Albertina zeigt Sammlung Hahnloser

Mit einem wahren Leckerbissen der französischen Moderne lockt die Wiener Albertina: Die große Frühjahrsausstellung lädt zur Begegnung mit Van Gogh, Czeanne, Matisse und Bonnard, punktet aber ebenso dank der klaren Arbeiten eines Felix Vallotton. Gebündelt ist all das in der Sammlung Hahnloser, die im Fokus der Schau „Van Gogh, Cezanne, Matisse, Hodler“ steht.

Das Schweizer Sammlerehepaar sei ein Beispiel dafür, „was Privatsammlungen für Länder ausrichten können“, unterstrich Albertina-Generaldirektor Klaus Albrecht Schröder am Freitag. Die Schweiz habe ja – etwa im Unterschied zu Österreich – keine Adelssammlungen aufzuweisen, weshalb auch den Museen eine völlig andere Genese eigen ist. Die Sammlung der Hahnloser habe schließlich die dortige Museumslandschaft „radikal verändert“. Ausgehend von künstlerischen Landsleuten wie Vallotton, den Schröder als „große Entdeckung für Österreich“ bezeichnete, widmeten sich Arthur und Hedy Hahnloser der französischen Moderne.

Was sie Anfang des 20. Jahrhunderts im Laufe von rund 30 Jahren zusammentrugen, sei „einzigartig in Reichtum, Tiefe und Breite“, geriet Schröder ins Schwärmen. „Sie sammelten nicht, um sich zu bereichern, sondern um einen weiteren Horizont in die Schweizer Kultur und die Schweiz selbst zu bringen.“ Bis 24. Mai sind nun 80 der bedeutendsten Werke aus der Sammlung in Wien zu Gast, ergänzt um eigene Bestände und weitere Leihgaben. Eingefädelt wurde diese „wunderbare Kooperation“ (Schröder) vom ehemaligen Direktor des Kunstmuseums Bern, Matthias Frehner, der auch als Kokurator der Schau fungierte.

„Das ist ein wichtiger Kulturaustausch, weil Sie hier etwas sehen, was es so in Österreich nicht gibt“, betonte Frehner. Das sei letztlich geschichtlich durch die Feindschaft zwischen Österreich und Frankreich begründet. Nun sei ein Dialog zwischen den Sammlungen Batliner und Hahnloser möglich. „Und es braucht niemand Angst haben, es ist nämlich eine selbstverständliche Begegnung von Meisterwerken, die sich ergänzen“, fügte Frehner verschmitzt an. Inhaltlich gehe man nicht den vielleicht erwartbaren Weg einer Erwerbsgeschichte, sondern lässt die Besucher den „kunsthistorischen Entwicklungsweg“ nachvollziehen.

Entsprechend wird man zum Auftakt – neben einer großformatigen Ansicht des Gartens der Villa Flora des Ehepaars – beispielsweise von Van Goghs „Verblühten Sonnenblumen“ oder seiner Ansicht des „Nachtcafe in Arles“ begrüßt. Wenige Schritte weiter liegt der Schwerpunkt auf Cezanne, dessen „Bauer“ den melancholischen Blick gesenkt hält. Mit kräftigen Farben kann nicht nur die „Frau in Grün“ von Matisse aufwarten, auch Henri Manguins Bild der Kinder „Hans und Lisa Hahnloser“ besticht durch starke Kontraste, die die ruhige Stimmung mit Aussicht auf den Garten der Familie noch unterstreichen.

Über einen Zwischenstopp bei Henri de Toulouse-Lautrec landet man schließlich bei der von Schröder angesprochenen „Entdeckung“, Felix Vallotton: War das Sammlerehepaar vielen „ihrer“ Künstler freundschaftlich verbunden, so stand es dem in Paris lebenden Schweizer besonders nahe. Mit seinen Bildern sorgte Vallotton zum Zeitpunkt ihrer Entstehung für veritable Skandale, wurden doch allen voran seine beinahe als nüchtern zu bezeichnenden Akte in ein pornografisches Eck gerückt. „Er malte Modelle, die auf ihren Einsatz warten. So hat man Akte damals nicht dargestellt“, erläuterte Frehner. „Er hat einfach den Inhalt getilgt und nur noch die Form gezeigt.“ Paradigmatisch dafür steht das großformatige „Ruhepause der Modelle“, das durch den zentral ins Gemälde gerückten Spiegel eine weitere Ebene öffnet.

Komplettiert wird der eindrucksvolle Rundgang durch zentrale Werke Pierre Bonnards, dem erst kürzlich das Bank Austria Kunstforum eine große Präsentation gewidmet hat, sowie Ferdinand Hodler. Ein weiteres Glanzstück ist auch Edouard Vuillards „Damespiel in Amfreville“, das das Geschehen aus äußerst ungewöhnlicher Perspektive einfängt und nicht nur durch die besondere Textur förmlich zu flimmern scheint. Ein Besuch der Schau ist letztlich auch deshalb anzuraten, weil es in absehbarer Zeit die letzte Reise der Sammlung gewesen sein dürfte. Die Arbeiten sollen künftig in der Villa Flora in Winterthur, die aktuell zu einem Museum umgebaut wird, ihre Heimat finden.

Die Sammlung Hahnloser ist derzeit übrigens nicht das einzige Schweizer Gastspiel in der Albertina: Ebenfalls ab dem 22. Februar werden 15 Werke aus der Sammlung Othmar Huber im Rahmen der Schausammlung Batliner gezeigt. Darunter befinden sich so illustre Bilder wie Franz Marcs „Blaues Pferd II“ oder Picassos „Schlafende Trinkerin“.

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