Nahost – NGO: Sieben Mitarbeiter bei Angriff im Gazastreifen getötet

Hilfsorganisation macht Israel dafür verantwortlich – Israelisches Militär kündigte Untersuchung an – WCK setzt Arbeit in der Region aus

Die Hilfsorganisation World Central Kitchen (WCK) hat den Tod von sieben ihrer Mitarbeiter im Gazastreifen durch einen Luftangriff bestätigt und Israel dafür verantwortlich gemacht. „Das WCK-Team war in einer konfliktfreien Zone in zwei gepanzerten Fahrzeugen mit dem WCK-Logo und einem ungeschützten Fahrzeug unterwegs“, erklärte die NGO am Dienstag. Sie werde angesichts des tödlichen Vorfalls ihren Einsatz in der Region sofort stoppen. Israel kündigte eine Untersuchung an.

Der Konvoi sei getroffen worden, obwohl man die Fahrt mit der israelischen Armee koordiniert habe, schrieb die Hilfsorganisation in einer Mitteilung. Die Helfer hätten gerade ein Lagerhaus in der Ortschaft Deir al-Balah im zentralen Abschnitt des Gazastreifens verlassen, als sie beschossen worden seien. Dort hätten sie mehr als 100 Tonnen humanitärer Lebensmittelhilfe entladen, die auf dem Seeweg in den Gazastreifen gebracht worden sei.

„Dies ist nicht nur ein Angriff auf WCK, dies ist ein Angriff auf humanitäre Organisationen, die in schlimmsten Situationen kommen, in denen Nahrung als Waffe im Krieg eingesetzt wird“, sagte die Geschäftsführerin der Organisation, Erin Gore. „Dies ist unverzeihlich.“ Die sieben Opfer stammten laut der Mitteilung aus Australien, Polen, Großbritannien und den Palästinensergebieten – zudem habe eines der Opfer die US-amerikanische und kanadische Staatsbürgerschaft. Zuvor war von mindestens fünf Toten die Rede gewesen.

Das israelische Militär teilte mit, es führe „eine gründliche Untersuchung auf höchster Ebene durch, um die Umstände dieses tragischen Vorfalls zu verstehen“.

Polen forderte angesichts der Berichte über den Tod eines polnischen Staatsbürgers Aufklärung von Israel. „Wir haben die israelische Botschaft, die Sicherheitskräfte und die israelischen Streitkräfte um Klärung gebeten“, sagte ein Sprecher des Außenministeriums in Warschau am Dienstag. „Wir wissen, dass der Beschuss im nördlich-zentralen Teil des Gazastreifens stattfand, und dass unter den Menschen, die dabei starben, ein polnischer Staatsbürger erwähnt wird.“

Das Außenministerium kondolierte der Familie des getöteten Helfers, ohne dessen Tod offiziell bestätigt zu haben. „Wir sprechen der Familie des polnischen Freiwilligen, der der palästinensischen Bevölkerung im Gazastreifen Hilfe brachte, unser tiefes Mitgefühl aus“, hieß es auf der Plattform X (vormals Twitter). Polen akzeptiere die Missachtung des humanitären Völkerrechts und des Schutzes der Zivilbevölkerung, zu der auch die humanitären Helfer gehörten, nicht.

Nach Angaben des Bürgermeisters der ostpolnischen Stadt Przemyśl, Wojciech Bakun, stammt der getötete Freiwillige aus seiner Stadt. „Man kann mit Worten nicht beschreiben, was die Menschen, die diesen fantastischen jungen Mann kannten, im Moment fühlen“, schrieb Bakun am Dienstag auf Facebook. Przemyśl liegt an Polens Grenze zur Ukraine. Nach Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine waren hier zahlreiche Flüchtlinge aus dem Nachbarland eingetroffen – World Central Kitchen hatte viele von ihnen versorgt.

WCK ist seit dem Beginn des Krieges zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen an der Verteilung von Hilfsgütern in dem Palästinensergebiet beteiligt. Sie ist eine von zwei Hilfsorganisationen, die Hilfsgüter von Zypern aus per Schiff in den Gazastreifen liefern, und war dort auch am Bau eines provisorischen Anlegers beteiligt.

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