Österreichs Davis-Cup-Team spielt 2020 wieder ganz oben mit

Dennis Novak hat am Samstag nach einer sensationellen Niederlage von Dominic Thiem Österreichs Davis-Cup-Team doch noch zum 3:2-Sieg über Finnland verholfen. Der 26-jährige Niederösterreicher, der am Vortag noch wegen einer Verkühlung von Sebastian Ofner hatte ersetzt werden müssen, bezwang Harri Heliovaara im entscheidenden Schluss-Einzel nach einem Thriller mit 3:6,6:3,7:6(5).

Österreich spielt damit Anfang März 2020 in der Qualifikationsrunde der obersten Davis-Cup-Liga um einen Platz beim Finalturnier der besten 18 Teams in Madrid. Die Auslosung dafür erfolgt im November. Die diesjährige Premiere des Events hatte das ÖTV-Team nach einer 2:3-Heimniederlage ohne den erkrankten Thiem gegen Chile verpasst.

Thiem hätte eigentlich den fix eingeplanten dritten Punkt holen sollen. Doch ein einerseits stark aufspielender Youngster der Gastgeber und ein sehr fehlerhafter Thiem verhinderten dies. Der Weltranglisten-Fünfte wirkte nach seiner Zwangspause wegen einer Viruserkrankung alles andere als auf der Höhe.

Das gab danach auch der 14-fache Turniersieger zu. „Es dauert eben eine ziemlich lange Zeit, bis ich wieder auf 100 Prozent bin. Das ist aber nötig, denn Ruusuvuori ist ein guter Spieler, wahrscheinlich besser als sein Ranking zur Zeit ist“, erklärte Thiem, der allerdings von seinem Zustand nach seiner Viruserkrankung schon auch enttäuscht war. „Ich muss ehrlich sagen, ich hätte mir gedacht, dass ich ein bisserl weiter bin und besser spiele. Das war nicht der Fall, das muss ich auch selbst akzeptieren. Ich habe mich ja lange Zeit sehr schlecht gefühlt – seit Kitzbühel eigentlich, da dauert es einfach, bis ich wieder in den Rhythmus komme.“

Dies habe er in Finnland gesehen. „Das ist natürlich eine bittere Erkenntnis.“ Nach außen hin wirkte Thiem jedenfalls kaum besser als bei seinem bis dato letzten Tour-Auftritt in der ersten US-Open-Runde. „Ich bin gesund, körperlich auf der Höhe bin ich nicht. Ich bin sicherlich nicht so fit wie ich schon war in dem Jahr. Da fehlen mir einige Level.“

Eine eventuelle Absage des Laver Cup kommende Woche in Genf steht nicht zur Diskussion. „Sicher fühle ich mich in der Verfassung, es wird mit jedem Tag besser. Wenn ich so spiele wie an dem Wochenende, werde ich natürlich nicht sehr viel gewinnen, das ist auch klar“, gestand der Lichtenwörther. Bis Genf werde er aber wieder einige Trainingstage mehr in den Beinen haben. „Ich hoffe, dass ich mich Schritt für Schritt wieder an meine Topverfassung annähere.“

Mit einer ausgezeichneten Leistung hatten ÖTV-Rekord-Davis-Cup-Spieler Jürgen Melzer und Oliver Marach zuvor auf 2:1 gestellt. Melzer, der bereits seinen 37. Länderkampf bestritt, und Marach besiegten das Gastgeber-Duo Henri Kontinen/Emil Ruusuvuori 7:6(5),6:2.

Marach/Melzer sorgten für den wieder einmal sehr wichtigen Doppelpunkt, zumal ja sowohl Dennis Novak als auch Sebastian Ofner, die für das abschließende Single in Frage kamen, zuletzt angeschlagen waren. „Die Erleichterung ist sehr groß. Kontinen ist ein sehr guter Doppelspieler, er war Nummer 1 der Welt für ein paar Jahre und der andere ist einer der aufstrebenden Jüngeren. Es war eine anstrengende Partie muss man sagen“, erklärte Marach, der Ende 2018 selbst Nummer 1 der Welt im Herren-Doppel war. Dass man nun den erst 20-jährigen Ruusuvuori auch im Doppel aufgeboten hat, sei „ein bisschen überraschend“ gewesen. „Aber ich hätte es auch gemacht“, sagte der 39-jährige Steirer.

Melzer war mit dem Samstag-Auftritt in der Espoo Metro Areena sehr happy. „Wir haben ein sehr solides Match gespielt. Wir waren vom ersten bis zum letzten Punkt sehr konzentriert, haben wenig zugelassen und verdient das 2:1 für Österreich gemacht“, konstatierte der 38-jährige Niederösterreicher. Nach seinem insgesamt 77. Match für Österreich (Einzel 22:29, Doppel nun 14:12) hat Melzer noch nicht genug. „Für mich war es immer eine Ehre, diesen Anzug anzuziehen und für das Land zu spielen. Auch im ein bisschen höheren Alter macht es mir noch sehr viel Spaß und wenn wir so spielen wie heute, hoffe ich natürlich, dass es noch weitergeht.“

Im Match war vor allem der erste Satz von großer Bedeutung. Ein leichter Volleyfehler von Ruusuvuori im Tiebreak hatte den Österreichern den entscheidenden Vorteil gebracht. „Es war sehr wichtig, den ersten Satz zu gewinnen. Im zweiten Satz waren wir viel besser, wir können sehr glücklich mit dem Match sein“, so Melzer.

Die ATP gab indes die Top 18 Mannschaften für den neu geschaffenen ATP Cup vom 3. bis 12. Jänner in Australien bekannt. Österreich liegt in der aktuellen Wertung dank Dominic Thiem auf dem fünften Rang hinter Serbien, Spanien, der Schweiz und Russland. Der Mannschaftsbewerb ist nicht nur mit einem hohen Preisgeld von 15 Mio. Dollar versehen, zusätzlich werden auch immerhin 750 ATP-Zähler vergeben – ein wesentlicher Unterschied zum Davis Cup oder auch den nächste Woche stattfindenden Laver Cup.

Österreichs Davis-Cup-Team in Finnland könnte übrigens exakt in dieser Aufstellung in Australien einlaufen. „Wenn alle gesund bleiben, wird es genau das Team sein“, bestätigte auch Thiem zuletzt der APA. Wie wichtig der neue Bewerb ist, zeigt auch die neue Saisonvorbereitung Thiems. „Ich reise nach Miami dann relativ früh nach Australien, damit ich beim ATP Cup komplett umgestellt bin auf die australische Zeit“, erklärte Thiem. Auch die Einzelspieler Sebastian Ofner und Dennis Novak werden frühzeitig nach „down under“ reisen.

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