Pflege: Korosec wünscht sich Finanzierung aus einer Hand

Die Präsidentin des ÖVP-Seniorenbundes, Ingrid Korosec, wünscht sich für die Pflege eine „Finanzierung aus einer Hand“ – derzeit tragen Bund, Länder und Gemeinden dazu bei. Korosec plädierte im APA-Interview dafür, die Finanzierung beim Bund zu konzentrieren. Eine solche Zusammenführung der Finanzströme in der Pflege sollte nach Ansicht Korosecs nur der erste Schritt sein.

Den Ländern, die damit die Hoheit über Finanzmittel verlieren würden, würde sie dafür mehr Kompetenzen bei der operativen Ausführung der Pflege vor Ort und einen Ausgleich über den Finanzausgleich anbieten. Langfristig wünscht sie sich, die Pflege und die Gesundheit gemeinsam zu finanzieren. Ob damit die Pflege auch in die Krankenversicherung integriert werden soll, lässt die Präsidentin des Seniorenbundes und des Seniorenrates offen. Wie ein gemeinsames Finanzierungsmodell dann aussehen könnte, will sie derzeit noch nicht vorwegnehmen, dieses sei im Rahmen der Pflegereform zu diskutieren und zu erarbeiten.

Während die ÖVP schon vor der Nationalratswahl eine Versicherungslösung für die Pflegefinanzierung vorgeschlagen hat, tritt Korosec derzeit für ein steuerfinanziertes Modell ein. Das wäre ihrer Meinung nach zumindest in der jetzigen Phase aus dem laufenden Budget ohne Steuererhöhungen möglich. Die Seniorenbund-Präsidentin ist überzeugt, dass die Finanzierung derzeit „ohne Beitrag des Einzelnen möglich“ ist. Ob dann vielleicht doch zusätzlich aufgrund der demografischen Verschiebung eine Versicherungslösung nötig sein wird, hänge von der Entwicklung ab und lasse sich derzeit noch nicht abschätzen. Eine eigene Pflegeversicherung wie in Deutschland kommt für Korosec aber nicht in Frage.

Nach dänischem Vorbild plädiert die Seniorenbund-Präsidentin für einen deutlichen Ausbau der Prävention. Um den Eintritt der Pflegebedürftigkeit zu vermeiden oder zumindest zu verzögern, müsse deutlich mehr in die Vorsorge investiert werden, die Kosten dafür würden sich volkswirtschaftlich rechnen. Korosec hat dafür ein System mit Anreizen im Auge. Konkret wünscht sie sich, das Modell der Selbstständigen-Krankenkasse mit einem Bonus bei Erreichung von Gesundheitszielen auszubauen. So könnte man etwa für die Absolvierung von Vorsorge-Untersuchungen oder Impfungen eine Verringerung der Rezeptgebühr andenken oder Gutscheine für ein Fitnesscenter oder für Massagen. Für jüngere Personen könnten dabei andere Anreize geboten werden als für Senioren.

Angehörige will Korosec die medizinische Pflege nicht mehr machen lassen: Angehörige sollten für die persönliche Betreuung da sein, die medizinische Pflege sollte aber von Fachkräften erledigt werden – und zwar so weit wie möglich mobil. Dafür müssten die mobilen Dienste stark ausgebaut werden. Die im Regierungsprogramm angekündigten Community Nurses hält Korosec dabei für einen wichtigen Faktor. Ziel müsse es sein, die Menschen mit fachmännischer Unterstützung so lange wie möglich daheim mobil zu halten. Korosec gesteht zu, dass die Pflegekräfte sehr gefordert sind, sie tritt deshalb für deren Entlastung ein. Die von der Gewerkschaft geforderte 35-Stunden-Woche in der Sozialwirtschaft hält sie aber nicht für den richtigen Weg.

Die ÖVP-Seniorenbund-Präsidentin betont auch die Zukunftsperspektiven des Arbeitsmarktes in diesem Bereich. Durch die Digitalisierung würden zwar Arbeitsplätze wegfallen, aber gerade in den Bereichen Pflege und Gesundheit würden künftig viele Arbeitskräfte nachgefragt. Dass nun zehn Schulversuche zur Pflegeausbildung mit zunächst 300 Schülern ab Herbst starten sollen, begrüßte Korosec. Und sie verweist darauf, dass ein in die Pflege investierter Euro zu einer Wertschöpfung von zwei Euro durch Steuern und Abgaben führt.

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