Brandgefahr in Griechenland bleibt laut Zivilschutz sehr hoch
Brände in insgesamt 64 Regionen – Weniger als 15 Österreicher in den Regionen mit akuter Brandgefahr
Die Feuerwehren in Griechenland kämpfen am Montag in insgesamt 64 Regionen des Landes gegen die Flammen. Die Brandgefahr bleibt extrem hoch. Dies gilt für die Region des Großraums Athen, der Halbinsel Peloponnes und vielen Inseln der Ägäis. So werde es auch in den kommenden Tagen bleiben, warnte am Montag der griechische Zivilschutz und veröffentlichte eine Karte mit der Waldbrandgefahr. Die schlimmsten Brände tobten am Montag auf der Insel Rhodos und auf der Insel Euböa.
Erstmals seit fast zwei Wochen kündigten die Meteorologen eine Abkühlung ab Donnerstag an. Die Temperaturen sollen dann erstmals seit fast zwei Wochen von 40 bis 45 Grad auf für die Jahreszeit normale Werte von etwa 35 fallen. Am Sonntag war im Süden der Halbinsel Peloponnes 46,4 Grad gemessen worden. Das sei die vierthöchste Temperatur, die je in Griechenland gemessen wurde, teilte das Meteorologische Amt mit. Vor der Abkühlung werde es am Mittwoch noch einen letzten heißen Tag mit bis zu 46 Grad geben, sagen Wetterexperten. Die Abkühlung wird die Folge von starken Nordwinden sein. Der Zivilschutz warnte abermals: Wegen dieser starken Winde könnten erneut Waldbrände außer Kontrolle geraten.
Nicht nur auf den Inseln Rhodos und Korfu, auch in zahlreichen anderen Regionen sind in Griechenland nach langer Trockenheit Großbrände ausgebrochen. Auf Korfu sind in der Nacht auf Montag mehr als 2.400 Menschen wegen Waldbränden evakuiert worden. Feuer im Norden der Insel im Ionischen Meer hätten zur „vorsorglichen Evakuierung von 2.466 Personen“ geführt, sagte ein Feuerwehrsprecher am Montag. Bisher seien keine Häuser oder Hotels zerstört worden. Die meisten Touristen verbrachten die Nacht in einem Theater von Korfu-Stadt. Die Gefahr sei nun vorbei und die Menschen sollten nach und nach zurück in ihre Hotels, berichtete der örtliche staatliche Radiosender am Montag. Über 60 Feuerwehrleute, zwei Helikopter und zwei Löschflugzeuge sind nach Feuerwehrangaben am Montag auf Korfu im Einsatz.
Auch auf der Insel Evia, bei Karystos, und auf der Halbinsel Peloponnes nahe der kleinen Hafenstadt Egion wurden am Montag große Brände gemeldet. Auch dort wurden zahlreiche Dörfer evakuiert. Niemand sei bisher verletzt worden, teilte der Rettungsdienst mit. In allen Fällen wurden am Montagmorgen mit dem ersten Tageslicht Löschflugzeuge und Hubschrauber eingesetzt, um die Brände einzudämmen, wie der Zivilschutz mitteilte. Nach Einschätzung der Behörden könnte es noch Tage dauern, bis die Brände unter Kontrolle sind. Im Südwesten Griechenlands stiegen die Temperaturen am Sonntag auf über 46 Grad.
Auf Rhodos tobte zu Wochenbeginn zum siebenten Tag in Folge ein Großbrand. 30.000 Touristen und Einheimische mussten am Wochenende vor den Flammen flüchten, 19.000 von ihnen wurden mit Bussen und Schiffen in Sicherheit gebracht. Polizeisprecherin Konstantia Dimoglidou sprach von der „größten Brand-Evakuierung“, die es je in Griechenland gegeben habe. „Wir mussten ein Gebiet mit 30.000 Menschen evakuieren.“
Am Sonntag waren laut Außenministerium weniger als 15 Reisende aus Österreich noch in Regionen mit akuter Brandgefahr und warteten auf ihre Evakuierung. „Die österreichische Botschaft in Athen und das Honorarkonsulat in Rhodos stehen mit rund 70 betroffenen Österreicher:innen in Kontakt, die bereits von den griechischen Einsatzteams aus den akuten Brandgebieten evakuiert werden konnten“, informierte das Ministerium. Am Montag gab es vorerst keine aktuellen Informationen.
Auf Rhodos nahmen ab dem Morgengrauen zwei Helikopter und zwei Löschflugzeuge die Arbeit wieder auf, um die mehr als 260 Feuerwehrleute an Ort und Stelle zu unterstützen. Am Sonntag brannte das Feuer auf Rhodos an drei Fronten. Anhaltende Hitze und starke Winde erschwerten die Löscharbeiten zusätzlich. Wie ein Feuerwehrsprecher mitteilte, waren zehn Löschflugzeuge, acht Hubschrauber und 49 Feuerwehrwagen im Einsatz. Ein großer Teil der Mittelmeerinsel war zudem ohne Strom, da der öffentliche Energieversorger PPC aus Sicherheitsgründen das örtliche Kraftwerk im Süden abschaltete.
Der Reisekonzern TUI will bis Dienstag keine Urlauber mehr auf die Insel bringen. Einige hundert TUI Gäste aus Österreich wurden am Wochenende auf Rhodos evakuiert. „Wir haben gestern alle telefonisch kontaktiert und erreicht und waren teilweise mehrfach mit ihnen in Kontakt. Die Gäste sind wohlauf und in Sicherheit. Viele wollen auf der Insel bleiben“, teilte eine Sprecherin auf APA-Anfrage mit. „Denen, die frühzeitig abreisen wollen, ermöglichen wir dies mit den bestehenden Flugverbindungen. Aktuell sind keine Rückholflüge geplant“, so die Pressesprecherin. Gästen, die in den nächsten Tagen nach Rhodos fliegen, wird geraten, kostenlos umzubuchen. Die AUA wies darauf hin, dass es aktuell keine offizielle Reisewarnung gibt. „Derzeit kann der reguläre Flugbetrieb von und nach Rhodos aufrechterhalten werden. Der nächste Austrian Airlines Flug nach bzw. von Rhodos ist für Dienstag, den 25. Juli, geplant“, hieß es auf Anfrage der APA. Die Lage werde fortlaufend geprüft und man sei im stetigen Austausch mit den Behörden.
Hunderte von Urlaubern drängten sich am Wochenende im Flughafengebäude. Einige schliefen auf ihren Strandtüchern, während sie auf ihre Abflüge von der Insel warteten. Sie waren großteils ohne ihr Gepäck vor den Flammen geflüchtet. Der Österreicher Andreas Wöß erzählte im „Ö1“-Morgenjournal am Montag von seiner Flucht vor dem Feuer auf Rhodos. Der Mühlviertler sitzt mit seiner und einer befreundeten Familie mit insgesamt vier Kindern seit Samstag am Flughafen in Rhodos fest. Erst im letzten Augenblick wurden die Urlauber vom Hotel zur Flucht aufgefordert, zuvor war ihnen immer versichert worden, sie seien sicher. „Alle sofort raus, Gepäck da lassen“, es sei höchste Eisenbahn, habe es am Samstag bei der Rezeption geheißen. Zuvor waren ihnen schon Leute aus näher an den Bränden gelegenen Hotels entgegen gekommen und hätten geschrien „rennt“, dann sei „Panik ausgebrochen“. Die Familien flüchteten zwei bis drei Kilometer zu Fuß und wurden dann mit einem Bus zum Flughafen gebracht. Dort sitzen sie seither fest, „es gibt keine Zimmer, die ganze Insel ist ausgebucht, keine Flüge“, berichtete der Mühlviertler „Ö1“. Übernachtet wird „am kalten Marmorboden mit den Kindern“. Doch die Familien hatten noch Glück. „Im Nachhinein haben wir erfahren, dass unsere Hotels komplett abgebrannt sind inklusive unseren Gepäcks“, schilderte Wöß.
Der Brand auf Rhodos war am Dienstag ausgebrochen. Am Samstag trieben die Flammen dann plötzlich auf mehrere Dörfer zu, die Behörden gaben Evakuierungsalarm. Urlauber und auch Einheimische wurden für die Nacht in Turnhallen, Schulgebäuden und Hotel-Konferenzzentren untergebracht.
Der Brand habe „das Herz von Rhodos und seine Umwelt getroffen“, sagte der Naturkatastrophen-Experte Efthymios Lekkas dem Fernsehsender ERT. Er warnte vor schwerwiegenden Auswirkungen auf die Tourismusbranche der Insel. „Ich bin gerade von Lindos nach Gennadi gefahren“, sagte er. „Alle großen Hotels haben geschlossen. Ich glaube nicht, dass sie dieses Jahr nochmal öffnen werden, denn die Umgebung ist zerstört und lädt nicht gerade zum Urlauben ein.“
Unterdessen brachen auch auf weiteren Inseln Brände aus: Auf der zweitgrößten griechischen Insel Euböa mussten mehrere Wohngebiete infolge eines Waldbrandes evakuiert werden. Auf der beliebten Ferieninsel Korfu brachen mehrere Waldbrände aus, am späten Sonntag wurden Evakuierungen auf dem Land- und dem Seeweg eingeleitet.
Griechenland leidet derzeit unter einer extremen Hitzewelle. Im Zentrum des Landes und auf der Halbinsel Peloponnes wurden am Sonntagnachmittag Temperaturen zwischen 45 und 46,4 Grad Celsius gemessen, wie das nationale Wetterobservatorium mitteilte. Demnach erlebt das Land „wahrscheinlich“ derzeit die längste Hitzewelle seiner Geschichte.