Wirtschaftskammer (WKO) und Industriellenvereinigung (IV) unterstützen den innerparteilich umstrittenen Vorstoß von ÖVP-Wissenschaftsministerin Karl für eine Gesamtschule der Zehn- bis 14-Jährigen, erwarten dafür aber Entgegenkommen in der Hochschulpolitik, etwa bei Studiengebühren. Unterrichtsministerin Schmied zeigte sich über den Schwenk in der ÖVP in Sachen Gesamtschule erfreut.
Bis Herbst gebe es ein knapp bemessenes Zeitfenster für eine „gesamtheitliche Bildungsreform“, das unbedingt genutzt werden müsse, sagten Christoph Leitl (WKÖ) und Veit Sorger (IV) am Montag. Man wolle eine „Diskussion ohne Denkverbote“. „Wir erleben eine Umbruchssituation, eine Veränderung von Parametern, wie wir es uns noch vor wenigen Monaten nicht hätten vorstellen können. Wir haben aber keine zehn Jahre Zeit“, sagte Sorger bei einem der raren gemeinsamen öffentlichen Auftritte.
Leitl, auch Chef des ÖVP-Wirtschaftsbundes, verglich die Gesamtschule mit einem „Zug, der den Abfahrtsbahnhof schon längst verlassen hat, und die Frage ist nun, wie erreicht er sein Ziel“. Man solle die laufenden Schulversuche rasch evaluieren und daraus Folgerungen ziehen. Er erwarte sich aber von Karls Gegenüber, Unterrichtsministerin Schmied, dass sie sich im Hochschul- und Wissenschaftsbereich ähnlich offen zeige wie Karl in Sachen Gesamtschule. Die Lehrergewerkschaft stehe es nicht zu, „die Diskussion zu dominieren“, so Leitl.
Im Hochschulbereich pochen die Arbeitgeber weiter auf Studiengebühren, Zugangsbeschränkungen und Kontingente. „Wir gehen nicht davon ab, dass es notwendig ist, Leistung, Begabungen und Eliten zu fördern – das ist kein Spaltpilz, sondern positiv“, erklärte Sorger.
Unterrichtsministerin Schmied hat sich über den Schwenk in den Reihen der ÖVP in Sachen Gesamtschule erfreut gezeigt. Es werde aber keine Junktimierung mit eventuellen Zugangsbeschränkungen im Hochschulbereich geben, betonte Schmied am Dienstag vor dem Ministerrat.
(APA)
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