AK rät zu Preisvergleich bei Immobilienkrediten

"Enorme Kostenunterschiede" bei Hypothekarfinanzierungen geortet – Fixe Zinsen derzeit günstiger als variable – Viele Nebenkosten

Wer eine Immobilie kauft, kann viel Geld sparen, wenn er/sie die Kreditkosten bei verschiedenen Banken vergleicht, sich also nicht nur auf die eigene Hausbank verlässt. Die Preisunterschiede „können enorm sein“, hält die Arbeiterkammer (AK) fest und verweist auf ihren aktuellen Preismonitor. Fixzinsen seien „derzeit günstiger als variable“. Zudem gebe es viele Nebenkosten, die teils runterverhandelt werden könnten.

Die variablen Sollzinsen für einen neuen Hypothekarkredit bewegten sich – bei ausreichender Bonität – zwischen 4,125 und 5,005 Prozent, die Fixzinssätze auf 20 Jahre zwischen 3,65 und 4,255 Prozent. Für den Preismonitor klapperte die AK heuer im Mai und Juni neun Finanzinstitute in Wien ab.

„Die Zinsen für Wohnkredite sind nach den Leitzinserhöhungen generell schnell angestiegen. Die Erhebung zeigt, dass fixe Zinsen für neue Wohnkredite niedriger sind als variable“, erklärte AK-Konsumentenschützerin Gabriele Zgubic am Dienstag in einer Aussendung. Die weitere Zinsentwicklung sei nicht abschätzbar. „Für Kreditnehmer:innen, die auf Berechenbarkeit setzen, sind Fixzinsen eine gute Option. Denn man weiß im Vorhinein, was monatlich zu zahlen ist“, meint die AK-Expertin.

Bei Wohnbaukrediten mit variabler Verzinsung werde gewöhnlich der reine Zinsaufschlag (Marge) auf den im Vertrag verwendeten Referenzzinssatz – zumeist der 3- oder 6-Monats-Euribor – als wichtigster Vergleichsparameter herangezogen. „Diese Zinsspanne ist verhandelbar, hängt aber in erster Linie von der Bonität ab“, betonte Zgubic.

Je besser die Bonität, desto günstiger die Zinsspanne und desto größer die Vorteile bei den Nebenkosten. Die Zinsaufschläge machten bei ausreichender Bonität je nach Bank zwischen 0,835 und 1,704 Prozent aus. Im Schnitt (Median) betrage der Zinsaufschlag 1,25 Prozent.

Eine AK-Modellrechnung für einen neuen Wohnkredit von 200.000 Euro zeigt den Angaben zufolge „beträchtliche Kostenunterschiede“. Mit ausreichender Bonität könne man bei einem Wohnkredit im Volumen von 200.000 Euro fast 41.000 Euro an Zinsen und Spesen über die gesamte 25-jährige Laufzeit sparen.

Alleine die einmaligen Nebenkosten zu Vertragsbeginn – etwa Bearbeitungs- und Eintragungsgebühr sowie Schätzkosten – schlagen sich je nach Bonität und Verhandlungsgeschick unterschiedlich zu Buche. Bei der der teureren Variante waren es mit 7.700 Euro mehr als doppelt so viel wie bei der günstigeren mit 3.260 Euro.

Bei den einmaligen und laufenden Nebenkosten komme jedenfalls einiges zusammen – neben der bereits erwähnten Bearbeitungs- und Schätzgebühr beispielsweise auch die Kreditkontoführungsgebühr.

„Die Preisunterschiede sind extrem“, strich die AK hervor. Ob es günstiger oder teurer wird, hängt nicht nur von der Bonität ab, sondern auch von der jeweiligen Bank.

So beträgt die Bandbreite bei den einmaligen Bearbeitungsgebühren laut AK-Preismonitor je nach Anbieter zwischen 0 und 2 Prozent, die laufenden Kontoführungsgebühr pro Quartal zwischen 9 und 45 Euro und die einmalige Schätzgebühr der Immobilie bis zu 600 Euro.

Ebenfalls große Preisunterschiede wiesen laufende Versicherungsprämien, einmalige Pfandrechtsgebühren und sonstige Nebenkosten auf. „Die laufend verrechneten Spesen können sich bei langen Laufzeiten ordentlich läppern – daher keineswegs vernachlässigen“, rät Zgubic.

Feilschen lohne sich. „Verhandeln Sie Zinsen und Nebenkosten“, empfiehlt die AK. „Es ist immer etwas drinnen, vor allem bei Bearbeitungsgebühr, Schätzkosten und Höhe des Zinsaufschlages“.

Weiters sei es zentral, bei Vergleichen auf den Effektivzinssatz (oder effektiven Jahreszinssatz) zu schauen. Denn dieser enthalte neben dem Sollzinssatz alle zusätzlichen Kosten.

Kreditnehmerinnen und Kreditnehmer sollten sich auch mehrere Zinsmodelle vorrechnen lassen – jeweils mehrere Szenarien mit verschieden hohen Zinsen für einen variablen und einen fix verzinsten Kredit. „So sehen Sie, wie sich steigende Zinsen auf die Höhe der monatlichen Zinszahlungen auswirken.“

Die AK rät auch, gleich beim Erstgespräch ein kostenloses und unverbindliches Musteroffert („Europäisches Standardisiertes Merkblatt“) zu verlangen. Dieses umfasst „die wichtigsten Eckpunkte und Konditionen der Finanzierung auf einen Blick“. Das erleichtert den Vergleich mit anderen Banken.

(SERVICE – Internet: https://wien.arbeiterkammer.at/hypothekarkredite)

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