Mehrtäter-Theorie im Fall Kampusch vom Tisch

Die Ermittlungen waren äußerst umfangreich. Insgesamt wurden 110 Personen befragt, 30 davon als Zeugen. In dem Verlies in dem Haus von Priklopil in Strasshof in Niederösterreich wurden erneut rund 25 DNA-Spuren genommen und ausgewertet. Es wurde sowohl im Inland als auch im Ausland recherchiert. Sowohl der einstige Freund von Priklopil, Ernst H., als auch Kampusch wurden mehrfach einvernommen.

Das Ergebnis der OStA: Wolfgang Priklopil dürfte die Tat tatsächlich alleine geplant und ausgeführt haben. Natascha Kampusch war ein zufälliges Opfer, es gab keinerlei Verbindungen von Priklopil zu irgendeiner Person im Umfeld von Kampusch.

Im Hauptaugenmerk der Ermittler stand bei den Recherchen der einstige Freund von Priklopil, Ernst H., der dieses Mal als Beschuldigter geführt worden ist. H. hatte im Zuge seiner Einvernahmen seine ursprüngliche Aussage gleich in zwei zentralen Punkten geändert. Demnach habe ihm Priklopil kurz vor seinem Selbstmord die Tat gestanden, was sein Insiderwissen erklärt. Die Summe von 500.000 Schilling, die H. im Zeitraum der Tat an Priklopil überwiesen hatte, sei Schwarzgeld aus Wohnungsverkäufen gewesen, das er am Finanzamt vorbeischleusen wollte.

H. könnte nun eine Anklage wegen eines Finanzdeliktes drohen bzw. steht noch der Vorwurf im Raum, dass er Priklopil in seinem Auto kurzzeitig vor der Polizei versteckt hatte, als diese bereits nach ihm gesucht hat. Die vielen anderen offenen Fragen wurden laut ermittelndem Oberstaatsanwalt ebenfalls plausibel geklärt.

„Sie wünscht sich nun, dass diese haarsträubenden Gerüchte ein Ende finden.“ Mit diesen Worten kommentierten Kampuschs Medienberater das Ergebnis der Erhebungen. Die heute 21-Jährige habe sich erleichtert gezeigt, dass durch die Ermittlungen eine Reihe von Behauptungen aus der Welt geschafft werden konnten. Der Leiter der Evaluierungskommission Adamovich nahm das Ergebnis „zur Kenntnis“. Inhaltlich wollte er zu den präsentierten Erkenntnissen nichts sagen.

(APA)

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