Desertec-Solarprojekt in Marokko hängt an Spanien

Der Bau der ersten Pilotanlage für das Wüstenstrom-Projekt Desertec hängt deutschen Regierungskreisen zufolge von der spanischen Beteiligung ab. „Wir brauchen eine Zusage der Spanier, den Strom in ihr Netz einzuspeisen“, sagte ein Regierungsvertreter. Deutschland sei dann bereit, den 600 Mio. Euro schweren Bau der Solaranlage in Marokko mit einem zweistelligen Millionen-Betrag zu unterstützen.

Eine Absichtserklärung könne am Mittwoch zur Desertec-Jahrestagung in Berlin unterzeichnet werden, wenn die Zusage der Spanier vorliege. Es könne aber auch sein, dass die Gespräche noch Zeit benötigten. Luxemburg und Malta wollten sich ebenfalls beteiligen und den Strom dann auf ihre Ökostrom-Quote anrechnen lassen, die sie den EU-Vorgaben zufolge erfüllen müssen, hieß es in den Kreisen. Dies wäre möglich, wenn der Strom zumindest nach Europa fließt, wenn er auch von den Ländern nicht direkt abgenommen werde.

Deutschland hat aus verschiedenen Gründen Interesse an dem Bau: Das Auswärtige Amt, wo das Desertec-Treffen stattfindet, will damit den Reformprozess in Nordafrika stützen. Das Forschungsministerium hat die technischen Herausforderungen im Auge, das Umweltministerium die Ökostrom-Produktion an sich. Das Wirtschaftsressort wiederum sieht Chancen für die deutschen Firmen, die das Desertec-Konsortium dominieren.

Marokko will die Anlage international ausschreiben, der Großteil der Energie soll auch im Land bleiben. Der übrige Strom könnte nach Spanien transportiert werden. Von Frankreich erwartet Deutschland eine Zusage, die Stromleitungen über die Pyrenäen auszubauen, um damit in Zukunft einen Stromtransport aus Afrika bis Mitteleuropa zu ermöglichen.

Das Kraftwerk in Marokko wäre das erste konkrete Projekt des Desertec-Konsortiums, an dem unter anderem RWE, E.ON, die Deutsche Bank und die Münchner Rück beteiligt sind.

(APA/ag)

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