IGGÖ feiert 40-jähriges Bestehen

Die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) hat am Sonntag mit einem Festakt ihr 40-jähriges Bestehen gefeiert. Präsident Ümit Vural erklärte, das „Zerrbild, das über die letzten Jahre und Jahrzehnte entstanden ist – auch durch unsere eigenen Fehler und Momente der Mutlosigkeit“ ersetzen zu wollen. Bundespräsident Alexander Van der Bellen betonte in seiner Rede den Zusammenhalt.

40 Jahre IGGÖ bedeute auch 40 Jahre österreichische Geschichte, sagte Vural. „Denn die gesetzliche Anerkennung des Islam ist – wenn sie mir die Bemerkung gestatten – eine Qualitätsidee alt-österreichischer Prägung.“ Dank dessen könnten österreichische Musliminnen und Muslime im Rahmen einer anerkannten Religionsgesellschaft ihre religiösen Pflichten wahrnehmen, muslimisches Leben fördern und ihres eigenen Glückes Schmied sein.

„Wir mussten leider beobachten, wie in den letzten Jahren wieder Gräben aufgerissen wurden, Gräben zwischen den Bürgern Österreichs“, so Vural. Anti-muslimischer Rassismus etwa sei kein Kavaliersdelikt. „Es ist ein Delikt. In all seinen Formen. Ein Vergehen, das vor nichts und niemandem halt zu machen scheint.“ Wenn eine Bevölkerungsgruppe leidet und diskriminiert wird, so leide in Wahrheit die ganze Gesellschaft und unsere Demokratie als Ganzes darunter.

Für den IGGÖ-Präsidenten darf es keine Rolle spielen, „ob wir muslimisch sind, agnostisch oder noch unentschieden sind. Ob wir in Österreich geboren oder erst gestern zugereist sind“. Wichtiger sei „die Liebe zu Österreich und jenen Ideen, die es groß gemacht haben schätzen und bewahren wollen“, wie etwa Demokratie und Freiheit – „eben auch die Religionsfreiheit und Selbstbestimmung, eben auch in der Wahl der Kleidung und Kopfbedeckung“.

„Gutes Zusammenleben gelingt nur im Dialog miteinander“, betonte Bundespräsident Van der Bellen. Das setze auch voraus, dass man akzeptiert, dass es unterschiedliche Meinungen und Positionen gibt. Es sei erfreulich, dass in Österreich der Dialog mit dem Staat und der Dialog der Religionsgemeinschaften untereinander gut funktioniere. „Religionsgemeinschaften wie die Ihre sind wichtige Stimmen im öffentlichen Diskurs“, sagte er. „Hundert Jahre nach dem Islamgesetz ist es ja wohl an der Zeit, den Islam in Österreich nicht als das ewig Fremde zu sehen“, appellierte Van der Bellen. „Zusammen sind wir eine Gesellschaft.“

Vural hatte zuvor mit dem Wunsch einer großen Moschee für jedes Bundesland aufhorchen lassen. Die IGGÖ sollte „zumindest in jedem Bundesland eine Moschee haben mit dem Sitz der Religionsgemeinde, wo man einen Ansprechpartner hat“, sagte er im Interview mit der „Presse am Sonntag“.

„Wenn man eine Religionsgemeinschaft in einem Bundesland besucht, gibt es eine eigene Kirche oder Synagoge. Es spricht ja nichts dagegen, dass wir auch eine eigene Moschee haben“, argumentiert Vural. Statt zwei kleinere Moscheen in unmittelbarere Nähe zu errichten, wünsche er sich „dass man zusammen eine würdigere größere Moschee aufbaut“. Anders als für den früheren IGGÖ-Präsidenten Anas Schakfeh, der mit genau dieser Forderung 2010 für Wirbel im Wiener Wahlkampf gesorgt hatte, ist für Vural ein Minarett dabei „keine Pflicht“. „Man kann das modern und für die Öffentlichkeit vereinbar gestalten“, sagte er.

Die FPÖ warnte angesichts des Wunsches des Präsidenten vor einer „schleichenden Islamisierung“. „Dieser Entwicklung müssen wir entschieden entgegentreten. Der Islam ist nicht Teil unserer Geschichte und unserer Kultur – und wird das auch nie werden“, so FPÖ-Bundesparteiobmann Norbert Hofer am Sonntag.

Vural kündigte im Interview außerdem an, die Klage gegen das Kopftuchverbot an Volksschulen demnächst einbringen zu wollen: „Nun haben wir uns gewissenhaft vorbereitet, haben Gutachten eingeholt und werden Ende November, Anfang Dezember den Verfassungsgerichtshof anrufen können.“

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