spüren bekämen – nämlich wenn sie länger auf die Korrektur ihrer Klausuren warten müssten.

Ein Antrag auf Finanzierung einer wissenschaftlichen Hilfskraft für Korrekturarbeiten sei aber erst kürzlich abgelehnt worden, so Brauneder. Die Kosten dafür hätten nur 1.500 Euro betragen. Umgekehrt gehe der Uni die „Bürokratie über alles“. Sein Institut habe ein Handbuch erhalten, wie das Logo der Uni zu gebrauchen sei – darin enthalten seien Vorschriften, wie viele Zentimeter es vom rechten bzw. linken Rand einer Seite entfernt sein müsse und welche Blauschattierungen verwendet werden müssten.

Auftakt auch im Hörsaal C1

Um 10 Uhr startete auch der Vorlesungsbetrieb im zuletzt noch besetzten Hörsaal C1 am Campus im Alten AKH. Im Gegenzug für die Freigabe des Hörsaals während der Lehrveranstaltungen dürfen die protestierenden Studenten das Foyer des C1 sowie die Aula im Hof 1 nutzen. Außerhalb der Lehrveranstaltungen steht ihnen auch der Hörsaal selbst zur Verfügung.

Die Besetzer selbst sind mittlerweile untereinander zerstritten: Während eine Gruppierung diese Vereinbarung in einer Aussendung als „Stärkung“ der Bewegung auffasst und sich auf inhaltliche Arbeit etwa im Rahmen des Hochschuldialogs des Ministeriums konzentrieren will, spricht sich eine andere Strömung dagegen aus. In einem „weiteren offiziellen Statement von und für die Bewegung und alle Anderen“ heißt es: „Wir weigern uns, die Resultate der – von einzelnen Personen der Öffentlichkeitsarbeitsgruppen nur an einen kleinen Teil der Besetzenden weiterkommunizierten – scheinbaren Verhandlungen mit dem Rektorat der Universität Wien anzuerkennen und diesen Folge zu leisten.“ Man distanziere sich „auch von selbsternannten SprecherInnen und VertreterInnen unserer heterogenen politischen Ansichten, Strategien und Praxen“.

Und: „Im Gegensatz zu anderslautenden Meldungen behalten wir uns auch eine zukünftige Wiederbesetzung des Audimax sowie der Aula der Akademie der bildenden Künste vor. Es ist uns bewusst, dass eine Spaltung der Bewegung seitens der Universität provoziert und forciert wurde und diese fordert nun eine klare politische Positionierung aller an der Bewegung Beteiligten.“ Dadurch werde „Potential für eine konsequente Weiterführung der Proteste freigesetzt“.

(APA)

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