96. Oscars: "Poor Things" liegt einstweilen vor "Oppenheimer"
Lanthimos' Film hält bei drei Trophäen vs. einer für "Oppenheimer" – Auslandsoscar geht an "The Zone of Interest" – Da'Vine Joy Randolph als beste Nebendarstellerin ausgezeichnet
Kann „Poor Things“ mehr seiner elf Nominierungen bei den 96. Oscars in Statuetten ummünzen als erwartet? Giorgos Lanthimos‘ bildgewaltige Frankenstein-Paraphrase realisierte zumindest die ersten drei Trophäen relativ früh im Verlauf des Abends. Bei den eher technischeren Kategorien Kostüm, Make-up und Ausstattung konnte der Film über die Konkurrenz triumphieren. Lediglich beim adaptierten Drehbuch musste „Poor Things“ „Amerikanische Fiktion“ den Vortritt lassen.
„Oppenheimer“ hält dank des erwarteten ersten Oscars für Robert Downey Jr. als Nebendarsteller im Atombombendrama bei einer Auszeichnung. „Ich danke meiner furchtbaren Kindheit und der Academy – in dieser Reihenfolge“, zeigte sich der 58-Jährige cool bei seiner Dankesrede.
Auch die 45-jährige Französin Justine Triet, die das Originaldrehbuch für „Anatomie eines Falls“ auf Französisch gemeinsam mit ihrem Partner Arthur Harari verfasst hatte, hatte sich pragmatisch erfreut über den Gewinn gezeigt: „Das wird mir helfen, meine Midlife-Crisis zu bewältigen.“
In die afroamerikanische Gemeinschaft ging wie erwartet der Oscar für die beste Nebendarstellerin, den Da’Vine Joy Randolph für ihre Leistung in Alexander Paynes „The Holdovers“ entgegennehmen konnte und sich in einer tränenreichen Rede bei ihrem Umfeld bedankte.
Der Auslandsoscar ging an die britische Produktion „The Zone of Interest“ von Jonathan Glazer. Der Regisseur des Holocaust-Essays nach Martin Amis zog in seiner Dankesrede Parallelen zur Situation der „Entmenschlichung“ im Nahen Osten und warnte das Publikum vor dem Gewaltpotenzial im Menschen allgemein: „Wir glauben, dass wir uns niemals so verhalten würden, aber ich glaube, wir sollten uns da nicht zu sicher sein.“
Und nicht zuletzt konnte Japans Animealtmeister Hayao Miyazaki mit seinem Spätwerk „Der Junge und der Reiher“ die Ehrung als bester Animationsfilm und damit seinen zweiten Oscar für sich reklamieren. In den nächsten Stunden wird sich nun herausstellen, ob Christopher Nolans Biopic „Oppenheimer“ seiner Rolle als Topfavorit mit 13 Nominierungen noch gerecht werden kann oder ob „Poor Things“ seinen Siegeslauf fortsetzt.
(S E R V I C E – www.oscars.org)