Sanders gewinnt Vorwahl der Demokraten in New Hampshire

Großes Comeback von Bernie Sanders, herbe Niederlage für Joe Biden: Der linksgerichtete Senator Sanders hat die wichtige Präsidentschaftsvorwahl der US-Demokraten im Staat New Hampshire für sich entschieden. Ex-Vizepräsident Biden, der lange Zeit zu den Top-Favoriten für die Kandidatur gegen Präsident Donald Trump gezählt worden war, landete am Dienstag nur auf dem fünften Platz.

„Dieser Sieg hier ist der Anfang vom Ende für Donald Trump,“ sagte der 78-jährige Sanders aus dem benachbarten Staat Vermont vor jubelnden Anhängern in New Hampshire. Laut US-Sendern holte Sanders in New Hampshire 26 Prozent. Hinter ihm folgten die moderat-pragmatischen Bewerber Pete Buttigieg (24 Prozent) und Amy Klobuchar (20 Prozent). Dahinter rangierten die linksgerichtete Senatorin Elizabeth Warren mit neun Prozent und Biden, der lediglich auf acht Prozent kam.

Sanders hatte bereits vor vier Jahren bei den Vorwahlen der Demokraten für Furore gesorgt – damals erhielt er freilich 60 Prozent der Stimmen. Letztlich war er damals aber im internen Rennen der früheren Außenministerin Hillary Clinton unterlegen, die dann die Präsidentschaftswahl gegen Trump verlor. In die jetzige Vorwahl in New Hampshire war Sanders als Favorit gezogen. Schon 2016 hatte er dort gesiegt.

Allerdings ziehen sich die Vorwahlen monatelang hin und sind mit vielen Unwägbarkeiten behaftet. In New Hampshire fand erst die zweite Vorwahl statt. Bei der ersten Abstimmung vergangene Woche in Iowa hatte der erst 38-jährige Ex-Bürgermeister Buttigieg einen Überraschungssieg errungen, allerdings laut offiziellem Ergebnis nur mit hauchdünnem Vorsprung vor Sanders. Die Iowa-Vorwahl wurde durch eine schwere technische Auszählungspanne beeinträchtigt. Sanders will deshalb das Ergebnis überprüfen lassen.

Biden wiederum hatte bereits in Iowa einen schweren Rückschlag erlebt. Der 77-Jährige landete dort nur auf Platz vier. Seine erneute Niederlage in New Hampshire schien Biden vorausgesehen zu haben. Er verbrachte den Wahltag in South Carolina, wo am 29. Februar eine der nächsten Vorwahlen stattfindet. Der Ex-Vizepräsident hofft in dem Südstaat auf Auftrieb für seine Kampagne, wobei er auf starken Rückhalt durch afroamerikanische Wähler setzt, denn weder Buttigieg noch Klobuchar haben diese Gruppe bisher überzeugen können.

Im Gegensatz für Biden war die Vorwahl in New Hampshire für die Senatorin Klobuchar, die wie Biden und Buttigieg den moderaten Parteiflügel vertritt, ein Erfolg. Ihr dritter Platz mit 20 Prozent ist ein beachtliches Ergebnis. In Iowa war Klobuchar noch hinter Biden auf dem fünften Platz gelandet.

Nach der Wahl warfen drei weitere Bewerber das Handtuch. Nach der Schließung der Wahllokale in New Hampshire erklärten zunächst der Unternehmer Andrew Yang und Michael Bennet, ein Senator aus Colorado, sie würden ihre Kampagnen angesichts ihres schwachen Abschneidens beenden. Am Mittwoch verkündete auch Deval Patrick, früherer Gouverneur des US-Staates Massachusetts, auf Twitter seinen Rückzug aus dem Rennen. Alle drei Demokraten hatten in New Hampshire nur einen Stimmanteil im unteren einstelligen Prozentbereich erreicht, Patrick und Bennet sogar nur unterhalb von einem Prozent.

Zu den verbliebenen Präsidentschaftsbewerbern bei den Demokraten gehört der Medienmilliardär Michael Bloomberg. Er hat allerdings eine ungewöhnliche Strategie gewählt und lässt die ersten Vorwahlen aus. Der 77-Jährige will sich auf den sogenannten Super-Dienstag am 3. März konzentrieren, an dem gleichzeitig Vorwahlen in 14 Staaten stattfinden.

Zu Beginn der Vorwahl in New Hampshire konnte Bloomberg dennoch einen kleinen Überraschungserfolg landen: In dem Weiler Dixville Notch im Norden des Staats, wo die abgegebenen Stimmen der fünf Wahlberechtigten direkt nach Mitternacht gezählt wurden, gewann der Milliardär überraschend – obwohl sein Name gar nicht gedruckt auf den Wahlzetteln zu finden war. Der Gründer der gleichnamigen Finanznachrichtenagentur hat bisher mehr als 250 Millionen Dollar (229,34 Mio. Euro) im Wahlkampf ausgegeben.

Die Vorwahlen werden sich noch bis Juni hinziehen. Im Juli werden die Demokraten dann bei einem Parteitag ihren Kandidaten oder ihre Kandidatin für die Präsidentschaftswahl im November offiziell nominieren.

Die Demokraten streiten seit Monaten über den grundsätzlichen politischen Ansatz. Der linke, „progressive“ Flügel wird von Sanders und Warren vertreten. Sie machen sich für höhere Steuern für Reiche, die Abschaffung privater Krankenversicherungen zugunsten eines staatlichen Systems und einer strengeren Kontrolle von Konzernen und der Finanzbranche stark. Ihre gemäßigten Parteikollegen wie Buttigieg, Klobuchar und Biden halten dies für zu radikal und befürchten, damit im November wichtige Wähler des Zentrums abzuschrecken. Die Vorstellung von Sanders als Präsidentschaftskandidaten lasse beim demokratischen Establishment inzwischen „eine gewisse Panik aufkommen“, sagte der demokratische Berater Joel Payne.

US-Präsident Donald Trump gewann bei den Republikanern wie schon in Iowa erwartungsgemäß mangels eines wirklichen Konkurrenten mit großem Abstand im New Hampshire.

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