Wohnraumkosten – Kaufen wurde 2023 billiger, Mieten teuerer
Vor allem Preise für bestehende Wohnungen gefallen, Preise für neue Wohnungen stabil – Mieten wurden um 7,6 Prozent teurer – Wohnkosten in letzten 10 Jahren um ein Drittel gestiegen
Nach jahrelangen Preisanstiegen am heimischen Immobilienmarkt ist der Eigenheimkauf 2023 wieder etwas billiger geworden. Insgesamt fielen die Immobilienpreise im Vergleich zum Jahr davor im Durchschnitt um 2,6 Prozent, wobei der Preisrückgang vor allem bei bestehenden Wohnungen und Häusern (minus 3,7 Prozent) stattfand. Die Preise für neue Wohnungen und Häuser blieben dagegen nahezu unverändert (minus 0,1 Prozent), wie die Statistik Austria am Dienstag mitteilte.
Der Preisrückgang folgte der Zinswende der Europäischen Zentralbank (EZB), die ab 2022 die Zinsen rasch anzog um der hohen Inflation Herr zu werden. Im Jahr 2022 waren die Preise für bestehende Häuser und Wohnungen im Jahresdurchschnitt noch um 11,6 Prozent angezogen, Preise für Neubauten um 11,5 Prozent. „Mit der Zinswende der EZB hat das ein jähes Ende genommen“, sagte Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas am Dienstag bei einer Pressekonferenz.
Dass die Preise für neue Häuser und Wohnungen 2023 dennoch recht stabil blieben, sei einem starken Rückgang in der Wohnbautätigkeit geschuldet gewesen. „Im europäischen Vergleich ist die baubewilligte Nettofläche im Jahr 2023 in Österreich mit minus 28 Prozent am zweitstärksten zurückgegangen, gleich nach Schweden mit einem Minus von einem Drittel und gefolgt von Deutschland mit einem Rückgang von mehr als einem Viertel“, sagte Thomas. Im EU-Schnitt ging die baubewilligte Fläche um 14,5 Prozent zurück.
Nach Regionen betrachtet wird der Kauf von Wohnraum in Österreich tendenziell teurer, je weiter man nach Westen kommt. So lagen die Wohnungspreise in Bregenz im Schnitt (5.150 Euro pro Quadratmeter) deutlich über jenen in Graz (3.209 Euro), auch bei Häusern lagen die Preise beispielsweise in Innsbruck (5.754 Euro) spürbar über den Preisen in Bruck an der Leitha (2.989 Euro). Deutlich höher waren die Preise zudem in urbanen Zentren wie Wien oder Salzburg Stadt. Im Median betrug der Quadratmeterpreis einer Wohnung in Österreich im Vorjahr 4.023 Euro, jener für ein Haus lag bei 2.678 Euro.
Während Kaufen im Schnitt etwas billiger geworden ist, sind die Mieten 2023 merklich gestiegen. Im Durchschnitt erhöhten sich die Mietkosten inklusive Betriebskosten im Vorjahr um 7,6 Prozent und lagen bei 625,3 Euro bzw. 9,4 Euro je Quadratmeter und Monat. Der Anstieg entspreche in etwa der Inflation, die im Gesamtjahr 2023 um 7,8 Prozent zulegte, so die Statistik.
Die Wohnsituation in Österreich ist stark von Mieten geprägt, knapp die Hälfte der Bevölkerung lebt in Mietverhältnissen. Im EU-Vergleich liege Österreich damit an zweiter Stelle hinter Deutschland, sagte Regina Fuchs, Leiterin der Direktion Bevölkerung der Statistik Austria. Über die Hälfte der Hauptmieten ist jedoch im sozialen Wohnbau angesiedelt, der die Durchschnittsmiete etwas nach unten drückt. Während die Miete inklusive Betriebskosten in Gemeindewohnungen im Jahr 2023 bei 7,7 Euro je Quadratmeter und Monat und bei Genossenschaftswohnungen bei 8,1 Euro lag, sind sie bei den übrigen Hauptmieten im Schnitt bei 11,1 Euro gelegen.
Die gesamtem Wohnkosten umfassen für die Statistik Austria aber deutlich mehr als nur die Miete und die Betriebskosten. Dazu kommen noch Energiekosten, Instandhaltungskosten, eventuelle Kreditzahlungen und im Falle von Eigentum zusätzlich Abgaben für Wasser, Kanal und Müllbeseitigung. Nimmt man alles zusammen, sind die Kosten 2023 im Vergleich zu vor zehn Jahren (2013) insgesamt um ein Drittel (34 Prozent) angestiegen. Am stärksten stiegen die Kosten für Gemeinde- (plus 49 Prozent) und Genossenschaftswohnungen (plus 40 Prozent), während die Kosten im Haus- und Wohnungseigentum nur um je 26 Prozent höher lagen als 2013.
Der Anteil der Wohnkosten am Haushaltseinkommen hat sich indessen nur wenig verändert. Bei Gemeindewohnungen stieg er im Median von 22 Prozent im Jahr 2013 auf 25 Prozent, bei Genossenschaftswohnungen ging der Anteil von 24 auf 25 Prozent nach oben. Bei Hauseigentum sank der Anteil dagegen von 12 auf 11 Prozent. Insgesamt gab es keine Veränderung, der Anteil der Wohnkosten am Eigentum lag 2013 ebenso wie 2023 bei 17 Prozent.
73 Prozent des Tages verbringen die Österreicherinnen und Österreicher laut Statistik Austria zu Hause. Dabei steigt der Anteil des Tages, der zu Hause verbracht wird, mit zunehmendem Alter an, vor allem Personen über 61 verbringen mehr als drei Viertel des Tages in den eigenen vier Wänden, bei Personen unter 60 sind es laut der Erhebung der Statistik weniger als drei Viertel.