Erster französischer Abfahrtssieg auf der Streif seit 1997 – ÖSV-Abfahrer erneut hinten nach
Der französische Skirennläufer Cyprien Sarrazin hat die erste Kitzbühel-Abfahrt an diesem Hahnenkammwochenende gewonnen. Der neue Stern am Speed-Himmel setzte sich am Freitag nach einem herausragenden Finish um nur fünf Hundertstelsekunden vor dem Südtiroler Florian Schieder durch. Weltcup-Leader Marco Odermatt (+0,34 Sek.) aus der Schweiz belegte Platz drei. Bester Österreicher war Vincent Kriechmayr, der mit sechs Zehntel Rückstand auf Platz sieben kam.
Für Sarrazin, der bereits die Bormio-Abfahrt und den Wengen-Super-G gewonnen hatte, war es der dritte Sieg in dieser Saison. Viele Jahre seiner Karriere hatte der 29-Jährige als Riesentorlauf-Spezialist gegolten. Bis Dezember 2023 hatte er seinen einzigen Weltcup-Sieg 2016 in einem Parallel-Riesentorlauf in Alta Badia errungen.
„Es ist ein wunderbares Gefühl. Ich habe es sehr genossen, als ich die Ziellinie überquert habe. Ich habe mir gesagt, schrei so laut wie du kannst! Morgen werde ich keine Stimme haben, sorry“, sagte Sarrazin im Zielraum. Von einem Streif-Sieg habe er erst Donnerstagabend zu träumen begonnen und sich vorgestellt, wie er jubeln werde. Das Gefühl nun sei das Beste. „Ich will nicht aufhören. Keine Limits.“
„Mein guter Freund Clement Noel hat schon so eine neben seiner Couch“, sagte der Franzose mit Blick auf die Siegertrophäe, die berühmte Gams. Der bisher letzte französische Kitzbühel-Sieger in der Abfahrt war bis zu diesem Tag Luc Alphand, der 1997 über verkürzte Distanz gewonnen hatte. Noel siegte 2019 im Slalom.
Die Österreicher schafften keine Leistungssteigerung, müssen alles auf die Revanche am Samstag in der klassischen Hahnenkammabfahrt legen. Otmar Striedinger belegte den 21. Platz, Raphael Haaser mit Startnummer 57 den 26., Christopher Neumayer machte als 27. erstmals in diesem Winter Weltcup-Punkte. Stefan Babinsky als 31. und Debütant Stefan Eichberger als 41. verpassten die Punkteränge.
Daniel Hemetsberger geriet mit Startnummer 2 in der Steilhang-Ausfahrt mit Skiern und Oberkörper auf die Sicherheitsplane und verlor viel Zeit. Nachher verschwand er rasch aus dem Zielbereich, ohne ein Interview zu geben. Am Ende wurde der Oberösterreicher als 52. des Klassements geführt. Daniel Danklmaier rutschte in der Hausbergkante am Innenski weg und schied aus. „Einfach bitter. Ich bin da vier Zehntel hinten und brauche es nur sauber fertigfahren“, sagte der mit sich selbst hadernde Steirer.
Kriechmayr erwischte dagegen einen guten, aber keinen perfekten Lauf. Im oberen Teil bei den Schnellsten dabei, verlor der Oberösterreicher im Flachstück und in den Schlusspassagen der Streif. „Der Start war sehr gut, aber in der Fläche und vom Oberhausberg habe ich ein leider ein paar Mal die Spur nicht optimal getroffen, bin ein bissel zu gerade gewesen. Unten habe ich vielleicht ein bissel zu viel auf Linie geschaut. Die anderen haben ihn gnadenlos durchgezogen.“
Der gesundheitlich angeschlagene Striedinger meinte, die Erwartungen seien nicht allzu groß gewesen, „wenn man zwei Tage im Bett verbringt“. Er habe schon „während der Fahrt gemerkt, dass ich nicht die Kraft habe, die ich gern hätte“, sagte der Kärntner. Am Samstag (11.30/live ORF 1) wolle er trotzdem wieder am Start stehen und angreifen.
Babinsky sagte, er habe „wichtige Kurven auf der Strecke nicht ganz ideal erwischt. Da fehlen mir dann einfach ein paar km/h, wenn es dann flach ist. Dann verlierst du einfach Zehntel um Zehntel.“ Neumayer führte an, er sei bei der Seidlalm „in den Neuschnee gekommen, das hat extrem viel Tempo gekostet“.
Odermatt zeigte erneut eine Fahrt auf Anschlag, jedoch mit ein paar Momenten der Unsicherheit. Den US-Amerikaner Ryan Cochran-Siegle hielt er damit eine Hundertstelsekunde hinter sich, gegen Schieder und Sarrazin hatte der Gesamtweltcup-Gewinner der vergangenen beiden Jahre jedoch das Nachsehen. „Es hat nicht alles perfekt funktioniert, so kann man nicht in Kitzbühel gewinnen“, sagte Odermatt. Schieder war bereits im Vorjahr in der Freitag-Abfahrt auf dem zweiten Platz gelandet.
Wegen leichten Schneefalls und schlechter Sicht auf Teilen der Strecke war der Start um eine Stunde auf 12.30 Uhr verschoben worden. Die Verhältnisse waren auch während des Rennens nicht optimal und von der Sicht eher wechselhaft. Eine große Überraschung lieferte der Schweizer Arnaud Boisset ab, der mit Nummer 53 auf Rang neun fuhr, nachdem er vorher abgewunken und mit der Helikopter wieder an den Start gebracht worden war.