„Sale“ Im Salzburger Landestheater uraufgeführt

Theater zu aktuellen gesellschaftspolitischen Themen gelingt – wegen der langen Planungszeiten – eher selten. Das Salzburger Landestheater aber legte mit „Sale“ in den Kammerspielen eine Punktlandung hin. Dieser neue Text von Georg Heinzen erzählt von einer Familie, die verkauft wurde. An ein internationales Bankenkonsortium. Genau wie die Schusters von nebenan.

Seit Freitagabend ist die Theaterwelt um eine beklemmend unterhaltsame Farce reicher. Der Vater arbeitslos, ein zynischer Prolet. Die Mutter an der Supermarktkassa, die Tochter bockt und der Kühlschrank ist kaputt. Das Land als Ganzes kommt unter den Hammer und die Familie Neumann auch. Sie gehört jetzt einem Yuppie (super glatt: Christoph Wieschke), der in Humankapital macht. Obwohl sich seine Ehe-Tussi (brillant hysterisch: Shantia Ullmann) eigentlich ein Hündchen gewünscht hätte.

Romanautor Georg Heinzen hat die Charaktere in seinem Theaterdebüt gnadenlos aufgedeckt und unangenehm nahe an den Zuschauer herangerückt. Mit Salven von pointierten und entlarvenden Sätzen, aus denen die Fratze menschlicher Überheblichkeit zum Schaudern komisch herausgrinst.

So genial die Versuchsanordnung auch ist, so unterhaltsam und niederträchtig da Kapitalismus mit Menschen gespielt wird, so sehr fehlt dem Stück eine zügige Handlung. Dramaturgisch gesehen bewegt sich 90 Minuten lang so gut wie nichts, und selbst der Mord an einem „wertlosen“ Junkie am Ende ist bloß abgegriffener Effekt in einer viel stärkeren Grundthematik.

Hätte Heinzen die brillant-analytischen Wirkungstreffer seiner Bühnensprache auch noch mit einer guten Geschichte verknüpft, dann wäre aus „Sale“ nicht nur eine amüsante Farce, sondern vielleicht großes Theater geworden. Der Premieren-Applaus war trotzdem absolut verdient für das gesamte Team rund um Regisseur Thomas Schendel.

(APA)

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