Golf: Straka Ryder-Cup-Champion – Europa bezwang USA 16,5:11,5

Als erster Österreicher überhaupt – "Einfach unglaublich" – Europäer hielten Vorsprung am Sonntag – Straka-Niederlage gegen Thomas unbedeutend – Geglückte Revanche an USA für 2021

Sepp Straka darf sich seit Sonntag Ryder-Cup-Sieger nennen. Team Europa setzte sich im 44. Kontinentalvergleich der besten Golfer der Welt im Marco Simone Golf & Country Club nahe Rom gegen die USA mit 16,5:11,5 durch. Die Europäer waren schon mit einem Fünf-Punkte-Plus in die Einzel gegangen und hielten diesen Vorsprung. Die Niederlage von Straka gegen Justin Thomas war egal. Der Truppe von Kapitän Luke Donald glückte die Revanche für das 9:19 in Whistling Straits 2021.

Damals hatte Bernd Wiesberger als erster Österreicher an dem Großereignis teilgenommen, bei drei Möglichkeiten aber keinen Matchsieg einfahren können. Straka, der Europas Sieg schon im Vorfeld prophezeit hatte, machte seine Sache besser. Gleich bei seinem Debüt auf dem 6.566 m langen Par-71-Kurs gab es im Foursome mit Shane Lowry am Freitag gegen Rickie Fowler/Collin Morikawa einen Sieg. Am Samstag folgte im selben Bewerb wieder mit Lowry gegen Max Homa/Brian Harman eine Niederlage. Im Einzel gegen Thomas zeigte er mit einem Eagle auf der 16 einen sensationellen Schlag, der US-Amerikaner setzte sich aber mit 2 auf durch.

Kurz vor dem letzten Schlag des ÖGV-Asses auf der 18 hatte auf einem anderen Loch Tommy Fleetwood den Gesamtsieg der Europäer vorzeitig perfekt gemacht. „Er hat mir den Moment genommen, eine Chance, aber ich war deshalb nicht traurig, nein, ich war ekstatisch. Das Gefühl war pure Freude“, sagte Straka. Das 18er-Grün sei zu dem Zeitpunkt ein lustiger Ort gewesen. „Die Menge ist durchgedreht“, so Straka. Er brachte seinen Putt danach nicht im Loch unter, damit wurde es nichts aus einem möglichen Unentschieden gegen Thomas. Das konnte er allerdings verschmerzen.

„Ich habe das Match zwar nicht gewonnen, aber die Jungs haben unglaublich gekämpft und deshalb sind wir oben dabei“, sagte Straka. Das Ziel sei es immer gewesen, hier zu gewinnen. „Es ist einfach unglaublich“, betonte der US-österreichische Doppelstaatsbürger. Ein guter Start in den Bewerb mit vier Siegen in den Foursomes-Duellen, darunter auch einer von ihm, sei wahnsinnig wichtig gewesen. „In den restlichen Sessions haben wir dann ziemlich solide gespielt.“

Sein Spiel betreffend stufte er seinen Chip auf der 16 am Schlusstag als Highlight ein. Die Erlebnisse in dieser Woche werden ihm lange in Erinnerung bleiben. „So eine Begeisterung gibt es nur alle zwei Jahre beim Ryder Cup, bei keinem anderen Golfturnier und auch fast bei keinem anderen Sportevent“, verlautete Straka. Auch den Support aus der Heimat konnte er am Sonntag noch einmal richtig spüren, Straka-Sprechchöre inklusive. „Seitdem ich aufgewacht bin, war ich richtig nervös“, gab der Weltranglisten-22. Einblick in sein Seelenleben. Nach beendeter Runde fiel auch einiges an Ballast ab.

Straka selbst wirkte sehr gefasst, seine schwangere Frau Paige hatte Tränen in den Augen. Gerührt waren auch Strakas Eltern und sein Bruder, die die gesamte Runde mitgegangen waren. „Ich bin sehr stolz“, sagte Straka. Völlig zurecht, gelang es ihm doch einen weiteren Meilenstein für den österreichischen Golfsport zu setzen. Auf dem „First Tee“ durfte er wie seine Kollegen vor Zehntausenden Zuschauern den Pokal in die Höhe stemmen. Obwohl nicht als großes Feierbiest bekannt, war ihm da auch nach außen die Freude richtig anzumerken. Auf der Pressekonferenz stieß das versammelte Team mit einem Bier auf den Sieg an, danach ging es in exklusivem Rahmen mit Sekt und Co. weiter.

Wieder einmal war der Heimvorteil ein wichtiger Faktor, seit 2014 ging der Titel immer an die Gastgeber. In dem Fall an die Europäer, die zu Hause eine richtige Macht sind. Seit 1993 in Birmingham gab es vor eigenem Publikum gegen die US-Golfer keine Niederlage mehr. In der ewigen Bilanz verkürzte Europa auf 15:27, zwei Mal gab es ein Remis. Erst seit 1979 ist allerdings eine gesamteuropäische Auswahl im Einsatz, die baute ihre Führung mit nun 12:9 bei einem Remis aus.

Das auch dank Erfolgsgarant Donald. Der 45-Jährige hatte schon 2004, 2006, 2010 und 2012 als Aktiver triumphiert und feierte nun eine gelungene Premiere als Teamkapitän. Ob er in zwei Jahren noch dabei sein werde, wollte er nicht bestätigen, vorerst einmal den Erfolg genießen. „Sie haben mir das Leben sehr einfach gemacht, wie Superstars gespielt“, lobte Donald sein Team. Zach Johnson gab sich als fairer Verlierer. „Es ist ein Moment, wo man einfach akzeptieren muss, dass das europäische Team richtig gutes Golf gespielt“, sagte der US-Kapitän.

Die nächste Auflage 2025 geht auf dem Bethpage Black Course in Farmingdale in New York über die Bühne. Ob zum dritten Mal in Folge mit ÖGV-Beteiligung, wird die Zukunft zeigen.

Hinterlasse eine Antwort

Deine Email-Adresse wird nicht veröffentlicht.