Brückeneinsturz in den USA – Vermisste in eiskaltem Wasser vermutet

Genaues Ausmaß der Schäden noch nicht bekannt – Notstand ausgerufen – Kein Hinweis auf Terrorismus – Zwei Menschen aus dem Wasser gerettet

In der Stadt Baltimore im US-Bundesstaat Maryland ist am Dienstag eine über 2,5 Kilometer lange Autobahnbrücke eingestürzt, nachdem sie von einem Schiff gerammt worden war. Erste Notrufe erreichten die Polizei nach eigenen Angaben in der Nacht um 1.35 Uhr. Laut Polizei und Feuerwehr stürzte die Brücke zu großen Teilen ein. Mehrere Fahrzeuge mit ihren Insassen seien in die Tiefe gestürzt. Zwei Menschen konnten in der Zwischenzeit aus dem eiskalten Wasser gerettet werden.

Eine Person sei lebensgefährlich verletzt in ein Krankenhaus gebracht worden, sagte der Feuerwehrchef von Baltimore, James Wallace, auf einer Pressekonferenz. Die zweite Person sei unverletzt. Zunächst war die Rede von bis zu 20 vermissten Personen. Aktuell lief die Suchaktion nach zumindest sieben Frauen und Männern unter Hochdruck weiter. Die Wassertemperatur lag bei rund neun Grad Celsius.

Der Gouverneur von Maryland, Wes Moore, rief am Dienstag den Notstand aus. So können Hilfsmaßnahmen der Regierung von US-Präsident Joe Biden im nahe gelegenen Washington ermöglicht werden. Baltimores Bürgermeister Brandon Scott sprach von einer „unfassbaren Tragödie“ und schrecklichen Bildern „wie aus einem Action-Film“. Es müsse jetzt vor allem darum gehen, die Vermissten zu finden und den Betroffenen und ihren Familien beizustehen, sagte er bei einer Pressekonferenz. Auch Brückenarbeiter sollen verunglückt sein.

Den Behörden zufolge gibt es absolut keine Hinweis auf Terrorismus. Auf der Website Marine Traffic war zu sehen, dass unter der Brücke das unter der Flagge Singapurs fahrende Containerschiff „Dali“ zum Halten gekommen ist. Videoaufnahmen in Onlinediensten zeigten den spektakulären Einsturz der beleuchteten Brücke in den Patapsco-Fluss. Erst stürzt der gerammte Brückenpfeiler ein, dann verzieht sich in einer Wellenbewegung die gesamte Stahlkonstruktion und stürzt abschnittsweise in den Fluss.

„Wir gehen davon aus, dass sich möglicherweise bis zu 20 Menschen sowie mehrere Fahrzeuge im Patapsco-Fluss befinden“ sagte der Feuerwehrmann Kevin Cartwright im Fernsehsender CNN. Unter den verunglückten Fahrzeugen war seinen Angaben zufolge auch ein Sattelschlepper. Die Rettungsarbeiten seien im Gange. Neben der Feuerwehr seien Rettungskräfte der US-Küstenwache und ein Taucherteam im Einsatz, um möglichst Überlebende aus dem Fluss zu bergen.

Die Besatzung des Schiffs, das einen der Stützpfeiler gerammt hatte, war nach Angaben der Eigentümer wohlauf. Es gebe keine Verletzten auf dem Schiff, hieß es Dienstagfrüh (Ortszeit) in einer Mitteilung, die der „New York Times“ vorlag. Die Eigentümer bestätigten demnach den Vorfall. Die Ursache der Kollision müsse noch ermittelt werden.

Bei dem Containerschiff handelt es sich Daten des Anbieters LSEG zufolge um die unter der Flagge von Singapur fahrende „Dali“. Sie war von der Reederei Maersk gechartert worden und sollte Dienstagfrüh aus dem Hafen von Baltimore nach Colombo auslaufen. Dort sollte sie am 22. April ankommen. „Wir sind entsetzt über das, was in Baltimore passiert ist“, teilte Maersk mit. „Unsere Gedanken sind bei allen Betroffenen.“ Das Schiff soll knapp 290 Meter lang sein.

Die 2,6 Kilometer lange, vierspurige Francis-Scott-Key-Brücke führte als Teil der Autobahn Interstate 695 südwestlich des Stadtzentrums von Baltimore über den Patapsco-Fluss. Sie wurde 1977 in der Industrie- und Hafenstadt an der US-Ostküste eröffnet und wird jedes Jahr von mehr als elf Millionen Fahrzeugen genutzt.

Baltimore ist der verkehrsreichste US-Hafen für Autotransporte. 2023 wurden dort nach Angaben der Regierung von Maryland knapp 850.000 Autos und leichte Lkw umgeschlagen. Zu den Autobauern, die über Baltimore In- und Exporte regeln, gehören Toyota, General Motors und Volkswagen. Mehr als 40 Schiffe mussten nach dem Einsturz im Hafen bleiben. Mindestens 30 Schiffe waren noch auf dem Weg nach Baltimore.

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