Ski alpin: "Vamos dançar" – Braathen kehrt als Brasilianer zurück

Comeback nach Rücktritt wegen Zwist mit norwegischem Verband – "Tanzen auf dem Schnee" sei das, "wo ich hingehöre" – Mutter Brasilianerin

Lucas Braathen hat am Donnerstag seine Rückkehr in den alpinen Skirennsport bestätigt. Der 23-jährige Norweger, der im Oktober vergangenen Jahres in Sölden überraschend seinen Rücktritt erklärt hatte, wird künftig für Brasilien, das Heimatland seiner Mutter, an den Start gehen. „Ich bin sehr aufgeregt und begeistert“, sagte Braathen bei einer Pressekonferenz in Salzburg. „Vamos dançar (Lasst uns tanzen)“, verkündete der Sportler das portugiesische Motto seines Comebacks.

„Meine brasilianischen Wurzeln haben mich zu der Person und dem Athleten geformt, der ich heute bin“, betonte Braathen, der zum Teil in den Straßen von Sao Paulo aufgewachsen ist. „Es geht für mich ein Traum in Erfüllung, die Chance zu haben, 200 Millionen Brasilianer bei Weltcups, Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen zu vertreten.“ Er sei stolz auf seine Entscheidung. Eine Rückkehr zum norwegischen Verband könne er zum derzeitigen Zeitpunkt ausschließen. Die Trennung sei aber im Guten erfolgt.

In der Zeit, in der er vom Sport weg war, habe er es am meisten vermisst, jeden Tag mit der Sehnsucht aufzuwachen, der Beste zu werden. Andere Interessen und Tätigkeitsfelder wie Reisen, Mode, Kunst oder Musik, seien zwar schön, hätten ihm das jedoch nicht bieten können. „Ich habe klar erkannt, dass das Tanzen auf dem Schnee das ist, wo ich hingehöre“, sagte Braathen. Der Gedanke an die Rückkehr sei dann im Jänner konkret geworden, als er sich mit dem brasilianischen Skiverband CBDN über diese Möglichkeit ausgetauscht habe.

Lucas Pinheiro Braathen, so der vollständige Name des extravaganten Sportlers, ist auf die technische Disziplinen Slalom und Riesentorlauf spezialisiert. Er bestritt bisher 69 Weltcup-Rennen und gewann davon fünf. 2022 fuhr er im Wengen-Slalom von Platz 29 im ersten Lauf noch auf Platz eins – bis zu diesem Zeitpunkt war nie einem Läufer ein größerer Sprung zum Sieg gelungen. In dieser Saison gewann er auch die Slalom-Kugel.

Die Hürden für einen Nationenwechsel sind innerhalb des FIS-Regelwerks für einen Weltklasse-Athleten wie Braathen überschaubar, wenn dieser eine tatsächliche familiäre Bindung zu dem neuen Land hat. Norwegen muss seine Zustimmung geben – laut Braathen ist das bereits erfolgt. Der notwendige Prozess sei schon eingeleitet. „Der norwegische Verband hat mir erlaubt, meine Punkte mitzunehmen“, erklärte er. Damit dürfte er die nächste Saison auch mit relativ guten Startnummern beginnen.

Braathen hatte sich vor dem Start der aktuellen Weltcup-Saison mit dem norwegischen Skiverband verkracht. Hintergrund waren die von Verband eher restriktiv ausgelegten Persönlichkeits- und Vermarktungsrechte. Der Konflikt hatte sich daran entzündet, dass Braathen ohne Genehmigung des Norges Skiforbund für ein Bekleidungsunternehmen geworben hatte.

Beim brasilianischen Verband freut man sich auf den potenziellen „Gamechanger“, wie CBDN-Präsident Anders Petterson Braathen bezeichnete. „Wir könnten nicht glücklicher sein mit seiner Entscheidung, wieder anzutreten. Lucas ist einer der besten, in dem, was er tut. Er ist ein Role Model“, sagte Petterson. Noch nie hat ein Läufer oder eine Läuferin aus Brasilien in einem Skirennen auf Weltcup-Level oder bei einem Großereignis einen Podestplatz erreicht.

Braathen wird von seinen Sponsoren und Partnern, die er schon bisher hatte, weiter unterstützt. Dazu gehören vor allem Oakley, Atomic und Red Bull. Der 23-Jährige kann die Infrastruktur des Red Bull Athletes Performance Center nutzen und wird beim Red-Bull-Spezialprojekt für Skisportler vom Team um die Tiroler Robert Trenkwalder und Patrick Riml betreut. Trenkwalder überreichte Braathen am Donnerstag einen Rennhelm im Design der brasilianischen Flagge.

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