Klima-Demonstranten legten Frankfurter Airport für drei Stunden lahm
Sechs Klima-Aktivisten gelangten auf Start- und Landebahn – 170 der 1.400 für Donnerstag geplanten Flüge annulliert – Sechs Wien-Flüge von und nach Frankfurt ausgefallen
Annullierte Flüge, lange Warteschlangen, verunsicherte Reisende: Mitten in der Urlaubssaison haben Klima-Demonstranten den Betrieb am Frankfurter Flughafen mit einer Klebeaktion für drei Stunden lahmgelegt. Laut Flughafenbetreiber Fraport wurden mindestens 170 der 1.400 für Donnerstag geplanten Flüge annulliert. Wegen der Störaktion sind auch sechs Verbindungen zwischen Wien und Frankfurt ausgefallen.
Die insgesamt acht Verdächtigen seien gegen 5.00 Uhr auf das eingezäunte Gelände vorgedrungen, berichtet die deutsche Bundespolizei. Während ein Mensch am Zaun hängengeblieben war, konnten sieben Personen in der Früh in den Sicherheitsbereich vordringen und sich an den Kopfenden der beiden zentralen Start- und Landebahnen festkleben.
Dort wurden sie zunächst von Beamten festgesetzt und später an die hessische Landespolizei übergeben, nachdem sie vom Boden abgelöst worden waren. Noch vor 8.00 Uhr waren alle vier Bahnen des größten deutschen Flughafens wieder im Betrieb.
Wie schon am Mittwoch nach Aktionen in Köln/Bonn, London oder Oslo bekannte sich die Gruppe Letzte Generation zu der Attacke. „Die weitere Förderung und Verbrennung von Öl, Gas und Kohle ist eine Bedrohung unserer Existenz“, hieß es auf der Plattform X. „Wir haben uns international zusammengeschlossen: Raus aus den Fossilen bis 2030!“
Politisch wurde die Frage nach einem besseren Schutz der kritischen Infrastruktur diskutiert. Bereits vergangene Woche hatte das deutsche Bundeskabinett eine Verschärfung des Luftsicherheitsgesetzes auf den Weg gebracht, die aber bisher nicht beschlossen ist und damit für die aktuellen Vorfälle nicht gilt. In dem Gesetz soll künftig das „vorsätzliche, unberechtigte Eindringen“ unter anderem auf das Rollfeld sowie die Start- und Landebahnen mit bis zu zwei Jahren Haft oder Geldstrafe geahndet werden. Bisher wurde lediglich eine Geldstrafe fällig. Bei Mitführen verbotener Gegenstände sollen es bis zu fünf Jahre Haft sein. In der „Rheinischen Post“ kündigt SPD-Vizefraktionschef Dirk Wiese an, im Gesetzgebungsverfahren sogenannte Kettenbewährungen bei Wiederholungstätern verhindern zu wollen.
Diese seien der Polizei bereits aus Hamburg, Berlin, Düsseldorf oder München bekannt, sagt der Hauptgeschäftsführer des Luftverkehrsverbandes BDL, Joachim Lang. „Hier stellt sich die Frage, ob die kleine Szene der Letzten Generation nicht im Vorfeld enger beobachtet werden kann.“ Auf eine polizeiliche Prävention im Vorfeld hofft auch die Lufthansa, die bereits in mehreren Fällen aus dem Jahr 2022 mit juristischen Mitteln versucht, Schadenersatz bei den Tätern durchzusetzen. „Die Verfahren laufen noch“, sagt eine Konzernsprecherin. Man werde sich auch in weiteren Fällen an die Verursacher halten.
Die deutsche Regierung will zudem die Flughafenbetreiber per Rechtsverordnung zu besseren baulichen und technischen Schutzmaßnahmen zwingen. „Die Flughäfen müssen deutlich besser gesichert werden. Das gilt vor allem für Zäune, Tore, Kameras, Sensoren und Signaltechnik“, erklärt die deutsche Innenministerin Nancy Faeser (SPD) den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
Eine freiwillige Selbstverpflichtung sei am Widerstand zweier Großflughäfen gescheitert, hieß es aus ihrem Ministerium. Daher habe man nun die Abstimmung mit den Ländern aufgenommen, um eine entsprechende Rechtsverordnung zu schaffen. Die Gewerkschaft der Polizei fordert dafür bundeseinheitliche Standards. Allein mit zusätzlichen Streifen könnten die Flughäfen nicht gesichert werden. Allein in Frankfurt sind es laut Fraport über 30 Kilometer Zaun, die mit Streifen kontrolliert würden.
Unterdessen mussten die Passagiere viel Geduld aufbringen: Viele harrten in langen Schlangen aus, anstatt bereits im Flieger Richtung Urlaub zu sitzen. Auf den großen Anzeigentafeln stand am Vormittag hinter zahlreichen Flügen: „Cancelled“ – abgesagt. In der Haupthalle wurde kostenlos Wasser angeboten. Während sich die einen verunsichert zeigten, übten sich andere in Gelassenheit: „Man kann es ohnehin nicht ändern“, sagte eine Frau. Ein Mann stellte sich darauf ein, den ganzen Tag am Flughafen zu verbringen. Wer erfuhr, dass es später am Tag doch noch losgehen soll, war erleichtert.
Einige zeigten Verständnis für die Protestaktion – andere kein bisschen. Eine Frau sagte: „Die Aktion ist absolut falsch. Das Festkleben ist Schwachsinn.“ Natürlich müsse etwas gegen den Klimawandel getan werden, sagte ein junger Mann. Aber die Art und Weise sei kontraproduktiv: „So was schadet mehr, als es nutzt.“
Die Letzte Generation sprach von sechs Menschen, die Öffnungen in den Maschendrahtzaun geschnitten hätten und dann zu Fuß, mit Fahrrädern und Skateboards an verschiedene Punkte um die Start- und Landebahnen gelangt seien. Sie zeigten demnach Plakate mit der Aufschrift „Öl tötet“.