"Besonders schlechte Entwicklung" auf Arbeitsmarkt im Jahresvergleich

Im März Anstieg um 0,7 Punkte auf 6,9 Prozent – Kopf: Firmen büßten wegen hierzulande hoher Inflation an Wettbewerbsfähigkeit ein – Kocher: Niedrigerer Wert im Vergleich zu vor Pandemie

Die Arbeitslosigkeit ist im März in Österreich um knapp elf Prozent auf die Quote von 6,9 Prozent gestiegen. Im selben Monat 2023 lag dieser Wert noch bei 6,2 Prozent. Im langjährigen Vergleich ist die aktuelle Situation passabel, wie Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP) einschätzte. Kurzfristiger analysiert sprach AMS-Chef Johannes Kopf allerdings von einer „besonders schlechten Entwicklung“. Die Opposition machte die türkis-grüne Regierung verantwortlich.

Österreich befinde sich offenbar noch immer deutlich in der Rezession, konstatierte Johannes Kopf, Chef des Arbeitsmarktservice (AMS) in einer Aussendung. „Anders als vor einem Jahr, als uns die Prognosen nur einen kurzen Konjunktureinbruch vorhersagten, glaube ich auch nicht mehr an eine rasche Erholung im Sinn eines baldigen Sinkens der Arbeitslosigkeit in Österreich.“ Firmen hätten aufgrund der hierzulande hohen Inflation nicht nur Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt, sondern auch noch personelle Überkapazitäten aufgebaut. „Selbst wenn das Wachstum wieder kommt, wird die Arbeitslosigkeit wohl erst verspätet sinken“, analysierte Kopf.

„Im Vergleich zu den Jahren vor Ausbruch der Covid-Pandemie ist das ein niedriger Wert“, teilte Kocher (ÖVP) mit. „Die aktuell etwas höhere Arbeitslosigkeit als im März 2023 ist vor allem ein Resultat des wirtschaftlich herausfordernden Umfelds.“

Die Opposition machte die Regierung für die Entwicklung verantwortlich. Kocher versuche nur die Situation schönzureden, so die SPÖ. Er sei ein „Schwadroneur“, so die FPÖ. Die NEOS forderten wie die Wirtschaftskammer (WKÖ) und die Industriellenvereinigung (IV) dringend eine Senkung der Lohnnebenkosten.

Arbeiterkammer (AK) und Gewerkschaftsbund (ÖGB) forderten einmal mehr eine Anhebung des Arbeitslosengeldes wegen einer steigenden Armutsgefährdung bei Menschen ohne Job. „Eine Senkung der Leistung aus der Arbeitslosenversicherung ist strikt abzulehnen. Arbeitsuchende brauchen das genaue Gegenteil – nämlich eine echte Existenzsicherung“, so AK-Präsidentin Renate Anderl auch in Richtung der IV, die darin eine „Förderung der Inaktivität“ sieht.

Mit 369.640 waren heuer um 35.686 oder 10,7 Prozent mehr Menschen arbeitslos oder in AMS-Schulungen als im März 2023. Arbeitslos ohne an Schulungen teilzunehmen waren mit 291.468 um 32.028 oder 12,3 Prozent mehr Menschen. Schlecht da stehen vor allem der Bau, die Industrieproduktion. Dort stieg die Arbeitslosigkeit jeweils um mehr als 20 Prozent.

Ein „ernst zu nehmendes Problem“ seien viele Geflüchtete, die zum AMS kommen, so Kopf. Das seien derzeit monatlich etwa 1.200 Personen vor allem aus Syrien, sagte er im Ö1-„Mittagsjournal“. In Wien sei inzwischen fast jeder vierte Mensch ohne Arbeit ein Geflüchteter. Die Integration in den Arbeitsmarkt brauche zumindest zwei, drei Jahre. Das Baupaket der Regierung werde wohl auch nicht vor dem Sommer wirken, sagte Kopf.

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