Hirscher nach Slalom-Gold: „Mit vollem Einsatz reingebissen“

Die Fünftagereise nach Aare wurde für Marcel Hirscher zum Erfolgstrip, auch wenn ihn anfangs mit Blick auf das Wetter „fast der Schlag“ getroffen hat. Letztlich löste sich alles im Guten auf, die Verkühlung, die Set-up-Tüftelei, der Megadruck. Der wäre auch da gewesen, „wenn es schon drei Goldene gegeben hätte, das hätte keinen Unterschied gemacht“, weiß der nun dreifache Slalom-Weltmeister.

Das Doch-Noch-Gold für Österreich im Endspurt der Schweden-Titelkämpfe war doppelt abgesichert, hinter Marcel Hirscher reihte sich auf dem Silberrang Michael Matt ein, auf das Bronze-Stockerl stieg Marco Schwarz. Insgesamt acht Medaillen gewann Österreich, womit das Plansoll von Verbandspräsident Peter Schröcksnadel erfüllt wurde.

Hirscher bereitete sich daheim auf eisigen Verhältnissen vor, und in den Tagen der Aare-WM war es auch tatsächlich bitterkalt. „Ich dachte, es erwartet mich der tiefste Winter und kalte Temperaturen, es war alles darauf abgestimmt. Dann kommst rauf, es ist Sommer mit plus acht Grad im Riesentorlauf.“ Da habe man schnell reagieren müssen.

„Zum ungünstigsten Zeitpunkt krank“ geworden, holte er sich die Silbermedaille hinter dem Norweger Henrik Kristoffersen. „Ich war so fertig, ich habe mich sehr gefreut, aber die Energie war weg“, schilderte er seine Gefühle in der Rückschau. „Es gibt Tage, wo du reinbeißen musst, das habe ich mit vollem Einsatz gemacht, weil es wahrscheinlich meine letzte WM war. Danke an mein Team, ich habe teilweise meine Aufgaben weitergeben dürfen.“

Es wurde kälter in Aare, und als er am Samstagabend eine gefrorene Wasserlache sah, dachte er schon, dass das gut werden würde. Tatsächlich legte er am Sonntag auf der angefrorenen Piste in dem von seinem Trainer Michael Pircher gesteckten Kurs einen Zauberlauf hin, führte 0,56 Sekunden vor dem Franzosen Alexis Pinturault, 1,22 vor Schwarz und 1,35 vor Matt. „Das war cool, gewaltig, aber erst der erste Durchgang“, erklärte Hirscher später, warum er keine großen Emotionen zuließ.

Im Weltcup hatte Hirscher zuletzt die ersten Läufe nicht wie gewünscht ins Ziel gebracht, mit einer WM könne man das nicht vergleichen, meinte er. „Bei der WM gibt es keine Punkte, das ist dann wesentlich einfacher, da im ersten alles auf eine Karte zu setzen. Das musst du bei einer WM auch, weil keiner auch nur annähernd an einen Punkt denkt, weil es keine gibt, es gibt nur eins, zwei, drei.“ Im Finale auf immer schlechter werdender Piste reichte die 25. Zeit zur erfolgreichen Titelverteidigung.

Hirscher ist im Farben-Ranking nun erfolgreichster WM-Athlet der Geschichte, mit gesamt elf fehlt ihm in der Anzahl-Reihenfolge nur noch eine auf dem Norweger Kjetil Andre Aamodt (zwölf). Ein Rekord, den er vielleicht doch noch angreifen möchte? „Das ist nie der Anreiz für mich, der Anreiz ist, so zu performen wie im ersten Durchgang“, wiegelte Hirscher ab.

Dass diese spezielle Leistung ganz stark war, aber auch die gesamte, sah auch Schwarz. „Heute hat Marcel schon einen brutalen Druck gehabt. Ganz Österreich, also sehr viele, haben auf die erste Goldene gewartet. Im ersten war er richtig, richtig stark, im zweiten hat er auch ein bisserl mit den Spuren zu kämpfen gehabt, das hatten wir auch. Jetzt passt es, glaube ich, auch für den Medaillenspiegel“, sagte der Kärntner.

(APA)

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