Durchsuchungen bei Benko und Signa dauerten bis zum späten Abend

WKStA spricht von Verdacht auf Untreue, Betrug und schweren Betrug – Investoren und Gläubiger sollen geschädigt worden sein

Die Hausdurchsuchungen der SoKo Signa des Bundeskriminalamts und der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) an mehreren Firmenstandorten und Privatadressen von René Benko und Ex-Signa-Managern in Wien und Tirol dauerten bis zum späteren Dienstagabend. Bei den Ermittlungen geht es unter anderem um den Verdacht auf Untreue und Betrug. Ermittelt wird auch gegen René Benko persönlich, wie die WKStA am Abend mitteilte.

Mögliche Geschädigte sind demnach Investoren, eine Bank und andere Gläubiger. Ein schwerwiegender Vorwurf betrifft laut Hausdurchsuchungsanordnung, die mehreren Medien zugespielt wurde, ein sogenanntes „Karussell“: Als die Signa-Gruppe im Sommer 2023 schon in Geldnöten war, sollten alle Investoren zusätzliche Millionen einzahlen. Aber die Familie Benko Privatstiftung soll nur vorgetäuscht haben, dass sie 35 Mio. Euro eingebracht habe. Dabei soll es sich aber um Geld anderer Investoren gehandelt haben.

Außerdem soll die Signa Holding GmbH einerseits Anteile einer luxemburgischen Beteiligungsgesellschaft an eine liechtensteinische Stiftung verkauft haben und andererseits Anteile einer anderen Signa-Gesellschaft von dieser liechtensteinischen Stiftung gekauft haben, das jedoch zu einem überhöhten Kaufpreis. Kaufpreis und Verkaufspreis seien dann gegeneinander aufgerechnet worden, wodurch die Signa Holding GmbH keine adäquate Gegenleistung für ihren Verkauf erhalten haben soll, lautet ein Untreue-Verdacht der Staatsanwaltschaft. In der Durchsuchungsanordnung, aus der mehrere Medien zitieren, ist auch die Rede von einem Zusatzunterhalt an Benkos Frau für ein Immobilieninvestment von 2 Mio. Euro und Barbehebungen von 600.000 Euro. Außerdem wird René Benko vorgeworfen, dass eine Benko-Stiftung um 46 Mio. Euro das Luxusressort Villa Eden am Gardasee von der Signa Holding gekauft und dafür Aktien der Signa Prime Selection erhalten habe, die aber deutlich weniger wert gewesen seien.

Untreue-Verdacht besteht auch im Zusammenhang mit dem Verkauf einer Innenstadt-Immobilie einer Signa-Gesellschaft: Dabei soll ein Teil des Kaufpreises zweckwidrig verwendet worden und nicht zur Gänze der Signa-Gesellschaft als Verkäuferin zugekommen sein. Ermittelt wird gegen zwei Verantwortliche einer Signa-Gesellschaft und Beitragstäter sowie einen Verband. Im Zuge dessen sei ein Teil des Kaufpreises sichergestellt worden, heißt es von der WKStA.

Weiters ermittelt die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft auch gegen René Benko persönlich wegen des Verdachts der betrügerischen Krida und des Verdachts des Betrugs und des schweren Betrugs. So soll er laut Staatsanwaltschaft Vermögenswerte, wie z.B. einen Sportwagen und hochpreisige Waffen verkauft und das den Gläubigern verheimlich haben.

Die Anwälte der Beschuldigten haben darauf verwiesen, dass die Vorwürfe zum Teil schon bekannt gewesen seien und diese bereits bestritten.

Durchsucht wurden am Dienstag unter anderem Benkos Villa im Innsbrucker Stadtteil Igls und die Signa-Zentrale in der Wiener Herrengasse. Benko habe sich „kooperativ und konstruktiv“ verhalten, sagte sein Anwalt Wess.

Am 8. März hatte das Landesgericht Innsbruck über den Unternehmer Benko ein Konkursverfahren eröffnet. Die Ermittler hegen nun den Verdacht, dass Benko im Zeitraum Jänner 2023 bis März 2024 einen Teil seines Vermögens beiseite geschafft haben soll.

Die im November begonnene milliardenschwere Pleitewelle des Signa-Imperiums beschäftigt die Justiz mittlerweile seit Monaten. Auch in Deutschland ermittelte die Staatsanwaltschaft München wegen Geldwäscheverdachts und möglicher Insolvenzdelikte. Die Münchner Strafverfolger stünden im Kontakt mit anderen deutschen Staatsanwaltschaften, hatten sie in der Vergangenheit erklärt.

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