Europäische Kulturhauptstadt Salzkammergut 2024 eröffnet

"Chor der 1.000", Conchita und "Pudertanz" zum Start – 5.500 Besucher im Kurpark, 10.000 bis 15.000 in der Stadt – Intendantin Schweeger: "Region vorbildhaft für ein vereintes Europa"

Die Europäische Kulturhauptstadtjahr Bad Ischl – Salzkammergut 2024 ist am Samstag mit einem 1.000-stimmigen Chor unter der Leitung von Hubert von Goisern im Kurpark Bad Ischl eröffnet worden. 5.500 Leute waren laut Veranstaltern im Park, in der gesamten Stadt 10.000 bis 15.000. „Die Region steht vorbildhaft für ein vereintes Europa“, sagte die künstlerische Leiterin Elisabeth Schweeger über die 23 Gemeinden, die sich zur Kulturhauptstadt zusammengeschlossen haben.

Tagsüber hatte sich Bad Ischl bei buchstäblichem Kaiserwetter zunehmend gefüllt, zahlreiche Installationen, Konzerte und Lesungen wiesen als Vorboten auf die Eröffnungszeremonie am Abend hin, auch eine der Hauptausstellungen, „Kunst mit Salz und Wasser“ im Alten Sudhaus, wurde eröffnet. Das stärkste Interesse konzentrierte sich aber auf die Abendveranstaltung im Kurpark.

Dort strömten vor Beginn die „Lichtmenschen“ durch den Park auf die Bühne und wanderten auf dieser umher, kurz erklang „Im Salzkammergut, da kann man gut lustig sein“. Die 23 in Lichtkleider der Künstlerin Isa Stein gewandten Gestalten stehen für die 23 Gemeinden, die an der Kulturhauptstadt beteiligt sind. Pünktlich um 17 Uhr starteten dann Blechbläser – die „Zamg’wirfelten“ unter Leonhard Paul – bevor Moderatorin Mercedes Echerer übernahm und eine Reihe von Politikern auf die Bühne holte.

„Wir brauchen Kultur auch im ländlichen Raum“, betonte Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne). Wenn sich alle „zusammenraufen“, könne etwas Großartiges entstehen. Für Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) ist es „wichtiger denn je, Kunst und Kultur als Botschafter zu begreifen“. Denn Kunst und Kultur könnten „viel entgegensetzen“, wenn die Freiheit angegriffen werde oder gegen Hass und Hetze.

Der oberösterreichische Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) hofft, „dass wir eine Dynamik auslösen und ausstrahlen“ und ist überzeugt, dass die Kulturhauptstadt „die Welt auf uns aufmerksam machen wird“. Sein steirischer Amts- und Parteikollege Christopher Drexler sieht einen „Tag ganz großer Freude“ und räumte ein, dass der Zuschlag unerwartet kam. Inhaltlich geht es auch für ihn „um Perspektiven für den ländlichen Raum“.

Die Bad Ischler Bürgermeisterin Ines Schiller (SPÖ) beschwor zu Beginn den europäischen Gedanken und den der Gemeinsamkeit: 23 Bürgermeister hätten gemeinsam das ehrgeizige Ziel verfolgt, „unsere Region in Europa und der Welt zu präsentieren“. Ihr Vorgänger, der EU-Abgeordnete Hannes Heide (SPÖ) sprach von einem „Wow-Effekt“, denn „wenn man in den Kurpark blickt, weiß man, dass es das wert war“, spielte er auf die lange und arbeitsreiche Vorlaufzeit an. Martin Selmayr, Leiter der Europäischen Vertretung in Österreich, überreichte Schiller dann noch den mit 1,5 Millionen Euro dotierten Melina-Mercouri-Preis der EU, stellvertretend für alle 23 teilnehmenden Gemeinden.

Der Hauptact des Abends war zweifelsohne der „Chor der 1.000“ unter Hubert von Goisern. Fanfarenbläser, Glocken, Elektroklänge, Chorgesänge und von ihm selbst vorgetragene Jodler – der Weltmusiker verwob diverses Klangmaterial zu einem stimmungsvollen Klangteppich, einem Mix aus traditionell und modern, ganz im Sinne des Kulturhauptstadtprogramms. Für viele schien das auch der mit Spannung erwartete Höhepunkt des Abends gewesen zu sein, denn nach diesem Auftritt verließen viele Besucher den Kurpark – vielleicht war das aber auch der klirrenden Kälte und kalten Füßen geschuldet.

Später gehörte die Bühne unter anderem Tom Neuwirth aka Conchita im Reifrock. Nicht fehlen durfte dabei natürlich auch eine alternative Interpretation von „Rise like a Phoenix“, dem Song-Contest-Siegerlied von 2014. Der recht textilfreie „Pudertanz“ von Doris Uhlich wirbelte dann viel Staub auf der Bühne auf. Aufwärmen konnte man sich nach der Open-Air Show im Kongress-und Theaterhaus bei der Operette „Eine Frau, die weiß, was sie will“ von Oscar Straus – ein Gastspiel der Komischen Oper Berlin – und an einer Reihe von Locations mit Partybühnen für jeden Geschmack.

Neben der Bannerstadt Bad Ischl sind 22 weitere Gemeinden in Oberösterreich und der Steiermark Teil der Kulturhauptstadt-Region Salzkammergut. Das unter der Leitung von Elisabeth Schweeger erarbeitete Jahresprogramm umfasst rund 300 Projekte. Jede der 23 beteiligten Gemeinden steuert zumindest eines bei, viele Programmpunkte erfolgen – wohl auch zur Schonung des mit 30 Millionen Euro vergleichsweise schmalen Budgets – in Kooperation mit etablierten Festivals in der Region. Das Salzkammergut teilt sich den Titel heuer mit Tartu in Estland und Bodø in Norwegen.

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