Thiem verpasst Triumph bei ATP Finals gegen Medwedew

Auch in seinem zweiten Endspiel bei den prestigeträchtigen ATP Finals in London hat es für Dominic Thiem mit dem Triumph nicht geklappt. Der diesjährige US-Open-Sieger verpasste seinen zweiten ganz großen Titel am Sonntag gegen einen starken Daniil Medwedew. Der Russe besiegte Thiem nach 2:42 Stunden mit 4:6,7:6(2),6:4. Thiem und er selbst hatten im Turnierverlauf die Nummern 1 und 2 der Welt, Novak Djokovic und Rafael Nadal, bezwungen, Medwedew nun auch noch die Nummer 3.

Thiem nimmt 800 ATP-Zähler und 861.000 US-Dollar brutto aus London mit. Er beendet damit seine Saison wie im Vorjahr mit einem großartigen London-Auftritt, aber eben doch mit einer erneuten Final-Niederlage. Der erhoffte erste Masters-Sieg eines Österreichers überhaupt musste damit vertagt werden. Thiem hält nun bei 17 Turniersiegen und 11 Finali auf der Tour. Die Saison 2021 soll mit dem ATP Cup in Australien beginnen, allerdings gibt es wegen der Coronavirus-Pandemie noch Fragezeichen.

„Natürlich bin ich enttäuscht, aber zur gleichen Zeit bin ich auch stolz auf die Vorstellungen in der ganzen Woche“, resümierte Thiem bei der Siegerehrung. „Daniil hat es wirklich verdient, ein tolles Match. Gratuliere – du hattest einen tollen Monat November mit den Titeln in Paris-Bercy und hier. Ich hoffe, dass wir viele weitere Duelle vor uns haben. Es war mir eine Freude heute, auch wenn ich verloren habe“, sagte der 27-jährige Niederösterreicher zu dem drei Jahre jüngeren Russen.

Thiem bedankte sich bei seinem Team mit Coach Nicolas Massu, Physio Alex Stober und Manager Herwig Straka, das „ohne Fans sogar noch wichtiger ist“. „Wir hatten ein unglaubliches Jahr, ihr habt in all den ‚Bubbles‘ gut auf mich aufgepasst.“

Medwedew, der im Vorjahr bei seinem Finals-Debüt noch mit drei Niederlagen gleich ausgeschieden war, ist nun sogar ungeschlagener Champion. Er erhält dafür 1.500 Punkte sowie 1,56 Mio. Dollar. „Was für ein Match, es war einer meiner schönsten Siege“, freute sich der coole Medwedew, der noch vor der Siegerehrung auf der Spielerbank mit dem Handy Nachrichten geschrieben hat. „Ich gratuliere dir, Domi für all die Dinge, die du jetzt schon erreicht hast. Dein Name ist schon jetzt in den Geschichtsbüchern des Tennis“, streute Medwedew dem Österreicher Rosen.

Besonders freute es Medwedew, dass er den russischen Kreis am Austragungsort London geschlossen hat. 2009 hatte Nikolaj Dawidenko die erste Auflage in der imposanten O2-Arena gewonnen, Medwedew vor der Übersiedelung nach Turin nun die letzte. „Vielen Dank an Nikolaj Dawidenko, der eine Inspiration für mich und viele andere Kinder war“, sagte Medwedew.

Die Partie verlief von Beginn weg hochklassig und war geprägt von langen Grundlinien-Duellen. Schon im zweiten Game musste Thiem zwei Breakbälle abwehren, doch er war es, dem es als Erstem gelang, dem Gegner den Aufschlag abzunehmen. Bei 2:2 führte der Russe schon 40:0, doch Thiem drehte das Game zum ersten und auch schon den Satz entscheidenden Break. Glück hatte er bei seinem ersten Satzball, bei dem Medwedew klar am Drücker war, aber ein Netzroller Thiems den Satz entschied.

Im zweiten Satz vergab Thiem zunächst einen Breakball bei 2:2, ehe Medwedew in diesem sehr umkämpften Game den Aufschlag noch durchbrachte. Auch im siebenten Game bei 3:3 hatte Thiem zwei ungenutzte Breakbälle, ehe er selbst erstmals bei 3:4 einen abwehren musste. Danach ging es ohne weitere Möglichkeiten für die Rückschläger ins Tiebreak. In diesem ging Thiem zwar 2:0 in Führung, aber Medwedew startete durch und machte sieben Punkte en suite zum Satzausgleich nach 1:50 Stunden.

Im dritten Game des dritten Durchgangs wehrte Thiem bei 0:40 gleich drei Breakbälle des Weltranglisten-Vierten ab. Ein auch etwas zu fehlerhafter Thiem geriet aber auch im nächsten Servicegame in Schwierigkeiten und wirkte zudem müde und ratlos. „Was soll ich für Punkte spielen?“ fragte der Niederösterreicher. Mewedew nutzte dann seinen insgesamt sechsten Breakball in diesem Satz zum 3:2 und erhöhte gleich auf 4:2. Medwedew blieb cool, erhöhte auf 5:3 und nutzte seinen ersten Matchball zum Triumph. Er hat bei diesem Turnier die Nummern 1 bis 3 geschlagen.

Ebenfalls ohne Happy End war das Doppel-Finale für Jürgen Melzer und sein französischer Partner Edouard Roger-Vasselin verlaufen. Die Überraschungs-Finalisten verloren gegen die niederländisch-kroatische Paarung Wesley Koolhof/Nikola Mektic mit 2:6,6:3,5:10. Damit wurde es nichts aus dem ersten Doppel-Triumph beim Masters für einen Österreicher. 2007 hatte auch Julian Knowle (damals mit Simon Aspelin/SWE) das Endspiel erreicht.

Obwohl Melzer dieses Saisonfinish mit dem St. Petersburg-Titel, dem Sofia-Finale und nun dem Endspiel beim Masters der besten acht Doppel der Saison unterschrieben hätte: „Nichtsdestotrotz tut es jetzt gerade schon weh, weil es doch relativ knapp war. Im Endeffekt fehlen fünf Punkte. Das Finale ist von Anfang an ein bisschen krumm gelaufen. Da wäre mehr drinnen gewesen“, erklärte Melzer danach.

Melzer hängt Ende Jänner nach den Australian Open seinen Schläger fast ganz an den Nagel, spielt vielleicht noch bei den French Open und in Wimbledon ein Genussprojekt. Schwieriger aufzuhören ist es für ihn aber trotz seiner nach wie vor guten Form nicht. „Ich habe gewusst, dass ich noch ein Jahr spielen kann. Für mich hat einfach die Chance, diesen Job zu machen überwogen und deshalb – no regrets.“

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