Van der Bellen bei Gedenken zur Auschwitz-Befreiung in Polen

Bundespräsident Alexander Van der Bellen hat am Montag anlässlich des 75. Jahrestages der Befreiung des NS-Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau am Gedenken in Polen teilgenommen. „Auschwitz zu besuchen ist nicht leicht. Aber es ist notwendig“, teilte er im Vorfeld der Zeremonie mit. Gleichzeitig verwies er erneut auf die Mitverantwortung Österreichs am Holocaust.

Er empfinde „tiefes Entsetzen“ darüber, was im KZ Auschwitz den Menschen angetan wurde., meinte Van der Bellen. Opfer der „nationalsozialistischen Vernichtungsmaschinerie“ seien auch Zehntausende Menschen aus Österreich gewesen. Gleichzeitig, so der Bundespräsident, „empfinde ich Scham“. Viele Österreicherinnen und Österreicher hätten bei dem „barbarischen Verbrechen“ als Täterinnen und Täter „mitgewirkt“. „Allzu viele Landsleute liefen mit, schauten weg, zu wenige leisteten Widerstand“, kritisierte der Bundespräsident. Van der Bellen hatte am vergangenen Donnerstag bereits am internationalen Holocaust-Forum in Yad Vashem teilgenommen.

Begleitet wird Van der Bellen nach Polen von seiner Frau Doris Schmidauer, EU-Ministerin Karoline Edtstadler (ÖVP), den Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG), Oskar Deutsch, sowie dem Auschwitz-Überlebenden Viktor Klein. Es ist der erste Besuch des Bundespräsidenten in Auschwitz.

Polens Präsident Andrzej Duda forderte dazu auf, das Gedenken an die Gräueltaten in Auschwitz-Birkenau zu bewahren und eine Wiederholung der Geschichte zu verhindern. Im Namen der Republik Polen erneuere er die Verpflichtung, die Erinnerung zu pflegen und die Wahrheit darüber zu schützen, was in Auschwitz passiert sei, sagte er beim Gedenken in Auschwitz. Er forderte die Gäste dazu auf, vor den letzten Überlebenden und Augenzeugen die gemeinsame Verpflichtung einzugehen, „die Botschaft und die Warnung für die Menschheit, die von diesem Ort ausgehen, in die Zukunft zu tragen.“

Einheiten der sowjetischen Roten Armee erreichten am 27. Jänner 1945 den Lagerkomplex Auschwitz und befreiten mehr als 7.000 noch lebende Häftlinge. Viele von ihnen starben jedoch innerhalb kurzer Zeit an den Folgen von Hunger, Krankheiten und Erschöpfung.

Vor einer Ausbreitung des Antisemitismus weltweit warnte unterdessen UNO-Generalsekretär Antonio Guterres. „Wir müssen dieses Phänomen als das bezeichnen, was es ist“, sagte er bei einer Gedenkveranstaltung im Hauptquartier der Vereinten Nationen in New York. Der wachsende antisemitische Hass löse eine globale Krise aus. Der UNO-Chef führte Verbrechen gegen Juden in den vergangenen Wochen in den USA an, betonte aber vor allem den signifikanten Anstieg antisemitischer Taten in Europa. In Frankreich und Großbritannien hätten die durch Judenhass motivierten Verbrechen deutlich zugenommen.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron warnte bei der Wiedereinweihung des restaurierten Pariser Holocaust-Denkmals vor einer „unerträglichen Wiederbelebung“ des Antisemitismus. Diese sei nicht das Problem der Juden, sondern das Problem aller. Frankreich werde bei der Bekämpfung des Antisemitismus unnachgiebig sein, so Macron. In Frankreich müssten derzeit 868 jüdische Kultstätten verstärkt bewacht werden, so der französische Staatschef.

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