Varta-Sanierungsplan soll Finanzierung bis 2027 sicherstellen
Zustimmung involvierter Gremien sowie des Kartellamts notwendig – Angedachte Maßnahmen müssen bei Gericht eingereicht werden
Die am Samstag angekündigten Maßnahmen zur Sanierung des angeschlagenen Batterieherstellers Varta harren nun einer Zustimmung der Gremien der beteiligten Parteien sowie des deutschen Bundeskartellamts. Außerdem müssten die angedachten Schritte, darunter ein Schuldenschnitt, nun dokumentiert und bei Gericht eingereicht werden, sagte ein Sprecher am Sonntag. Läuft alles wie geplant, soll das Sanierungskonzept die Finanzierung der Varta bis Ende des Jahres 2027 sicherstellen.
Zunächst sollen ein Schuldenschnitt und die Verlängerung von Krediten die bisherigen Verbindlichkeiten von fast einer halben Mrd. Euro auf 200 Mio. Euro verringern. Dann soll das Grundkapital der Varta AG auf null Euro herabgesetzt werden. Der Effekt: Die derzeitigen Aktionäre scheiden aus und der Konzern wird von der Börse genommen.
Als neue Gesellschafter sollen unmittelbar im Anschluss an den Kapitalschnitt eine vom österreichischen Varta-Mehrheitseigner Michael Tojner kontrollierte Gesellschaft (MT InvestCo) sowie einer Beteiligungsgesellschaft des Sportwagenherstellers Porsche mit jeweils 30 Millionen Euro einsteigen. Ein Teil der Investition Tojners seien Immobilien, die Varta derzeit miete.
Nach Abschluss aller Kapitalmaßnahmen sollen MT InvestCo und Porsche je 32 Prozent von Varta halten, die übrigen Finanzierer zusammen 36 Prozent. Rechtlich würden die Beteiligungen an der Varta AG laut der Mitteilung zunächst von MT InvestCo und Porsche zu je 50 Prozent gehalten, „wobei bei der Ausgestaltung darauf geachtet würde, dass weder MT InvestCo noch Porsche noch beide gemeinsam die Kontrolle hätten“.
Zuvor hatte Porsche mitgeteilt, Vartas Autobatterie-Tochtergesellschaft V4Drive Battery mehrheitlich übernehmen zu wollen. Porsche zeigte sich zugleich bereit, sich „mit weiteren Partnern“ an der finanziellen Neuaufstellung der Varta AG zu beteiligen, wie es hieß. Dabei würde sich Porsches Investition auf 30 Millionen Euro belaufen. In der Firma V4Drive Battery bündelt Varta das Geschäft für großformatige Lithium-Ionen-Rundzellen, die im Hybrid-Antrieb des Porsche 911 Carrera GTS eingesetzt werden.
Die am Samstag präsentierte Einigung konkretisiert, was Varta vor knapp einem Monat angekündigt hatte. Damals teilte der Konzern mit, beim Amtsgericht Stuttgart ein Restrukturierungsvorhaben nach dem Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetz (StaRUG) anzuzeigen. Die Alt-Aktionäre sollten rausgedrängt werden, Gläubiger auf einen Großteil ihres Gelds und ihrer Ansprüche verzichten.
Schon länger steckt der Batteriekonzern in der Krise. Beispielsweise schwankt die Nachfrage nach Lithium-Ionen-Knopfzellen etwa für Kopfhörer stark. Zuletzt klagte Varta über Billig-Konkurrenz aus China sowie anhaltende Probleme in den Lieferketten. Zudem attackierten Hacker im Februar Vartas Computersysteme und legten die Produktion wochenlang lahm.