Den Bundestheatern geht es „sehr gut“ – dennoch Geldbedarf

„Ein hervorragendes Ergebnis“ für das Geschäftsjahr 2018/19 hat am Donnerstagvormittag der Geschäftsführer der Bundestheater-Holding GmbH, Christian Kircher, präsentiert: „Den Bundestheatern geht es nach wie vor sehr, sehr gut“, sagte er bei der Jahrespressekonferenz. Dennoch werd eder im Juni zu erstellende nächste Drei-Jahres-Plan nicht ohne zusätzliches Geld vom Bund auskommen.

Das Bilanzergebnis des Konzerns für 2018/19 beträgt 49,5 Mio. Euro. „Das ist gut, das klingt auch gut. Das kann aber auch schnell wieder abgeschmolzen werden“, meinte Kircher – und verwies auf den jährlichen Personalaufwand von über 185 Mio. Euro (2018/19), der sich durch Kollektivvertragserhöhungen und Vorrückungen um (zu kulminierende) rund 6 Mio. Euro jährlich erhöhe, und in dem Zusammenhang auch auf das „Zauberwort Valorisierung“: „Ich habe mich gefreut, dass im neuen Regierungsprogramm die Valorisierung zumindest beabsichtigt ist.“ Denn gebe es nicht mehr Geld, müsse man das Angebot einschränken.

Ob die derzeit 162,9 Mio. Euro jährliche Basisabgeltung des Bundes schon im nächsten Budget angehoben werden, hängt vom zuvor für Kultur verantwortlichen Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) und der neuen Kunst- und Kulturstaatssekretärin Ulrike Lunacek (Grüne) ab. Nach einem ersten längeren Gespräch habe er den Eindruck, Lunacek sei „sehr ernsthaft bemüht, die Anliegen der Kultur wahrzunehmen“, meinte der Holding-Chef, der in seinem vierten Amtsjahr nun bereits den bzw. die fünfte politisch Verantwortliche als Gegenüber hat.

Durch den Unterschied zwischen Budgetjahr des Bundes und dem an der Spielsaison orientierten Geschäftsjahr der Bundestheater gibt es finanziellen Spielraum: Da 2017/18 rund 8 Millionen Euro mehr vom Bund abgerufen wurden, liegt das neue Konzern-Betriebsergebnis mit 4,8 Mio. Euro deutlich unter dem des Vorjahres, das negative Jahresergebnis von 2,3 Mio. Euro erklärte Kircher mit einer Gewinnrücklage von über 6 Millionen: „Wir sind unterm Strich positiv.“

Das in der Konzernbilanz ausgewiesene Eigenkapital von 85,7 Mio. Euro sieht Kircher „unglaublich positiv. Noch vor vier Jahren war das problematisch.“ „Es ist uns gelungen, den Konzern zu konsolidieren“, sieht Kircher die Bundestheater „auf dem richtigen Weg“.

„Wir haben einen Marathon an Arbeitspaketen hinter uns“, so Kircher. Diese betreffen neben Compliance-Aktivitäten und dem Lobbying für ein neues Bundestheater-Pensionsgesetz, das im Dezember beschlossen wurde, etwa die Überprüfung der über 20 Jahre alten Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Culturall, die in eine für das Frühjahr geplante Neuausschreibung des Kartenvertriebssystems gemündet ist.

Bezüglich der Neuaufstellung der Ballettakademie verwies Kircher auf das am Mittwoch bekannt gegebene Team von vier internationalen Experten, das ein „strategisches Gesamtkonzept für die Zukunft“ erarbeiten soll. Die neue Leitung der Ballettakademie soll im September 2020 antreten. Der Mietvertrag für die Bundestheaterkassen in der Operngasse wurde gekündigt, im Gegenzug hat man den Pachtvertrag des Cafes in der Oper auslaufen lassen, um hier ein neues Besucherzentrum zu etablieren.

Auch für die einzelnen Bühnengesellschaften wurden „Höchstwerte“ bei Kartenerlösen und Besucherzahlen vermeldet. Zu den 57,4 Mio. Euro an Kartenerlösen (plus 6 Prozent) trug die Staatsoper mit 38,1 Mio. (plus 7 Prozent) am meisten bei, gefolgt vom Burgtheater mit 9,7 Mio. (plus 1 Prozent) und der Volksoper mit 9,5 Mio. (plus 6 Prozent).

628.002 Besucher (plus 3 Prozent) kamen 2018/19 in die Staatsoper, 414.768 (plus 4 Prozent) in das Burgtheater und 311.986 (plus 4 Prozent) in die Volksoper (jeweils inkl. aller Nebenspielstätten, Anm.). Die Sitzplatzauslastung betrug in der Staatsoper 98,4 Prozent, im Burgtheater 82,2 Prozent und in der Volksoper 80,4 Prozent.

Auch die aktuelle Saison entwickle sich bisher (Stichtag 31. Jänner) außerordentlich gut, versicherte der Holding-Chef. Die Auslastung liege derzeit in der Staatsoper bei über 98 Prozent, in der Volksoper bei 89 Prozent und im Burgtheater bei deutlich über 80 Prozent.

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