Olympia: Enttäuschung und Bitterkeit – Duett Alexandri nur auf Rang 4
Erstes ÖOC-"Blech" – Duo fühlte sich ungerecht bewertet: "Der Moment war jetzt, der ist weg" – Eirini-Marina: "Verliere die Freude am Sport" – Gold an China vor Britinnen, Niederländerinnen
Im vorletzten Bewerb mit österreichischer Beteiligung hat das ÖOC-Team in Paris doch noch in der ungeliebten „Blech“-Wertung angeschrieben. Die von Platz zwei der Technik-Kür aus in die Freie Kür gegangenen Synchronschwimmerinnen Anna-Maria und Eirini-Marina Alexandra fielen trotz persönlicher Bestbenotung und gesamt 555,6678 Punkten auf den vierten Platz zurück, 2,7285 Zähler fehlten auf Bronze. Es siegte China vor Großbritannien und Niederlande.
Die Alexandris waren mit ihrer präzise ausgeführten Choreografie zum Thema „Kondor“, womit der in Südamerika beheimatete Greifvogel gemeint ist, in Front gegangen, doch die drei letzten Duette gingen am ÖOC-Gespann noch vorbei. Aus der ersten Reaktion der beiden Drillingsschwestern sprach Enttäuschung, Bitterkeit und auch ein wenig Wut. „Die Bewertung ist unfair. Es klingt vielleicht arrogant oder hochnäsig, aber wir wissen, dass wir das beste technische Niveau haben. Das haben auch viele gesagt“, sagte Eirini-Marina unter Tränen.
Die China-Zwillinge Wang Liuyi/Wang Qianyi waren als Weltmeisterinnen angereist und mit rund zehn Punkten Vorsprung auf die Österreicherinnen in die Entscheidung gegangen, die Britinnen Kate Shortman/Isabella Thorpe sowie die niederländischen Zwillinge Bregje und Noortje de Brouwer rund drei Zähler hinter ihnen. Diese beiden Duette seien bisher immer hinter ihnen gewesen, sie hätten bei ihnen auch – nicht bewertete – Fehler gesehen, erklärten die Alexandris. „Das neue Bewertungssystem macht nur Sinn, wenn die Basemarks richtig verteilt werden“, so Anna-Maria.
Bei der WM im vergangenen Jahr in Fukuoka hatten die Schwestern die Goldmedaille (Freie Kür) gewonnen, auch bei der EM 2023 gab es Gold (Freie und Technik-Kür) für das Duett Alexandri. Dieses Jahr hatten Anna-Maria und Eirini-Marina krankheits- und verletzungsbedingt WM und EM verpasst, nur die dritte Drillingsschwester Vasiliki war jeweils erfolgreich im Solo am Start. Die früher dominierenden Russinnen sind als Folge des Angriffskriegs in der Ukraine international aktuell nicht am Start. Auch deswegen war die Hoffnung auf die „freie“ Goldmedaille groß.
„Russland ist nicht da – es gibt drei Medaillen und eine Chance und alle kämpfen für diese Medaillen, mit allen Mitteln – da meine ich nicht nur Training“, fuhr Eirini-Marina fort. „Großbritannien und Niederlande sind große Verbände. Ich glaube nicht, dass dieser vierte Platz unser Niveau widerspiegelt. Wir haben von der Schwierigkeit geopfert, damit wir mit Ausführung punkten – und auch klar die saubersten sind. Es ist unfair.“ Ihre Schwester sprach von „Interessen im Sport. Es ist nicht unfair, es ist unfair mal 100.“
Eirini-Marina wiederum meinte, sie verliere mit diesem Ergebnis, dieser Bewertung, nun schon ein bisschen die Freude am Sport. Es sei so wie damals, 2019, erinnerte sie an die WM in Gwangju, als die beiden sich ebenfalls ungerecht bewertet gefühlt hatten. Anna-Maria hielt die Tränen noch zurück, wusste aber momentan nicht, wie es weitergehen könnte. „Vielleicht warten wir nicht vier Jahre, vielleicht hören wir auf. Das wissen wir nicht. Der Moment war jetzt, und der ist weg.“ Bei den Sommerspielen 2028 in Los Angeles wird das 2014 eingebürgerte Duo knapp 31 Jahre alt sein.
Trainerin Albena Mladenova war mit der Leistung ihrer Schützlinge durchaus zufrieden: „Ich bin sehr zufrieden, sie sind sehr stark geschwommen. Vielleicht hätten wir beim Ausdruck mehr bekommen können, aber so ist die Entscheidung“, meinte die Trainerin im ORF. „Ich bin wirklich enttäuscht.“ Die Ausführung sei es auf keinen Fall gewesen. „Vielleicht Artistik ein bisschen, keine Ahnung.“ OSV-Sportdirektor Walter Bär hätte lieber einen fünften als einen vierten Platz genommen. „Die vierten Plätze sind die bittersten. Enttäuschung ist natürlich dabei, es ist ganz hart.“
In den vergangenen Jahren haben sich die Alexandris sukzessive nach oben gearbeitet. Vor drei Jahren in Tokio waren sie Olympia-Siebente geworden, im Vorjahr Weltmeisterinnen in der Freien Kür. Danach wurde die Vorbereitung weiter intensiviert. „Wir konnten auch nichts anders machen, wir haben alles geopfert. Auch sehr viel Freizeit“, betonte Anna-Maria. „Ich finde, wir haben es am meisten verdient, aber wir sind die einzigen, die es nicht bekommen haben. Ich hoffe, dass die Österreicher trotzdem auf uns stolz sind. Danke an alle, die uns unterstützt haben.“