Schnee – Heftiger Wintereinbruch legte Verkehr teilweise lahm

Große Lawinengefahr der Stufe 4 im Westen – In einem Nachtlokal in Dornbirn waren nach einem Erdrutsch 91 Personen eingesperrt – Auch in OÖ und Salzburg Hochbetrieb bei Einsatzkräften

Ergiebiger Schneefall hat am Samstag in weiten Teilen Österreichs zu umfangreichen Verkehrsbehinderungen geführt. Tiefwinterliche Fahrverhältnissen sorgten nicht nur ganz im Westen – Vorarlberg und Tirol – sondern auch in Ober- und Niederösterreich zu Problemen. In Tirol kam es außerdem zu Ausfällen im Bahnverkehr und bei der Stromversorgung. In einem Nachtlokal in der Vorarlberger Stadt Dornbirn saßen nach einem Erdrutsch für fünf Stunden 91 Personen fest.

Der ÖAMTC berichtete vor allem an der Alpennordseite und am Alpenostrand von tiefwinterlichen Fahrbahnverhältnissen. Zahlreiche Hauptverbindungen waren am Samstagmorgen nur schwer passierbar, es kam immer wieder zu Staus und Unfällen. Auch Autobahnen waren betroffen, Fahrzeuge blieben hängen, was wiederum die Straßenräumungsarbeiten erschwerte. So war beispielsweise am Samstagvormittag die Westautobahn (A1) bei Salzburg Nord wegen Lkw-Bergungsarbeiten nicht befahrbar. Wenig besser stellte sich die Situation auf der Tauern-Autobahn (A10) dar, kurzfristig musste in Fahrtrichtung Süden der Katschbergtunnel gesperrt werden. In Tirol war die Brenner Straße (B182) bei Gries aufgrund hängen gebliebener Fahrzeuge gesperrt und auch auf der A13, der Brenner Autobahn, gab es Behinderungen durch Schneefall. Aufgrund der Schneelast wurden auch immer wieder Bäume geknickt – die Feuerwehren und Räumungsdienste arbeiteten mit Hochdruck.

In Westösterreich war über Nacht im Gebirge vielerorts 50 Zentimeter Neuschnee oder mehr gefallen, weshalb aufgrund der Verhältnisse die zweithöchste Lawinenwarnstufe (groß, Stufe 4) ausgerufen wurde. Diese bezog sich auf Lagen oberhalb der Waldgrenze bzw. 2.000 Meter Seehöhe. Spontane Lawinenauslösungen waren jederzeit möglich und und konnten exponierte Bereiche gefährden. Als problematisch wurde von den Lawinenwarndiensten der Bundesländer die oft nur schwache Bindung zwischen Neu- und Altschnee beschrieben. Wintersportler wurden zu äußerster Vorsicht aufgerufen.

Aufgrund des starken Schneefalls ereignete sich in Dornbirn-Gütle gegen 4.00 Uhr ein Erdrutsch, der Teile der Ebniterstraße sowie den Parkplatz des Nachtklubs „Conrad Sohm“ verlegte. Damit war ein Verlassen des Areals für die 91 Lokalgäste vorerst nicht möglich. Gegen 9.30 Uhr war die Evakuierung des Gebäudes aber schließlich möglich, informierte die Stadt Dornbirn. Weitere Hangrutschungen seien möglich, der Nachtklub muss deshalb vorerst gesperrt bleiben.

In Tirol musste die Brennerautobahn (A22) aufgrund hängen gebliebener Fahrzeuge abschnittweise gesperrt werden, am Samstagvormittag war sie aber wieder befahrbar. Laut Asfinag waren am Brenner 21 Räumfahrzeuge im Einsatz. Wegen eines Stromausfalls infolge eines Kabelbrands war auch der Roppener Tunnel auf der Inntalautobahn (A12) vorübergehend nicht passierbar. Gegen 10.00 Uhr wurde er wieder für den Verkehr frei gegeben. Probleme mit dem Strom gab es aber nicht nur im Tunnel, sondern auch in Haushalten in 19 Gemeinden. Laut ORF Radio Tirol war auch Sölden im Ötztal betroffen.

Im Schienenverkehr gab es nach Angaben der ÖBB Unterbrechungen zwischen Imst und Schönwies im Bezirk Landeck sowie zwischen Innsbruck und Scharnitz. Gesperrt war auch die Bahnlinie zwischen St. Margrethen im Schweizer Kanton St. Gallen und der deutschen Grenzstadt Lindau (Bayern), die durch Vorarlberg führt. Der Grund dafür war eine Oberleitungsstörung in Lindau.

Im Bundesland Salzburg hat sich durch die Neuschneemengen die Lawinensituation besonders im Bereich Hohe Tauern verschärft. Der Lawinenwarndienst des Landes Salzburg stufte die Gefahr eines Schneebretts als „groß“ ein. Speziell warnte man vor hoher Störanfälligkeit im Neuschnee. Die Alpinpolizei warnte in einer Presseaussendung am Samstag vor einer „heiklen Lawinensituation“ und mahnte „bewusste Zurückhaltung beim Geländefahren abseits der Pisten beziehungsweise bei Skitouren“ ein.

Beim Landesfeuerwehrkommando Salzburg berichtete man von bisher 100 Einsätzen. Hauptbetroffen waren der Flachgau und der Tennengau. Das Gros der Alarmierungen lag wie in Oberösterreich bei umgeknickten Bäumen und hängen gebliebenen Fahrzeugen. Sowohl seitens der Feuerwehr als auch die Landespolizei berichteten hauptsächlich von Sachschäden. Personen seien soweit keine erheblich verletzt worden. Auch die Schäden hielten sich soweit im geringeren Ausmaß. Ausnahme war in Oberndorf, dort landete ein umgerissener Baum auf einem Haus, wie Reinhard Krallinger vom LFK der APA berichtete. Die meisten Alarmierungen trafen übrigens zwischen 5.30 Uhr und 7.00 Uhr dort ein. „Wenn es hell wird und die Leute aufstehen, werden die Schäden entdeckt.“

Der Wintereinbruch hat auch in Oberösterreich die Einsatzkräfte stark beschäftigt. Das Landesfeuerwehrkommando absolvierte allein seit Mitternacht 659 Einsätze, von insgesamt rund 900 Wehren im Land ob der Enns waren bis zum Vormittag 364 Stützpunkte im Einsatz, hieß es am Samstag in einer ersten Bilanz. Die meisten Einsätze betrafen hängen gebliebene Fahrzeuge sowie massiver Schneedruck, der Stromleitungen kappte. Etwa 26.000 Haushalte waren laut Netz OÖ gegen 10.00 Uhr ohne Strom.

„Bitte bleiben Sie zuhause, vermeiden Sie unnötige Fahrten mit dem Auto“, appellierte Hannes Niedermayr vom Landesfeuerwehrkommando (LFK) Oberösterreich im APA-Gespräch. Vom Zentralraum bis Innviertel seien die Einsatzkräfte schon „ziemlich gestresst“. Durch Schneelast umgestürzte Bäume blockierten Straßen landesweit und rissen Stromleitungen ab, in allen Bezirken müssen Fahrzeuge geborgen werden. Allein durch die landesweiten Stromausfälle werden die Kräfte gebunden. Seitens des LFK gibt es nämlich die Order, die Stützpunkte „in machbarer Stärke“ bei Blackouts zu besetzten, damit die Bevölkerung dort Hilfe suchen kann. Besonders im Bezirk Braunau bezeichnete der Offizier vom Dienst die Lage als „intensiv“ von den Einsätzen her. „Und wir haben erst Vormittag“, betonte Niedermayr.

Durch Neuschnee und sogenannten Triebschnee stieg die Lawinenwarnstufe auf „erheblich“ (Stufe 3). Trotz der winterlichen Fahrverhältnisse erwischte die Polizei in der Nacht auf Samstag bei Schwerpunktkontrollen insgesamt 45 Alkolenker und sechs Fahrer unter Rauschgifteinfluss, wie diese in einer Presseaussendung mitteilte.

Einer der durch Schneeglätte bedingten Unfälle ließ auch bei einem 32-jährigen Alkolenker in Braunau die Sicherungen durchbrennen. Ein Gleichaltriger im Auto hinter ihm kam an einer Ampel wegen Sommerreifen ins Rutschen und touchierte das Auto leicht. Der Alkoholisierte stieg aus, schnappte sich den Einheimischen und schlug ihm mit der Faust ins Gesicht.

Schnee gab es am Samstag auch in Wien, zur Erleichterung der Einsatzkräfte hielten sich aber die damit einhergehenden Behinderungen in Grenzen. Die Berufsfeuerwehr berichtete Samstagmittag auf APA-Anfrage von „kleineren Einsätzen“, das Arbeitsaufkommen sei aber überschaubar.

Der ÖAMTC appellierte an Verkehrsteilnehmende, sich vor Fahrtantritt über die aktuelle Straßen- und Wettersituation zu informieren bei Fahrten in höhere Lagen unbedingt Schneeketten mitzunehmen. Von nicht unbedingt notwendigen Fahrten derzeit abzusehen.

( SERVICE – Alle Informationen sind in Echtzeit im verkehrsmittelübergreifenden ÖAMTC-Routenplaner im Web unter www.oeamtc.at/routenplaner, in der ÖAMTC-APP (www.oeamtc.at/apps) oder als Übersicht unter www.oeamtc.at/verkehrsservice einsehbar)

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