Bis 2028 reales BIP-Plus von im Schnitt 1 Prozent pro Jahr und schwacher Exportzuwachs erwartet – Starker Energie- und Lohnkostenanstieg sowie Fachkräftemangel bremsen Wirtschaft
Die heimische Wirtschaft wird in den kommenden Jahren laut der aktuellen IHS-Mittelfristprognose nur „verhalten“ wachsen. Für 2024 bis 2028 erwartet das Institut für Höhere Studien (IHS) ein reales Wirtschaftswachstum von im Schnitt 1,0 Prozent pro Jahr. Die Inflationsrate soll im Prognosezeitraum durchschnittlich bei 2,5 Prozent pro Jahr liegen, die Arbeitslosenquote bei 6,3 Prozent und das gesamtstaatliche Budgetdefizit bei 2,8 Prozent.
In den Jahren 2024 und 2025 soll sich der Zuwachs der Wirtschaftsleistung in Österreich auf 0,3 Prozent bzw. 1,6 Prozent belaufen und 2026 bis 2028 auf rund 1,2 Prozent bzw. zweimal 0,9 Prozent. Getragen wird das Wirtschaftswachstum laut IHS vom privaten Konsum und der Nachfrage der Unternehmen nach dauerhaften Produktionsmitteln, der Zuwachs der Exporte dürfte „schwach bleiben“. Die demografische Entwicklung werde den Fachkräftemangel „weiter verschärfen“ und das Wachstum des Produktionspotenzials der österreichischen Volkswirtschaft schwächen, warnen die Wirtschaftsforscher.
„Vor dem Hintergrund der verringerten Wettbewerbsfähigkeit in Folge des starken Energie- und Lohnkostenanstiegs dürfte das Wachstum der heimischen Wirtschaft etwas hinter dem Potenzialwachstum zurückbleiben, sodass auch im Jahr 2028 noch eine leicht negative Produktionslücke resultiert“, schreiben die IHS-Ökonomen in ihrem Prognosebericht. Zum Vergleich: Im Zeitraum 2014 bis 2018 lag das reale Wirtschaftswachstum im Schnitt bei 1,7 Prozent pro Jahr, 2019 bis 2023 aufgrund der Corona- und Teuerungskrise bei 0,5 Prozent und für 2024 bis 2028 laut Prognose bei 1 Prozent.
Nach den Rekord-Inflationsjahren 2022 und 2023 mit 8,6 Prozent bzw. 7,8 Prozent erwartet das IHS heuer einen Rückgang der Teuerungsrate auf 3,2 Prozent und dann bis 2026 ein weiteres Absinken auf 2 Prozent sowie einen leichten Anstieg auf 2,2 Prozent bis 2028.
Die Konjunkturexperten erwarten aufgrund der Wirtschaftserholung ab 2025 und des demografiebedingt langsameren Wachstum des Arbeitskräfteangebots einen Rückgang der Arbeitslosigkeit in den kommenden Jahren. Bis zum Jahr 2028 soll die Arbeitslosenquote auf 5,8 Prozent sinken. Im Jahr 2023 lag die Arbeitslosenrate bei 6,4 Prozent.
Die IHS-Ökonomen verweisen aber auf mehrere Risiken für die Mittelfristprognose: Eine Eskalation der Konflikte, etwa im Nahen Osten oder in der Ukraine, würde den Welthandel belasten und die Preise für Energie steigen lassen. Weitere Handelskonflikte könnten die Erholung der Welthandel und Industrieproduktion bremsen. Weiters gebe es „erhebliche Unsicherheit“ im Zusammenhang mit der US-Präsidentschaftswahl hinsichtlich der wirtschafts- und geopolitischen Rahmenbedingungen.
Das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) hat bereits vergangene Woche seine Mittelfristprognose bis 2028 veröffentlicht: Nur beim durchschnittlichen Budgetdefizit in Relation zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) unterscheidet sich die Wifo-Prognose mit 3,2 Prozent pro Jahr von der IHS-Schätzung von 2,8 Prozent merkbar. Bei Wirtschaftswachstum, Inflation und Arbeitslosenquote prognostizieren beide Institute nahezu idente Werte.