Post-Chef Pölzl verabschiedet sich mit kräftigem Halbjahresgewinn

Fazit nach 15 Jahren an der Spitze: Marktführerschaft verteidigt, profitables Wachstum bei Ausbau des Angebotes – Botschaft an Politik: "Den Wohlstand muss man erwirtschaften."

Post-Generaldirektor Georg Pölzl hat heute mit einer sehr guten Halbjahresbilanz Abschied von dem teilstaatlichen Konzern genommen. Das Betriebsergebnis (EBIT) der Österreichischen Post kletterte um 10,9 Prozent auf 105,6 Mio. Euro, der Umsatz erhöhte sich im Jahresvergleich um 17,2 Prozent auf 1,51 Mrd. Euro. Das Eigenkapital lag mit Ende Juni bei beachtlichen 682,0 Mio. Für das Gesamtjahr erwartet Pölzl ein EBIT-Wachstum im mittleren einstelligen Bereich.

„Das zweite Quartal war das beste in der Firmengeschichte“, so Pölzl, der nach 15 Jahren an der Spitze der Post AG mit 1. Oktober an den bisherigen Finanzvorstand Walter Oblin übergibt. Pölzl verschwieg aber nicht, dass die erheblichen Währungsschwankungen in der Türkei für einen sehr guten Umsatzbeitrag der dortigen Post-Pakettochter Aras Kargo sorgten. Wobei die Aras eine derart positive Entwicklung genommen habe, wie auch er es nicht für möglich gehalten habe, so Pölzl, der im heurigen April seinen 67-jährigen Geburtstag feierte, bei seiner Abschieds-Pressekonferenz.

Er erinnerte auch daran, dass hier harte Bretter gebohrt wurden – schließlich tobte längere Zeit ein Streit zwischen der ursprünglichen türkischen Eigentümerfamilie und der Post über die Komplettübernahme. Im Endeffekt hat die Hartnäckigkeit des ausgebildeten Montanisten Pölzl gesiegt.

Ähnlich schwierig war auch die Situation als die BAWAG aus dem gemeinsamen Bankgeschäft mit der Post ausstieg – und Pölzl alles auf eine Karte setzte und die Post 99 gründete. Dass dies die richtige Entscheidung war, zeige auch, dass es im europäischen Vergleich nur jenen staatlichen und ex-staatlichen Postunternehmen gut gehe, die auch eine Bank hätten.

Eine Erfolgsgeschichte war für Pölzl auch die Teilprivatisierung der Post, die noch vor seiner Amtszeit über die Bühne ging. Wäre diese nicht erfolgt, wäre die Post ein „Zuschussbetrieb“, für den jährlich mindestens 500 Mio. Euro aufgewendet werden müssten. „Wir sehen das an Postgesellschaften im Ausland. Man muss einfach sagen, das privatisierte Postgesellschaften besser funktionieren“, so Pölzl. Ohne die Teilprivatisierung hätte das Unternehmen beispielsweise nicht die Freiheit gehabt, das sinkende Briefgeschäft durch Auslandsinvestitionen zu kompensieren.

„Wir sind die einzige Postgesellschaft, die sich in ihrem Kerngeschäft positiv entwickelt“, so Pölz heute vor Journalisten. Die Post AG habe eine gute Dividendenpolitik betrieben und gleichzeitig die notwendigen Investition getätigt. Von den Dividenden hat zu einem erheblichen Teil der Staat profitiert, liegt der Staatsanteil der Post doch bei 53 Prozent.

Und es gebe auch österreichische Besonderheiten, wie das Flugblatt, hier sei man „Europameister“, auch wenn sich hier mittlerweile die Krise im Einzelhandel widerspiegle. Im Paketsektor hätten sich die Paketboxen „extrem gut“ bewährt und würden weiter kräftig ausgebaut. Wobei international ein Trend zu Direktzustellung in die Boxen bemerkbar sei, dies habe sich hierzulande noch nicht so durchgesetzt. Immer noch nicht ganz zufrieden ist Pölzl mit dem Geschäft der Onlineplattform shöpping. Diese sei zwar für den heimischen Handel sehr wichtig, dieser nütze sie aber zu wenig.

Fazit von Pölzl nach 15 Jahren an der Spitze der Österreichischen Post: Die Marktführerschaft wurde verteidigt, es gab eine profitables Wachstum bei gleichzeitigem Ausbau des Filial- und Digitalangebotes mit einem starken Fokus auf Nachhaltigkeit und Diversität.

Als Pölzl, zuvor Topmanager in der Mobilfunk-Branche im In- und Ausland, das Ruder bei der Post übernahm, hielt sich die Begeisterung der Belegschaftsvertretung in engen Grenzen. Als er dann auch noch zahlreiche Postfilialen schließen und sie durch Post-Partner ersetzten ließ, gingen schnell die Wogen hoch. Dazu klagten die Postler über eine deutlich gestiegene Arbeitsbelastung und schlechtere KV-Verträge für Neueinsteiger. Mittlerweile gehören öffentliche Proteste der Vergangenheit an, was sich Pölzl so erklärt: Wichtig sei es gewesen, offen und transparent vorzugehen – und zuzuhören. Es sei auch wichtig, den Standpunkt des anderen zu verstehen – aber auch nichts schön zu reden.

Von der Politik wünscht sich der Post-Chef „mehr Zuwendung auf Dinge, die Unternehmen erfolgreich machen“. „Ich spüre da vor allem eine Verteilungsdiskussion“, merkte der scheidende Postchef kritisch an. „Den Wohlstand muss man erwirtschaften“, so Pölzl.

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