„Standard“-Herausgeber Oscar Bronner wird 70

Glaubwürdigkeit, Qualität, Unabhängigkeit: Oscar Bronner wird nicht müde, seine Ansprüche an Journalismus kund zu tun. Zuletzt etwa als der Medienmacher im Vorjahr zum Präsident des Österreichischen Presserats gewählt wurde. Am Montag (14. Jänner) feiert der „Standard“-Herausgeber und Gründer der Magazine „trend“ und „profil“ seinen 70. Geburtstag.

Er wird wohl, trotz der Ankündigung, sich wieder verstärkt der Malerei widmen zu wollen, auch künftig als prononcierter Kritiker des heimischen Medienmarkts in Erscheinung treten.

Der 1943 in Haifa geborene Sohn des 2007 verstorbenen Kabarettisten, Komponisten und Schriftstellers Gerhard Bronner kann auf eine sehr abwechslungsreiche Karriere zurückblicken. Nachdem die Familie 1948 aus dem Exil nach Österreich zurückkehrte, studierte Bronner Soziologie, Philosophie und Psychologie in Wien und sammelte erste journalistische Berufserfahrung bei den Tageszeitungen „Express“ und „Kurier“. Im Jänner 1970 gründete er den „trend“.

Im Editorial schrieb Bronner damals, Wirtschaftspublizistik sei eine heikle Sache, er vertraue aber darauf, dass es genügend mündige Personen gebe, die „an einer unabhängigen, kritischen und modernen Wirtschaftsberichterstattung interessiert sind“. Das „profil“ erblickte im September 1970 das Licht der Welt. Auch mit seinem Konzept eines unabhängigen Nachrichtenmagazins reüssierte Bronner. Anlässlich des 40. Geburtstags des Magazins erklärte er: „Ich bin nicht der Typ Verleger, der auf der Suche nach Marktlücken ist. Ich habe immer nur die Medien gegründet, die ich lesen wollte.“

Mitte der 70er Jahre änderte sich dann für einige Zeit der Lebensmittelpunkt Bronners – nicht nur in geografischer Hinsicht. 1974 verkaufte er den Wirtschafts-Trends-Zeitschriftenverlag und ging auf „ein halbes Jahr“ nach New York. Aus dem halben Jahr sollten 13 Jahre werden, in denen er als Zeitungsleser von der New York Times verwöhnt wurde und sich seiner Malerei widmete. „Da konnte ich mir wieder nicht vorstellen, das jemals aufzugeben, um noch eine Zeitung zu machen“, erinnerte sich Bronner 2011 in einem Interview.

Es sollte allerdings anders kommen, denn 1988 setzte Bronner seine Idee von einer „liberalen Tageszeitung mit Weltformat“ in die Tat um und gründete den „Standard“, der erstmals am 19. Oktober desselben Jahres erschien. Die erste österreichische Zeitungsgründung seit 16 Jahren sorgte für einiges Aufsehen. Bronner trat mit einer „intelligenten, mündigen, überregionalen“ Tageszeitung an, die von allen Interessengruppen unabhängig sei, wie er damals sagte. Partner war der deutsche Springer Verlag, den er 1995 auskaufte. 1998 übernahm der Süddeutsche Verlag 49 Prozent am „Standard“, pünktlich zum 20. Geburtstag 2008 kaufte Bronner aber auch diese Anteile wieder zurück.

Sonderpreis verweigert

„Wir sind in einem so stark konzentrierten Markt eine Art gallisches Dorf, das auf niemanden Rücksicht nehmen muss“, kommentierte der Herausgeber den Rückkauf. „Das ist mir sehr sympathisch.“ Im selben Jahr lehnte Bronner, der zwischendurch auch Vizepräsident des Verbands Österreichischer Zeitungen war, den Sonderpreis des „Österreichischen Journalist“ für sein Lebenswerk ab, da „Krone“-Kolumnist Michael Jeannee ebenfalls geehrt werden sollte. Dieser repräsentiere „eine Form des Journalismus […], die meinem Lebenswerk diametral entgegensteht“, begründete Bronner seine Verweigerung.

Die jüngsten Umwälzungen in der Medienlandschaft sind auch am „Standard“ nicht spurlos vorüber gegangen, wie die Proteste der Online-Journalisten im Haus deutlich machten. Bronner betonte dabei sein „Bemühen um würdig entlohnten Qualitätsjournalismus“, verwies aber gleichzeitig auf Leistbarkeit. Künftig wird wohl die Malerei wieder einen größeren Platz in seinem Leben einnehmen, wie er anlässlich der Ernennung von „Standard“-Chefredakteurin Alexandra Föderl-Schmid zur Co-Herausgeberin meinte. „Über Medien und über das Land“ spricht Bronner außerdem am 24. Februar mit Peter Huemer im Wiener stadTheater walfischgasse.

(APA)

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