Albertina zeigt „Blütenlese“ der Sammlung Liechtenstein

Alte Bekannte in neuem Umfeld: Da sind sie, Rubens‘ Töchterchen Clara Serena und seine „Venus vor dem Spiegel“, die kleine Prinzessin Marie Franziska von Liechtenstein, von Amerling liebevoll im Schlaf gemalt, und der waldtierische Menschenkopf des Arcimboldo. In der Wiener Albertina wird ab Samstag eine „Blütenlese“ der Sammlung Liechtenstein gezeigt.

Es ist eine Ausstellung, die nicht nur Albertina-Direktor Klaus-Albrecht Schröder „euphorisch und wehmütig zugleich“ macht. Denn sie verdeutliche im Übermaß, wie reich Wien bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts an großen fürstlichen Sammlungen war und wie wenige von ihnen geblieben sind. Am heutigen Stadtbild sei dieser Kunstreichtum kaum noch abzulesen und viele wüssten gar nicht, „dass unsere Palais und Schlösser nicht als Ministerien errichtet worden sind“, so Schröder.

Für den Direktor der Liechtenstein-Sammlungen, Johann Kräftner, ist die Ausstellung aber auch kräftiges Lebenszeichen einer Sammlung, die nach den „Katastrophen des 20. Jahrhunderts“ heute unter Fürst Hans Adam II. wieder ein wichtiger – und intensiv wachsender – Player der Kunstwelt ist. Etwa die Hälfte der ausgestellten Werke sind in den vergangenen zwei Jahrzehnten angekauft – oder rückgekauft – worden. Gleich im ersten Raum empfängt etwa die goldene Marc Aurel-Büste des Antico, in einer Gegenüberstellung mit Makarts fulminanter Kleopatra.

Seit der Schließung des Liechtenstein Museums im Gartenpalais in Wien-Alsergrund mit Ende 2011 sind die edlen Sammlungen dort sowie im Stadtpalais Bankgasse freilich nur noch im Rahmen von Führungen zu sehen. Einigen altbekannten Schätzen begegnet man in der Albertina nun unter ganz anderen Vorzeichen: Statt überbordender, barocker Hängung, die manche Werke auf 2,50 Meter Höhe präsentiert, findet man sich hier „Aug in Aug“ mit den Alten Meistern.

In den kommenden Monaten hat das Haus so einen aus Hauptwerken bestückten „Lehrpfad durch die Kunstgeschichte“ vom frühen 14. Jahrhundert bis ins Heute parat, wie Schröder betonte. Die Auswahl, eine „Blütenlese“, so Kräftner, mündete in gleich zwei umfangreichen Ausstellungen: „Von Rubens bis Makart“ zeigt Malerei und Skulpturen von der Renaissance bis zum Biedermeier, nebenan entführt „Rudolf von Alt und seine Zeit“ in die detailverliebte Welt des Wiener Aquarells.

Arcimboldo, Peter Paul Rubens, Anthonis van Dyck, Canaletto, Waldmüller, Gauermann und Makart: In 100 Werken prominiert die Ausstellung auf luxuriösen Pfaden und ohne Ermüdungserscheinungen durch 500 Jahre Kunstgeschichte und erzählt von ihrem andauernden, mal fließenden, mal sprunghaften Wandel. Sie erzählt auch von der Sammlerfamilie, vor allem in der Aquarell-Schau, die viele Innenansichten der Liechtenstein’schen Wohnräume – freilich dicht mit Gemälden behängt – und viele intime Szenen und Porträts ihrer Kinder beinhaltet. Die beiden Wiener Palais der Fürstenfamilie sind übrigens in der Zwischenzeit nicht leergeräumt: „Wir haben genug Kunst, um überall dicht zu hängen“, so Kräftner – und zwar nicht nur in Wien. Die Albertina-Schau dürfe auch darauf durchaus neugierig machen.

(APA)

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