Leopold Federmairs „Die Ufer des Flusses“

Der „Tanz gerillt-geschminkter Finger“, ein „Ast, der gegen den Wind redet“ und „prasselnde Flugzeuge“: Es ist die Form und die Sprache, die den österreichischen Autor Leopold Federmair in seiner Prosasammlung „Die Ufer des Flusses“ beschäftigen. Handlung und Geschichte treten dabei völlig in den Hintergrund.

Sein Detailreichtum, die Wortkompositionen und Sprachspielereien bettet der Autor in eine Ansammlung von Verweisen von der Bibel bis in die griechische Philosophie. Ohne je konkrete Orte und Zeiten zu nennen, erschafft der Teilnehmer am letztjährigen Wettlesen um den Bachmann-Preis in seinen Kurzszenen, Gedankenfolgen und Skizzen kleine, aber nicht gerade leicht verdauliche Sprachkunstwerke.

Oft gleichen die Kurztexte mehr Assoziationsketten denn Geschichten. Diesen Gedanken des rasch Vergänglichen verwirklicht Federmair etwa in „Das prophezeiende Land“, wo der Leser – fast wie im Flug – in schneller Abfolge ein nicht näher definiertes Land durchquert und dabei das Panorama in szenischen Abfolgen bis ins letzte Detail beschrieben wahrnimmt.

Sprunghaft wechselt Federmair von Gedanken zu Gedanken, oft führt eine konkrete Beobachtung zu einem knappen philosophischen Ausflug. Dabei spinnt der oberösterreichische Autor und Übersetzer, der heute vor allem in Japan lebt, ein dichtes Netz an Anspielungen, auch wenn sie nicht immer so plakativ ausgeschildert sind wie in „Dornbusch“ oder „Sirenen“.

Aber auch wenn sich Federmair in „Die Ufer des Flusses“ die eine oder andere hübsche, aber hohle Sprachkapriole leistet, finden sich immer wieder Passagen, die man am liebsten für später markieren würde. So etwa in „Verschwundene Geschichte“, wo der Protagonist eine frühere Bekanntschaft wiedertrifft, die nun statt eines harten Akzents einen Faltenrock trägt: „Sie hatte sich nicht verändert, nur wandte sie sich von meinen Erinnerungen ab. Oder umgekehrt, meine Erinnerung von ihr?“

INFO: Leopold Federmair: „Die Ufer des Flusses. Verschiedene Prosa“, Otto Müller Verlag, 236 Seiten, ISBN: 978-3-7013-1198-9, 20 Euro.

(APA)

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