Kurz-Prozess – Kogler weist ÖVP-Kritik zurück

"Wenn es Einwände gibt, dann bitte über den Instanzenzug" – Schillings EU-Lapsus: "Mein Gott, Fehler machen alle"

Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) weist die ÖVP-Kritik an der erstinstanzlichen Verurteilung von Ex-Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) zurück. Niemand sei aufgrund seiner Funktion sakrosankt, so Kogler beim Auftakt des neuen Formats „Offen gefragt“ am Montagnachmittag. Aber das andere sei, Institutionen an sich zu akzeptieren. „Wenn es Einwände gibt, dann bitte über den Instanzenzug.“

Unter anderem hatte ÖVP-Generalsekretär Christian Stocker eine mögliche Befangenheit des Richters in den Raum gestellt. „Diese möglichen Bedenken, die da geäußert werden, sind Gegenstand eines ganz klar geregelten Berufungsverfahrens. Dort würde ich es auch belassen.“, so Kogler. Zu Stocker meinte er nur: „Auch Generalsekretäre sollten einen gewissen Korridor nicht verlassen.“ Dass Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) dieses Vorgehen nicht verurteilt habe, focht Kogler nicht an: „Wir können doch nicht für alle die Vormundschaft übernehmen.“

In der Frage der Legalisierung von Cannabis will Kogler vorerst einmal über die Grenze nach Deutschland schauen, wo eine entsprechende Regelung beschlossen wurde. Aus Sicht der Grünen neige man der Position des deutschen Gesundheitsministers Karl Lauterbach (SPD) zu. Das Herauskommen aus dem Schwarzmarkt werde vermutlich die Qualität der Produkte erhöhen und andererseits den Umstieg auf härtere Drogen reduzieren.

Gelassen sah Kogler die Häme über die Grüne EU-Wahl-Spitzenkandidatin Lena Schilling, die die Frage, ob Norwegen EU-Mitglied sei, nicht beantworten konnte. Schilling sei überrascht gewesen und habe auch eingestanden, dass ihr ein Lapsus unterlaufen sei. „Mein Gott, Fehler machen alle.“

Keine Freude hat Kogler über die Nominierung des ehemaligen FPÖ- und BZÖ-Politikers Peter Westenthaler in den ORF-Stiftungsrat. Dessen Aussagen halte er für sehr fraglich und demokratiegefährdend. Westenthaler erfülle aber die formalen Voraussetzungen dafür, außerdem gebe es den Auswahlmechanismus der Nominierung durch eine Fraktion, in diesem Fall die FPÖ. Es werde sich nun in der Praxis zeigen, ob Westenthaler ein Fehlverhalten an den Tag legen werde.

Beim Streit um den Bodenschutz ortete Kogler ein Match zwischen Bund und Ländern. Die Bundesregierung sei sich einig, dass es quantitative Ziele brauche – die Blockadehaltung der Länder habe aber immerhin die positive Seite, dass diese damit einbekennen würden, dass Naturschutz Ländersache sei.

In dem neuen Format wollen der Presseclub Concordia, die Vereinigung der Parlamentsredakteurinnen und -redakteure und die Initiative für Qualität im Journalismus (IQ) Medienvertretern die Möglichkeit geben, jene Themen zu bestimmen, zu denen sie Persönlichkeiten von politischer Bedeutung befragen. Früher sei es für Journalisten etwa beim wöchentlichen Ministerrat recht einfach gewesen, jeden Minister anzusprechen. Mittlerweile würden aber nachher Pressekonferenzen veranstaltet, bei denen konkrete Botschaften verkündet werden, so Claudia Dannhauser, Vorsitzende der Vereinigung der Parlamentsredakteurinnen und -redakteure. Darüber hinaus werde oft zu Hintergrundgesprächen geladen, zu denen nur bestimmte Medien eingeladen werden.

Vorbild von „Offen gefragt“ ist die deutsche Bundespressekonferenz – ein Verein, der mehrmals wöchentlich Pressekonferenzen organisiert und dazu Politiker einlädt. So oft wird das neue Format in Österreich nicht stattfinden – Ziel sind vorerst mehrere Veranstaltung im Jahr, die abwechselnd von Christoph Kotanko (Oberösterreichische Nachrichten) und APA-Chefredakteurin Maria Scholl moderiert werden.

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