Raiffeisen-General Konrad will kein Stück vom ORF

Raiffeisen-Generalanwalt Christian Konrad will definitiv kein Stück vom ORF, sollte dieser teilprivatisiert werden: „Ein für alle Mal und für alle Zukunft: Da war nie was dran“, betonte der Bankenboss im Interview mit der Branchenzeitschrift „Horizont“. Weiter unzufrieden zeigte er sich mit dem Zustand der Mediaprint, an der die Raiffeisen-Gruppe über den „Kurier“ beteiligt ist.

Diese geriere sich am Markt „als liebes Zebra: viel zu zahm“, so Konrad. Es gebe in den Gesellschaftervertretungen – „Krone“-Herausgeber Hans Dichand, Raiffeisen und WAZ – die Auffassung, dass man „im Grunde die Mediaprint in der jetzigen Form so nicht weiterführen“ wolle. „Wir brauchen eine Veränderung in der Geschäftsführung und möglicherweise eine Veränderung im Geschäftsmodell.“ Zu zweiterem Punkt sei ein Beratungsunternehmen engagiert worden, das vor allem auch die Reorganisation und Restrukturierung begleiten soll: „Es muss ja mit Sicherheit ein Kostenprogramm und ähnliche Dinge mehr geben.“ Er bestätigte die Absicht, eine neue Geschäftsführung zu installieren, die aber noch nicht umgesetzt worden sei.

Konrad ist unzufrieden mit der gemeinsamen Anzeigenvermarktung von „Krone“ und „Kurier“ unter dem Dach der Mediaprint. Die Anzeigenverkäufer würden „schwer ‚Krone‘-lastig“ agieren, obwohl das Dichand-Blatt ohnehin 70 Prozent der Erlöse aus dem gemeinsamen Topf lukriere, kritisiert er. Man habe beschlossen, „dass wir uns als ‚Kurier‘, was Anzeigenvermarktung und auch das Marketing betrifft, stärker abheben wollen, anstatt nur zu warten, was wir alles nicht dürfen“.

Wenig Bedarf an Flurbereinigung

Den Bedarf einer Flurbereinigung im ostösterreichischen Tageszeitungsmarkt, wo die Raiffeisen-Gruppe die große Zahl ihrer Beteiligung im Mediensektor hält, sieht er nicht gegeben. Auch das derzeit jüngste Produkt, die Tageszeitung „Österreich“, sieht er nicht gefährdet: „Totgesagte leben bekanntlich besonders lange“, so Konrads Kommentar. Ein Überangebot sieht Konrad eher am Magazinsektor, wo ihm offenbar auch gleich ein Titel aus dem News-Verlag einfallen würde: „Ich bin sicher, dass die Welt nicht untergeht, wenn ‚First‘ nicht mehr erscheint.“

Dem immer wieder kolportierten Interesse der Raiffeisen-Gruppe an ORF 1 oder Ö3 erteilte der Bankenchef eine Absage. Auch gehe er davon aus, „dass niemand ernsthaft daran denkt, den ORF zu teilen“, meint er. An der ORF-Sendetechniktochter ORS, an der die Raiffeisen-Medientochter Medicur 40 Prozent hält, sei man bereit, auch eine Mehrheit zu übernehmen, „wenn das gewünscht wird“. Mehr als einverstanden dürfte er mit der Bestellung des neuen ORF-Finanzchefs Richard Grasl sein: „Ich war mit ihm im Gespräch über eine Aufgabe im ‚Kurier‘. Das zeigt, wie sehr ich ihn schätze“, so Konrad.

Wenig Freude hat der Raiffeisengeneral derzeit mit dem Außenwerbeunternehmen Epamedia, an der die Raiffeisen beteiligt ist. Die dort als Geschäftsführerin eingesetzte frühere ORF-Generaldirektorin Monika Lindner bezeichnete er als „Trümmerfrau“: „Sie räumt uns dort wirklich die Trümmer auf.“

(APA)

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