Mit sofortiger Wirkung
Nach dem unbeabsichtigt an die Öffentlichkeit gelangten „SPÖ-Strategiepapier“ von SORA ist das Meinungsforschungsinstitut weiter um Schadensbegrenzung bemüht: Günther Ogris legt mit sofortiger Wirkung die Geschäftsführung zurück, teilte SORA am Donnerstag mit. Christoph Hofinger soll das Institut ab sofort eigenständig leiten und „nach strengen Transparenzstandards neu aufstellen“.
Mit seinem Rückzug ziehe er „die Konsequenz aus einem Fehler, den ich sehr bedaure“, meinte Ogris. „Die Entscheidung, mich nach 27 Jahren mit sofortiger Wirkung aus der SORA-Geschäftsführung zurückzuziehen, bedeutet einen persönlich und beruflich tiefen Einschnitt.“ Er werde dem Institut mit seiner Expertise etwa als Methodenexperte in anderer Funktion auch weiterhin zur Verfügung stehen.
Das von Ogris verfasste Papier für eine angestrebte Beratung der SPÖ war Dienstagabend an die Öffentlichkeit gelangt, weil er es unabsichtlich an einen falschen E-Mail-Verteiler geschickt hatte. In der Unterlage mit Strategiehypothesen zum kommenden Wahljahr wird unter anderem ein Schattenkabinett für Parteichef Andreas Babler entworfen und vorgeschlagen, wie man die Konkurrenzparteien schlecht aussehen lassen könnte. Der ORF beendete daraufhin seine Wahl-Zusammenarbeit mit SORA. Insbesondere bei Wahlen seien Glaubwürdigkeit und Objektivität in der ORF-Berichterstattung „von essenzieller Bedeutung“, argumentierte der ORF, auch soll „jeglicher Anschein von Einseitigkeit unterbunden werden“.
Ogris zog sich noch am Mittwoch aus dem Wahlanalyse-Team zurück, am Donnerstag setzte er mit seinem Rückzug aus der Geschäftsführung nun einen weiteren Schritt. „SORA hat als Institut wissenschaftliche Transparenz und Nachvollziehbarkeit immer in den Vordergrund gestellt und wird diesem Anspruch nun auch organisatorisch gerecht werden“, hieß es in der Aussendung des Instituts. Hofinger werde in den kommenden Wochen zusammen mit seinem Team eine neue Unternehmensstruktur aufsetzen, „die eine strenge und transparente Trennung der Kernkompetenz wissenschaftlicher Sozialforschung für die Öffentlichkeit von anderen Tätigkeiten gewährleistet“. Ogris zollte Hofinger „größten Respekt für seine Entscheidung“. „So wie es uns in der Sozial- und Politikforschung immer wieder gelungen ist, Vorbild zu sein und zu inspirieren, erwartet man das zu Recht auch in Sachen Transparenz und Glaubwürdigkeit von uns. Dieser Erwartung wollen und werden wir gerecht werden“, versicherte Hofinger außerdem.
Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) kritisierte unterdessen das geleakte Strategiepapier am Donnerstag im Rahmen einer Pressekonferenz. Im Burgenland brauche man für den nächsten Wahlkampf keine Agentur. „Das, was man so liest, können wir mit eigenem Personal auf jeden Fall besser“, meinte er.