96. Oscars: "Oppenheimer" liegt vor dem Finale vorn
Vor den Königskategorien hält Christopher Nolans Biopic mit vier Preisen die Führung – Lanthimos' "Poor Things" momentan mit drei Trophäen – Auslandsoscar an "The Zone of Interest"
Die Königskategorien Bester Film, Regie sowie die Hauptdarsteller stehen noch aus – und die Waage im Rennen zwischen Christopher Nolans „Oppenheimer“ und Giorgos Lanthimos‘ „Poor Things“ scheint sich in Richtung des Atom-Biopics zu senken, das mit 13 Nominierungen angetreten ist. „Oppenheimer“ kommt vor dem großen Finale auf vier Preise, „Poor Things“ auf drei.
„Oppenheimer“ sicherte sich die Kategorien Schnitt, Kamera, Filmmusik und nicht zuletzt die des besten Nebendarstellers. Hier konnte Robert Downey Jr. wie erwartet seinen ersten Oscar für sich reklamieren. „Ich danke meiner furchtbaren Kindheit und der Academy – in dieser Reihenfolge“, zeigte sich der 58-Jährige cool bei seiner Dankesrede.
Lanthimos‘ Frankenstein-Paraphrase realisierte hingegen Siege in den eher technischen Kategorien Kostüm, Make-up und Ausstattung. Beim adaptierten Drehbuch hingegen musste man „Amerikanische Fiktion“ den Vortritt lassen, der Literatursatire von Cord Jefferson. Ebenfalls in die afroamerikanische Gemeinschaft ging wie erwartet der Oscar für die beste Nebendarstellerin, den Da’Vine Joy Randolph für ihre Leistung in Alexander Paynes „The Holdovers“ entgegennehmen konnte.
Mit Spannung erwartet wurde Ryan Goslings Performance des Songs „I’m Just Ken“ aus dem Film, den der kanadische Schauspieler schließlich im pink glitzernden Anzug darbot. Dazu passte auch die Choreografie, bei der man nicht zuletzt Marilyn Monroes legendärem „Diamonds Are a Girls Best Friend“ die Ehre erwies, bevor zum Schluss Gitarrenlegende Slash dazu stieß. Die Anwesenden im Dolby Theatre hielt es dabei nicht auf ihren Sitzen. Den Oscar für den besten Song holte am Ende allerdings Billie Eilish für „What Was I Made For?“ – ebenfalls aus „Barbie“.
In der Sparte Originaldrehbuch obsiegte erstmals ein französischsprachiges Buch, konnte hier doch Regisseurin Justine Triet mit „Anatomie eines Falls“, verfasst gemeinsam mit ihrem Partner Arthur Harari, triumphieren. Die 45-Jährige zeigte sich pragmatisch erfreut: „Das wird mir helfen, meine Midlife-Crisis zu bewältigen.“
Der Auslandsoscar ging ebenso wie die Tonehrung an die britische Produktion „The Zone of Interest“ von Jonathan Glazer. Der Regisseur des Holocaust-Essays nach Martin Amis warnte das Publikum vor dem Gewaltpotenzial im Menschen allgemein: „Unser Film zeigt, wohin Entmenschlichung im schlimmsten Fall führen kann.“
Bewegend und politisch fiel auch die Dankesrede von Mstyslaw Tschernow aus, der für seinen Dokumentarfilm „20 Tage in Mariupol“ gewürdigt wurde, der die russische Belagerung der ukrainischen Hafenstadt zeigt: „Ich fühle mich geehrt. Aber ich bin auch der erste Regisseur auf dieser Bühne der sagt: Ich wünschte, ich hätte diesen Film nie gemacht.“ Und nicht zuletzt konnte Japans Animealtmeister Hayao Miyazaki mit seinem Spätwerk „Der Junge und der Reiher“ die Ehrung als bester Animationsfilm und damit seinen zweiten Oscar für sich reklamieren.
(S E R V I C E – www.oscars.org)