„Joy“ großer Gewinner beim 10. Österreichischen Filmpreis

Mit vier Preisen in den Königskategorien hat sich Sudabeh Mortezais Prostituiertenporträt „Joy“ am Donnerstagabend in Grafenegg zum großen Gewinner des 10. Österreichischen Filmpreises gekrönt: Das Werk konnte in einem starken weiblichen Jahrgang sowohl die Sparten Bester Film, Regie und Drehbuch als auch die Hauptdarstellerinnenkategorie mit Joy Anwulika Alphonsus für sich entscheiden.

Joy schlug Joe war dabei gewissermaßen die Devise, denn während die erkrankte Sudabeh Mortezai ihre vier Preise (aus sechs Nominierungen) nicht entgegennehmen konnte, musste „Little Joe“-Regisseurin Jessica Hausner persönlich gar nicht ins Rampenlicht treten. Ihr in Cannes mit dem Darstellerinnenpreis an Emily Beecham gewürdigter Psychothriller konnte lediglich drei seiner zehn Nominierungen in Preise ummünzen: Maske (Heiko Schmidt), Schnitt (Karina Ressler) und Szenenbild (Katharina Wöppermann).

Bei den Schauspielern konnte Tobias Moretti für seine Leistung in Hüseyin Tabaks Sportdrama „Gipsy Queen“ die Ehrung des besten Darstellers entgegennehmen – und zeigte sich gerührt, dass seiner Interpretation eines räudigen Ex-Boxers solche Aufmerksamkeit zuteilwerde. Und während sich bei den Nebendarstellerinnen Pia Hierzegger als suizidale Psychiatriepatientin in „Der Boden unter den Füßen“ freuen konnte, wurde ihr beruflich verhinderter Partner Josef Hader als Vater in Gregor Schmidingers experimenteller Coming-of-Age-Geschichte „Nevrland“ gewürdigt. Der Debütspielfilm des Nachwuchsregisseur schaffte es insgesamt auf drei Auszeichnungen (zusätzlich noch Kamera und Ton).

Zum Jubiläum gab es auch eine neue Kategorie, wird ab sofort doch auch jener Film mit den meisten Zuschauerinnen und Zuschauern im Kino geehrt: Die Callboykomödie „Love Machine“ von Andreas Schmied mit Thomas Stipsits in der Titelrolle holte hier den Preis. Für einen eher emotionalen Moment sorgte indes der überraschend vergebene Ehrenpreis für Verdienste um die Filmakademie: Gründungsmitglied Josef Aichholzer wurde mit Standing Ovations bedacht und appellierte an die Einheit der gesamten Branche.

Ansonsten setzte die Österreichische Filmakademie als Ausrichter der Gala zum zehnjährigen Bestehen primär auf das Nachhaltigkeitsthema – nachdem in den Vorjahren der Protest gegen die Diskriminierung von Frauen in der Branche im Zentrum gestanden hatte. „Green Filming“ lautete das Motto des Abends, für dessen Regie zum zweiten Mal Mirjam Unger verantwortlich zeichnete, die dafür auf Bäume und Schilf als Deko setzte – sowie im Sinne des Recycelns unter anderem auf die alten Sessel des Volkstheaters.

„Ist Kino vielleicht die nachhaltigste Art, Filme zu schauen?“, stellte Moderatorin Salka Weber die rhetorische Frage angesichts der desaströsen CO2-Bilanz des Streamens. „Heute ist alles so nachhaltig und bio, dass man sogar den Programmzettel essen kann“, animierte auch Akademie-Präsidentin Ursula Strauss zum vegetarischen Genuss. Schließlich strebt die Filmakademie die Zertifizierung zum Österreichischen Umweltzeichen an. Ein Zeichen der anderen Art setzte indes Co-Moderator Markus Schleinzer, der sich zum feierlichen Anlass in ein feierliches Ballkleid geschmissen hatte – der optische Höhepunkt eines feierlichen Abends.

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