Post-Gewerkschafter nach Bundesheer-Anrufung wütend

Wie viel die Österreichische Post der Corona-Einsatz des Bundesheeres kosten wird, ist noch offen. Die Hilfe wird wohl teuer, so viel steht fest. Laut Belegschaftsvertretung hätte es allerdings nie so weit kommen dürfen. „Wir haben jahrelang immer Nein gesagt zu Leiharbeitern“, erklärte Helmut Köstinger, der Vorsitzende der Gewerkschaft der Post-und Fernmeldebediensteten (GPF).

Am Mittwoch übernahm das Bundesheer den Betrieb im Logistikzentrum Hagenbrunn in Niederösterreich, am Donnerstag erfolgt dies auch im Verteilzentrum Inzersdorf im Süden Wiens. Dann werden dort bis Anfang Juni rund 250 Soldaten und Zivilbedienstete ihren Einsatz versehen, kündigte das Verteidigungsministerium an. Zu ihren Aufgaben werden etwa das Sortieren von Paketen und das Beladen von Lkw zählen.

„Aufgrund einer Vielzahl von Erkrankungen der Mitarbeiter hat sich die Österreichische Post an das Bundesheer gewandt und logistische Unterstützung in Inzersdorf angefordert. Das Bundesheer ist stets einsatzbereit und hilft mit seiner Professionalität und Stärke immer dort, wo andere nicht mehr können“, sagte Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP).

Die Sicherheitsvorkehrungen in Inzersdorf sind umfassend und streng: Das Gebäude wurde von Soldaten der ABC-Abwehrschule von Grund auf desinfiziert. Zusätzlich werden die ABC-Experten laufend zwischen den Dienstschichten alle Oberflächen und andere Kontaktflächen mittels eines Desinfektionsmittels durch eine Wischdesinfektion von Viren und Bakterien befreien. Teams stehen rund um die Uhr im Schichtbetrieb an Ort und Stelle bereit.

Seit Beginn der Coronakrise hat das Bundesheer auch schon im Lebensmittelhandel ausgeholfen, Soldaten waren da vor allem in den Warenlagern tätig. „Eine knappe Million“ Euro haben die Supermarktketten laut Bundesheer-Sprecher Michael Bauer dafür bezahlen müssen. Abgerechnet wird im Nachhinein, je nachdem wie viele Arbeitsstunden angefallen sind, auf Basis von Leistungskatalogen. Grundwehrdienern wird der Einsatz übrigens nicht extra abgegolten, sie erhalten ihre reguläre Vergütung.

Weder bei der Post AG noch beim Heer will man derzeit Prognosen zu den Kosten abgeben. „Wir gehen nach ersten Schätzungen davon aus, dass sich die Betriebskosten (am Standort; Anm.) verdoppeln werden“, sagte Post-Sprecher Markus Leitgeb. „Für uns war im ersten Moment wichtig, dass der Betrieb aufrecht bleibt. Wie die Modalitäten genau sind, das klären wir laufend ab.“

Keine Rolle spielt die Frage, wie hoch die Rechnung ausfällt, für die Gewerkschaft. „Ob das viel oder wenig kostet, ist mir wurscht. Uns geht es darum, die eigenen Menschen zu schützen“, sagte der GPF-Bundesvorsitzende Köstinger. Der Einsatz des Bundesheeres sei praktisch alternativlos. Untragbar für ihn aber ist der hohe Anteil von Leiharbeitskräften an den betroffenen Standorten, über den der Vorstand die Personalvertretung noch dazu im Unklaren gelassen habe.

Die Post beschäftige von rund 20.000 Mitarbeitern zwar nur 300 bis 500 Zeitarbeitnehmer, in Hagenbrunn und Inzersdorf seien es zuletzt aber jeweils 50 Prozent der Belegschaft gewesen, klärte Köstinger auf. „Im Vorjahr hat der Vorstand argumentiert, dass man beim Hochfahren von Hagenbrunn Leiharbeiter braucht, weil man nicht so schnell die Arbeitskräfte bekommt. Aber jetzt haben wir 500.000 Arbeitslose – da habe ich null Verständnis dafür“, ärgerte er sich nach „Krisengesprächen“ mit dem Management.

Seit Jahren schon würden Köstinger und seine Kollegen für den Aufbau von mehr Eigenpersonal werben. „Wir sind gesprächsbereit für das Weihnachtsgeschäft und auch sonst zur Spitzenabdeckung. Da lassen wir uns Leiharbeit einreden.“ Die Sache jetzt sei der Post aber „entglitten“, und man müsse einen Schnitt machen: „Wir haben gesehen, dass es mit Leiharbeitsfirmen nicht geht. Wir sehen ja die prekären Arbeitsverhältnisse dort.“ Als Gewerkschaft müsse man diesen Unternehmen „verstärkt draufsteigen. Das werden wir jetzt auch machen“.

Ganz ohne Zeitarbeitnehmer werde es aber auch nicht gehen, wenn das Bundesheer seine Arbeit in Hagenbrunn und Inzersdorf erledigt hat. „Zur Überbrückung“ werde man wieder auf die überlassenen Mitarbeiter zurückgreifen müssen, gab sich Köstinger realistisch. Doch schon jetzt werde intensiv neues Personal angeworben, das diese dann mittel- und langfristig ersetzen soll. „Dafür habe ich auch die Zusage des Vorstandes“, sagte Köstinger der APA.

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