Der Advent macht das Elsass zum Märchenland
In den Wochen vor Weihnachten verwandelt sich das Elsass in ein Märchenland. Weiße und bunte Lichterketten erhellen die Gassen und Plätze der mittelalterlichen Städtchen. Fast jede Fassade trägt Festschmuck.
Durch Straßburgs Altstadt, die zum Unesco-Welterbe gehört, ziehen sich ab Ende November wieder mehrere Weihnachtsmärkte. „Die größten sind auf dem Münsterplatz, der Place de Cathédrale und auf der Place Broglie“, erklärt Géraldine Amar vom Tourismusbüro der Stadt. Die Tradition dieses „Christkindelsmärik“ reicht zurück bis ins Jahr 1570. Damals schafften die Protestanten in ihrer Ablehnung der katholischen Heiligen den St. Nikolaus-Markt ab. Stattdessen verlegten sie das große Schenken auf den Tag des Christkinds.
„Im Dezember ist Straßburg von Tagestouristen fürchterlich überlaufen, richtige weihnachtliche Stimmung kommt da oft nicht auf“, klagt die Verkäuferin Hélène Hugot, die in einem der vielen Geschäfte Enten- und Gänseleberprodukte verkauft. „Die Parkplätze quellen über vor Omnibussen.“ Beim Bummel kann die Enge stören. „Nehmen Sie sich vor Taschendieben in Acht“, warnt Reiseführer Julien.
Hélène Hugot zieht den Markt in den verwinkelten mittelalterlichen Gassen von Sélestat vor, das zwischen Straßburg und Colmar liegt. Der Besucher findet hier noch ursprüngliche Romantik. Von den Ständen weht der Duft von Plätzchen, den „Bredele“, und Glühwein. Wer einen „Vin Chaud“ ordert, bekommt meist statt des diesseits des Rheins üblichen roten einen weißen Glühwein.
Thierry Muller, ein Lehrer aus Paris, erzählt seiner Schülergruppe, dass in Sélestat in einem Archiv das älteste Dokument liegt, das den Handel mit Weihnachtsbäumen schon im Jahr 1521 bescheinigt. „Der Christbaum stammt aus dem Elsass“, erklärt er. Den Ursprung des Brauches, zum Weihnachtsfest einen grünen Nadelbaum aufzustellen, nehmen die Straßburger für sich in Anspruch.
Wie es heißt, soll der erste geschmückte Baum 1539 im gotischen Münster aufgestellt worden sein, einem der bedeutendsten Gotteshäuser Europas. Historiker sind sich uneinig, wann der erste Weihnachtsbaum in einem Wohnzimmer stand, doch die Elsässer wollen auch hierbei die ersten gewesen sein. „Auff Weihnachten richtt man Dannenbäume zu Strassburg in der Stubben auf“, vermerkte ein Chronist der Region schon Anfang des 17. Jahrhunderts.
„Die größten Märkte finden die Touristen im Elsass außer in Straßburg in Mulhouse und Colmar“, sagt Reinagel. Mulhouse im Dreiländereck Frankreich-Deutschland-Schweiz ist eine Industriestadt mit einem kleinen historischen Zentrum. Der Zauber findet hier rund um die Stephanskirche statt und dauert bis zum 6. Januar – eine Tradition, die man auch in anderen Teilen des Elsass antrifft.
Höhepunkt einer Elsass-Reise ist Colmar, die älteste Stadt. Die Häuser aus dem Mittelalter und der Renaissance verleihen ihr im Advent ein besonderes Flair. Fünf Weihnachtsmärkte verteilen sich über durch die Stadt, sie sind zu Fuß bestens erreichbar. Um die gotische Dominikanerkirche gruppieren sich etwa 50 Weihnachtsbuden. Wenn die Dunkelheit anbricht, leuchten die bunten Kirchenfenster aus dem 14. Jahrhundert als Kulisse.
Touristen, die zur Adventzeit durchs Elsass reisen, wissen die Küche mit deftiger Hausmannskost zu schätzen. Da gibt es Sauerkrautgerichte aller Art, Karpfen in Bierteig oder das typische „Baeckeoffe“, ein Gericht mit drei in Gemüse und Wein eingelegten Fleischsorten. Und natürlich die Elsässer Pizza, die dünnbodigen Flammkuchen mit unterschiedlichem Belag. Dazu gibt es Wein aus den lokalen Kellern.
Zum Brauchtum im Elsass gehört ein finsterer Geselle namens Hans Trapp, der im Gefolge von Nikolaus und Christkind bei Veranstaltungen erscheint. Die Schreckfigur für Kinder geht auf eine Legende zurück, wonach im 15. Jahrhundert ein Ritter plündernd durchs Land zog und Angst und Schrecken verbreitete. Diesseits des Rheins kennt man einen ähnlichen Unhold als Knecht Ruprecht – auch er gehört ins vorweihnachtliche Märchenland.
INFO: www.tourisme-alsace.com/de
(APA/dpa)
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